Fast sieben Wochen nach dem Starkregen und dem folgenden Hochwasser in Kitzingen sind Betroffene rund um den Essbach und Repperndorfer Mühlbach immer noch dabei, die Spuren des Unwetters zu beseitigen. Wände müssen getrocknet, Fliesen herausgeschlagen, neue Heizkessel eingesetzt werden. Wir haben sie – nach einem ersten Besuch im Juni – erneut in ihren Betrieben und in einer Praxis getroffen.
1. Lothar Schenk, Hotel Esbach-Hof: "Auf die Handwerker konnten wir uns verlassen"
Lothar Schenk steht im weiträumigen Keller des Esbach-Hofs, der noch immer die Spuren des Hochwassers trägt. "Die Wände sind noch nass, sie werden momentan getrocknet. Es wird noch drei bis vier Monate dauern, bis die Räume wieder genutzt werden können", sagt er. Schenk ist froh über die schnelle Hilfe lokaler Betriebe. "Auf die Handwerker in Kitzingen konnten wir uns verlassen."
Im Keller hatte die Familie unter anderem Weihnachtsdeko, Bettwäsche für die Hotelgäste oder wichtige Finanzunterlagen gelagert, aber auch persönliche Dinge wie Familienfotos. Alles fiel dem Hochwasser zum Opfer und flog in die Abfallcontainer. Allein den Schaden der Bettwäsche schätzt Schenk auf 30.000 Euro. Der Gesamtschaden liege im höheren sechsstelligen Bereich, den glücklicherweise die Versicherung abdecke.
Trotz nervenzehrender Aufräumarbeiten kam es für Christine Schenk nicht infrage, ihr Hotel dichtzumachen und zu verkaufen. "Ich arbeite gerne hier. Da hängt mein Herz dran", sagt die Hotelinhaberin, die seit ihrem 16. Lebensjahr im familiengeführten Esbach-Hof arbeitet. Dank tatkräftiger Unterstützung lief der Hotelbetrieb drei Wochen nach dem Hochwasser wieder an.
Aktuell wartet Familie Schenk noch auf einen neuen Heizkessel. Die Hotelgäste müssen aber nicht auf heißes Wasser verzichten; das liefert ein Container vor dem Hotel.
2. Götz Ulrich Wachter, Metzgerei Wurst Wachter: "Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen"
"Von der Versicherung haben wir eine Architektin bekommen. Sie koordiniert die Aufräumarbeiten, damit der Betrieb weiterlaufen kann", sagt Götz Ulrich Wachter, Inhaber von Wurst Wachter. Trotz erheblicher Schäden an Technik und Heizung dachte Wachter nicht an eine Betriebsschließung. "Es war für uns das Wichtigste, alles so zu richten, dass wir wieder arbeiten können."
Obwohl die Spuren, die das Hochwasser hinterlassen hat, noch nicht beseitigt sind, ist Wachter positiv gestimmt. "Wir können immer noch sagen, dass wir trotz des Ärgers mit einem blauen Auge davongekommen sind."
Unter Wasser stand auch der Lagerraum. Hier waren Verpackungen für die Wurstwaren, Equipment für den Partyservice und das Rotbuchenholz für die Räucherung der Würste gelagert. "Die Tüten waren alle verschlammt, da mussten wir möglichst schnell neue bestellen. Letzte Woche kamen 50.000 neue Tüten für den Verkauf", sagt Renate Seitz, langjährige Mitarbeiterin bei Wurst Wachter.
Durch den Wasserschaden musste der Putz im Lagerraum bis zu einem Meter Höhe abgeklopft werden. Inzwischen sind die Wände neu verputzt. Wenn die Arbeiten abgeschlossen sind, kann der Lagerraum wieder gefüllt werden.
3. Barbara Amtmann, Hebamme: "Wir stehen immer noch unter Schock"
Vor der Praxis im Muldenweg steht ein großer Abfallcontainer. "Das ist der dritte", sagt Hebamme Barbara Amtmann. "Eine Firma hat den unteren Bereich des Hauses, in dem auch der Gymnastikraum und die Hebammenpraxis sind, komplett ausgeräumt." Alle Gegenstände wanderten auf den Müll. Jetzt laufen im unteren Bereich Trocknungsgeräte, Wände und Boden sind noch feucht.
"Wir stehen immer noch unter Schock", sagt Amtmann. Ihr Mann Meinolf Schmidt-Amtmann ergänzt: "Ich schlafe nachts sehr unruhig und wenig. Und man weiß nun, was es heißt, alles verloren zu haben." Alle Dokumente, die das Ehepaar über die Jahre gesammelt hat, sind weg. "Keine Hochzeitfotos, keine Kinderfotos, nichts mehr", sagt Amtmann.
Obwohl der Praxisbereich keinen Strom hat, ist Amtmann telefonisch erreichbar und die Betreuung von Schwangeren und Müttern gewährleistet. "Alle Kolleginnen sind für ihre Kurse woanders untergekommen. Ich bin jetzt in der Florian-Geyer-Halle", sagt Amtmann. Hier finden ihre Geburtsvorbereitungskurse statt. "Und ich mache viele Hausbesuche."
"Der Estrich wurde getestet: Alle Fußböden müssen entfernt werden", sagt Schmidt-Amtmann. Solange kein neuer Estrich verlegt ist, muss auch die restliche Sanierung pausieren. Auch eine Feinprobe der Räume auf Keime steht noch aus. "Die Praxisräume sollen am Ende wieder so schön und biologisch einwandfrei sein wie früher", wünscht sich Amtmann. Wann das sein wird? Vermutlich im kommenden Jahr.
Im Muldenweg wie auch in der Alemannenstraße kam das Wasser vom Repperndorfer Mühlbach. "Eigentlich ist der Bach kein Problem, wenn er ordentlich gewartet wird", sagt Schmidt-Amtmann. Von der Stadt Kitzingen heißt es dazu auf Anfrage: "Die Bachläufe werden in der vegetationsfreien Zeit, also zwischen Anfang Oktober und Ende Februar, regelmäßig gereinigt." Beim Repperndorfer Mühlbach sei das zuletzt Anfang dieses Jahres geschehen.
4. Simone Adler, Bädergalerie WSG: "Uns haut das Hochwasser nicht aus den Latschen"
In der Nacht, als der Regen kam, versank ihr Lager und damit all die Ware im Wasser. Ihr Transporter im Hof der WSG Bädergalerie wurde von den Fluten geschluckt. Jetzt ist das Lager leer, der Putz abgeschlagen. Ein neuer Boden aus Epoxidharz und eine neue Heizung in Form einer Wärmepumpe sind geplant.
Und Simone Adler, Geschäftsführerin der WSG, ist wie immer optimistisch. "Uns haut das Hochwasser nicht aus den Latschen", sagt sie und lacht. "Bäder werden weiter geplant, und liefern können wir auch."
Die Adlers wollten ihr Lager ohnehin zeitnah umgestalten. Nun nutzen sie die Chance, um damit früher zu beginnen. "Wir sind auch mit den Nachbarn der Hochhäuser im Gespräch, ob wir die Zufahrt ändern. Dann könnten wir unser Gebäude hochwassersicherer gestalten", sagt Simone Adler. Zudem laufen Gespräche mit der Stadt. "Wir haben tausend Ideen. Mal schauen, was sich umsetzen lässt."