Der Wind scheint sich zu drehen: Lange blies er der Firma Lenz Ziegler Reifenscheid (LZR) eher wie ein Sandsturm entgegen, nun scheint die Akzeptanz für den Abbau von Sand und Kies an der Mainschleife eher wieder zu wachsen. Das zeigte sich vor kurzem im Sommeracher Gemeinderat: Dort stimmte der Gemeinderat nicht nur der Planung einer neuen Grube der Firma Heidelberger zu, sondern die Bürgermeisterin sprach auch vom geplanten Neubaugebiet und davon, auf Rohstoffe angewiesen zu sein.
Auch bei der Sitzung des Volkacher Stadtrats wehte der neuen Abbaufläche hinter der Bördleingrube zwischen Astheim und Escherndorf ein eher laues Lüftchen entgegen. Dabei hatte das Gremium noch vor gut einem Jahr einen sogenannten Grünordnungsplan beschlossen. Darin ist der Schutz des Gebiets "Eichholz und Am Wert", das am Altmain liegt, festgehalten. Oberste Priorität: Flora und Fauna sowie alte Obstbaumbestände sollen bleiben. Sandabbau sieht der Grünordnungsplan dort folglich nicht vor.
Die rund zwei Hektar große Fläche liegt noch dazu im Landschaftsschutzgebiet Volkacher Mainschleife und ist als Vogelschutzgebiet ausgewiesen. Doch wie passt all das zu den Plänen von LZR, dort ein neues, großes Loch zu buddeln?
An der Stelle kommt eine neue Idee ins Spiel: Statt auf Konfrontationskurs mit der Firma LZR zu bleiben, könnte man doch auch versuchen, das Buddeln an sich zu erlauben, aber die anschließende Gestaltung von vornherein mitzuentscheiden. Sehr vereinfacht war das die Option, die Volkachs Bürgermeister Heiko Bäuerlein in der Astheimer Bürgerversammlung vorgestellt hatte. Und diese wollte der Stadtrat auf jeden Fall abwarten, bevor er über das weitere Vorgehen entschied.
Meinung bei der Astheimer Bürgerversammlung war eindeutig
Als "extrem diszipliniert, extrem pragmatisch" beschrieb Bäuerlein den Abend in dem Stadtteil, in dem er selbst wohnt. Die Meinung der fast 80 anwesenden Anwohnerinnen und Anwohner sei gewesen, dass man lieber mit LZR verhandeln solle, als einen Gerichtsprozess zu riskieren.
Denn diese Gefahr lauert im Hintergrund: Die Firma LZR hat die neuen Flächen hinter der rund zehn Hektar großen Bördleingrube von Privatleuten gekauft und ist nun deren Eigentümer. Verweigert man ihr über den Grünordnungsplan indirekt den Sandabbau dort, sieht sie sich in ihren Eigentumsrechten beschränkt. Eine Normenkontrollklage gegen den Grünordnungsplan wäre die Folge; er könnte für nichtig erklärt werden. Ohne diesen steigt aber die Wahrscheinlichkeit deutlich, dass nach dem Buddeln ein See als einfachere Lösung bleibt, statt die Flächen wieder zu verfüllen – wie es sich Stadtrat und Bürger wünschen.
Städtebaulicher Vertrag mit LZR statt Blockadehaltung?
Eine Menge "hätte, wäre, wenn", aber das Risiko ist real, die Bestimmungshoheit über die Rekultivierung zu verlieren. Die andere Möglichkeit, erläuterte der Bürgermeister, sei ein städtebaulicher Vertrag mit der LZR. Und auch die Firma selbst "möchte gerne eine einvernehmliche, kooperative Lösung herbeiführen und keinen Konfrontationskurs", hieß es in der Sitzungsvorlage.
Deren Vertreter Christian Reifenscheid und Cornelius Schmid hatten dieses Ziel schon in der Bürgerversammlung erläutert und lauschten nun aufmerksam der Diskussion des Stadtrats. CSU-Fraktionssprecher Uwe Koßner hielt die Verhandlungen mit LZR für ein Muss: "Das Votum der Astheimer Bürger war mehr als klar. Sie haben uns quasi den Auftrag gegeben, diesen städtebaulichen Vertrag zumindest vorzubereiten."
Ganz anders sahen das Elmar Datzer (Bürgerliste) und Cengiz Zarbo (FWG), der befürchtete, die Bürger seien durch einen "dramatisierenden Vortrag" beeinflusst worden: "Wir haben einen Grünordnungsplan und an den sollte man sich halten." Zarbos Fraktionskollege Mathias Krönert und Moritz Hornung (Grüne) verwiesen hingegen auf gute Gespräche mit der Firma LZR, bei denen ihre Bedenken ausgeräumt worden seien.
Einen weiteren, mehrfach genannten Aspekt brachte Felix Engert (FWG) auf den Punkt: "Das nachhaltigste ist für mich immer noch, wenn die Rohstoffe aus der Region kommen." Verarbeitet werden diese nämlich direkt im Astheimer Betonwerk. Sein Fraktionskollege Herbert Römmelt mahnte mit Blick auf zigfach verlängerte Laufzeiten von LZR-Gruben allerdings zur Vorsicht: "Es sind nicht alle Verträge eingehalten worden, die in den vergangenen Jahrzehnten geschlossen wurden."
Letztlich überwog aber die Meinung, dass man den städtebaulichen Vertrag mit LZR angehen will. Rückenwind für den regionalen Abbau von Rohstoffen war das zwar noch nicht, aber vom Sandsturm früherer Tage weit entfernt.
-> Gesetzt dem Fall, dass hierbei Profitgier nicht oberste Priorität hat, wäre all‘ das auch durchaus denkbar und theoretisch möglich (kurzgelacht).
Das nachhaltigste ist für mich so wenig Rohstoffe wie möglich zu verbrauchen (langgelacht).
Für die neue, wesentlich kleinere Grube sind meiner Erinnerung 15 Jahre geplant. Das entsprach überschlägig der gleichen Zeit/ha. Ein Witz und muss deutlich reduziert werden sowie mit deftigen Vertragsstrafen ein Anreiz geschaffen bzw. an einen schnelleren Rückbau der Bördleinsgrube gekoppelt werden. Das es schnell gehen kann, wenn man will, konnte man letztes Jahr sehen.
Auf die Frage warum aus der verbleibenden Bördleinsgrube kein Wassereservoir für den Weinbau gemacht wird konnte in der Bürgersitzung H. Bäuerlein beantworten.
Hier sollten sich vielleicht mal die Behörden an einen Tisch setzen und überlegen ob es nicht sinnvoller wäre jetzt eine Ausnahme zu machen und ein existierendes Loch zu nutzen an Stelle in 10 Jahren für Millionen zu Lasten der Steuerzahler ein Neues zu graben. Mitdenken und Steuern sparen ist Staatsdienerpflicht.