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Karlstadt
Nach Nationalpark-Streit: Kommt ein Biosphärenreservat Spessart?
Der erste Schritt wäre eine Machbarkeitsstudie. Kreisrat Roos empfahl, schnell auf die Kommunen zuzugehen, damit sich die Fronten nicht wieder verhärten – wie bei der Nationalpark-Debatte.
Teile Main-Spessarts könnten zum UNESCO-Biosphärenreservat werden. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg. 
Foto: Carolin Schulte | Teile Main-Spessarts könnten zum UNESCO-Biosphärenreservat werden. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg. 
Corbinian Wildmeister
Corbinian Wildmeister
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:06 Uhr

Im Ausschuss für Landkreisentwicklung hat Sachgebietsleiter Sebastian Kühl am Donnerstagmorgen dargestellt, wie es weitergehen soll mit der Idee eines möglichen Biosphärenreservats Spessart. In einem Beschluss vom 28. Juni hatte der Ausschuss für Umwelt und Nachhaltigkeit die Verwaltung damit beauftragt, sich mit dieser Thematik zu beschäftigen.

Im Herbst und Sommer wurden laut Kühl daher zwei Infofahrten in ausgewiesene Biosphärenreservate unternommen, in die Rhön und in den Pfälzer Wald. Zudem haben sich die unterschiedlichen Akteure in zahlreichen Videokonferenzen besprochen. "Der ursprüngliche Gedanke, eine Machbarkeitsstudie durchzuführen, hat sich verfestigt", sagte Kühl über das bisherige Ergebnis dieser Gespräche. Das Reservat sei eine Chance für den Landkreis. Landrätin Sabine Sitter (CSU) bemerkte, dass sie bisher ein "positives Stimmungsbild" wahrgenommen habe.

Die Entscheidungsgrundlage für das Reservat

Biosphärenreservate sind von der UNESCO (Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation) anerkannte Modellregionen. In ihnen sollen nachhaltige Wirtschaftsformen, Naturschutz, Forschung und Bildung gefördert werden. In Deutschland gibt es aktuell 16 solcher Reservate. Bei einem möglichen Biosphärenreservat Spessart würden die Landkreise Main-Spessart, Miltenberg und Aschaffenburg sowie die Stadt Aschaffenburg eine Kooperation eingehen. Wenn Anfang kommenden Jahres positive Beschlüsse der jeweiligen Gremien für eine Machbarkeitsstudie vorlägen, könne eine Ausschreibung beginnen, so Kühl.

Hinter so einer Studie verbirgt sich ein Prüfprozess und ein Beteiligungsprozess. Zum einen wird die formale Umsetzbarkeit eines Biosphärenreservats überprüft. Dazu hat die UNESCO rund 40 Kriterien aufgestellt, die zu erfüllen sind, um den Status Biosphärenreservat zu erlangen. Zum anderen wird bei so einer Studie die Akzeptanz der verschiedenen Akteure in der Region ausgelotet. Letztlich ist die Machbarkeitsstudie die Entscheidungsgrundlage, ob die Idee eines Reservats weiter verfolgt werden soll oder nicht.

Etwa 200 000 Euro für Machbarkeitsstudie 

Harald Schneider (SPD) wollte wissen, was der Kreistag als Nächstes tun muss, um das Vorhaben voranzutreiben. Wie Sebastian Kühl erläuterte, sind zwei Beschlüsse zu fassen: Einerseits muss die Studie selbst bezahlt werden. Es entstünden dabei Sachkosten in Höhe von schätzungsweise 200 000 Euro. Der Freistaat Bayern fördere diese Studie jedoch mit 50 Prozent und die übrigen Kosten würden sich die vier Kooperationspartner teilen. 

Andererseits brauche es einen "Kümmerer", der den Prozess begleitet, erklärte Kühl. Nach den Erfahrungen anderer Regionen ist es nötig, eine Vollzeitstelle zu schaffen. Auch die Hälfte dieser Personalkosten wird durch Landesmittel gedeckt. Beiden Kostenpunkten muss der Kreistag noch zustimmen. "Man sieht, dass der Wille aus der Region kommt", so Sitter. Das "geschlossene Auftreten" der vier Gebietskörperschaften sei eine Stärke. Wenn die Staatsregierung sehe, dass "der Impuls von uns kommt", stelle er auch die entsprechende Unterstützung zu Verfügung.

Kommunen lagen bei Nationalparkdebatte in "Schützengräben"

Bei der Erstellung der Machbarkeitsstudie ist laut Sebastian Kühl mit einem Zeitraum von 15 Monaten zu rechnen. Neben der Forschungsarbeit sei ein großer Teil der Aufgaben auch die Kommunikation. Richard Roos (UGM) gab zu bedenken, dass in der Diskussion um einen Nationalpark die Holzrechte immer ein "Totschlagargument" gewesen sein.

Er wünsche sich daher, dass der Kreis auf die wenigen betroffenen Kommunen rechtzeitig zugeht. Denn als diese erstmal in "ihren Schützengräben" gelegen hätten, sei nicht mehr mit ihnen zu verhandeln gewesen. Landrätin Sabine Sitter antwortete, dass sie Vertreter der Kommunen vereinzelt schon mit einbezogen habe, dass sie die Idee von Roos aber gerne aufgreifen wolle. 

 
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