
Es gibt einen Grundsatz, den schon Kindergartenkinder lernen: Versprochen ist versprochen, das wird auch nicht gebrochen. Der gilt auch noch unter Erwachsenen, wird im geschäftlichen Bereich dann aber Vertrag genannt. Im Fall des Sand- und Kiesabbaus am Elgersheimer Hof in Fahr wird es allerdings ein wenig komplizierter: Seit 1987 baut Lenz-Ziegler-Reifenscheid (LZR) dort die wichtigen Rohstoffe ab, Versprechen aus der Anfangszeit wurden dort definitiv nicht eingehalten.
Denn eigentlich sollten der Abbau und auch die Rekultivierung dort längst beendet sein. Verträge verletzt wurden dabei trotzdem nicht, denn die Genehmigung wurde immer wieder verlängert. Der wichtigste Grundsatz dafür ist, vereinfacht gesagt: Die Unternehmen dürfen und sollen sogar länger buddeln, wenn sie doch mehr Sand und Kies finden als ursprünglich angenommen. Und das ermöglichte im Lauf der Jahrzehnte auch die Weiterentwicklung der Fördertechniken.
Rohstoffe sollen vollständig ausgebeutet werden
Den genannten Grundsatz bestimmt nicht das Kitzinger Landratsamt, sondern der Regionalplan, der sich aus dem Landesentwicklungsplan ableitet. Und dieser fordert die "möglichst vollständige Ausbeute der Lagerstätte oberflächennaher Rohstoffe". Das sei bei zunehmend knapper Rohstoffversorgung erforderlich, "insbesondere bei der Versorgung mit Sand und Kies". So weit die Theorie.

In der Praxis sieht es so aus: Den Fahrer Bürgerinnen und Bürgern reicht es, weil sie seit über 30 Jahren eine offene Grube vor ihrer Nase haben. Nicht immer wurde dort gebuddelt, es gab auch zwischenzeitliche Stopps wegen des Eigentümerwechsels von Grundstücken, aber das offene Loch direkt neben dem vielbefahrenen Mainradweg blieb.
Diskussion mit der LZR-Geschäftsführung
Darum trafen sich vor kurzem genau dort Mitglieder des Volkacher Stadtrats inklusive Bürgermeister Heiko Bäuerlein (CSU), um mit den Verantwortlichen von LZR zu diskutieren, wie es weitergehen soll. Die beiden Geschäftsführer Hermann Reifenscheid und Willi Lenz, Christian Reifenscheid (Mitglied der Geschäftsführung) und der neue Betriebsleiter Andreas Wucherpfennig sollten erklären: Wann endlich endet die Geschichte des Sand-und Kiesabbaus am Elgersheimer Hof? Genau das wollte auch Uwe Koßner, CSU-Fraktionssprecher und Ortssprecher von Fahr, wissen: "Warum sollten wir glauben, dass sie jetzt den Plan einhalten? Haben wir es mit einem verlässlichen Partner zu tun?"

Den Ärger im Vorfeld noch verstärkt hatte eine falsche Sitzungsvorlage, in der von einer erneuten Verlängerung des Abbaus die Rede war. Doch das war ein Irrtum: Bei dem jüngsten Antrag von LZR an den Volkacher Stadtrat sollte es nur darum gehen, aus der bereits erteilten, vorzeitigen Genehmigung eine endgültige zu machen. Genau so, wie im Mai 2019 vom Stadtrat beschlossen: Abbau bis Ende 2024, Rekultivierung bis Ende 2028. In dieser Form wird der Antrag bei der kommenden Stadtratssitzung am Montag, 13. September, nun erneut behandelt.
"Wir stehen dazu, was wir 2019 beschlossen haben. Wir wollen nicht mehr, aber auch nicht weniger", betonte der Bürgermeister. Ebenso wie weitere Stadtratsmitglieder erteilte er dem Versuch von Willi Lenz, die Rekultivierungsphase noch ein halbes Jahr auszudehnen, eine klare Absage.
Der andere Geschäftsführer Hermann Reifenscheid hatte zuvor versucht, dem Landratsamt den Schwarzen Peter zuzuschieben: "Die Behörden konnten uns bis heute nicht sagen, wie die Rekultivierung aussehen soll." Darum drohe erneut die Gefahr einer Verzögerung: "Wir brauchen zeitnah einen Plan für die Rekultivierung."
Landratsamt wehrt sich gegen die Vorwürfe von LZR
Diesen Vorwurf weist das Landratsamt entschieden zurück. Auf Anfrage dieser Redaktion teilt Pressesprecher Simon Vornberger mit: "Wir waren und sind immer an einer guten Zusammenarbeit mit der Firma LZR interessiert und bemühen uns deshalb um einen reibungslosen Ablauf aller Verfahren. In einigen Belangen sind wir dem Unternehmen sogar entgegengekommen."
Der Fall gewesen sei das unter anderem, als auch das Landratsamt im Mai 2019 den vorzeitigen Beginn weiterer Abbauarbeiten in Fahr genehmigte. Der Vorwurf, es könne zu Verzögerungen kommen, sei also nichtig, weil eine gültige Abbau- und Verfüllerlaubnis vorliege, betont Vornberger in dem Schreiben.
Zudem gelte generell, "dass die Vorlage eines Rekultivierungsplans, wie auch aller anderen Unterlagen die zur Bewertung des Vorhabens durch die beteiligten Behörden notwendig sind, Aufgabe des Antragsstellers ist". Selbstverständlich stehe die untere Naturschutzbehörde für weitere Abstimmungen zur Verfügung. Wegen komplizierter Grundstücksverhältnisse und dem Zweifel von LZR selbst, ob manche Flächen überhaupt abbauwürdig seien, könne eine erneute Überarbeitung nötig werden, heißt es in dem Schreiben. Eine weitere Verzögerung gehe aber "allein auf LZR" zurück.
LZR soll Unterlagen zu spät vorgelegt haben
Letzter Kritikpunkt der unteren Naturschutzbehörde: Erst Mitte August habe LZR einen letzten Teil der Unterlagen, die bereits 2019 angefordert worden waren, vorgelegt. Erst dadurch sei der Antrag aus naturschutzfachlicher und -rechtlicher Sicht abschließend prüfbar gewesen. Vornberger sieht den Schwarzen Peter eindeutig nicht bei seinem Arbeitgeber: "Würde die Firma LZR - wie andere Antragsteller auch - von vornherein vollständige und prüfbare Unterlagen vorlegen, würden solche Diskussionen nicht entstehen."
Derart deutliche Worte fielen auch beim Ortstermin am Elgersheimer Hof. Mit dem Ergebnis, dass auf Volkacher Seite niemand eine weitere Verlängerung dulden wird. "Wenn Sie das einhalten, sind wir d'accord", sagte Uwe Koßner. Getreu dem Grundsatz: Versprochen ist versprochen, das wird auch nicht gebrochen.