Sind es die vielen versiegelten Flächen? Oder waren es tatsächlich nur zwei vermeintlich kleine Bäche, die zu einem reißenden Strom angeschwollen waren? Und wenn ja: Warum hat das so heftige Auswirkungen? Viele Fragen, die Grünen-Kreisrätin Andrea Drexelius im Kreisausschuss in den Raum stellte.
Dort blieben sie dann allerdings auch stehen – weil es keine eindeutigen Antworten für das gibt, was in der Nacht zum 2. Juni den Landkreis heimsuchte. Am Ende gilt wohl, so die einhellige Meinung im Gremium: Es war einfach zu viel, was da in kurzer Zeit vom Himmel kam. Eine Dimension, die sich bis dahin kaum jemand vorstellen konnte.
Auch wenn sich der Grund für das, was im Verwaltungsdeutsch unter "Schadensereignis" läuft, nicht eindeutig benennen lässt – die Folgen lassen sich sehr wohl zusammenfassen. Es sind Zahlen des Schreckens, die von der Verwaltung im Kreisausschuss aufgelistet wurden. Die im Landratsamt eingegangenen Anträge auf finanzielle Soforthilfe lagen bei 160. Davon wurden 150 inzwischen bearbeitet und auch bereits ausgezahlt – insgesamt 360.000 Euro. Das entspricht im Schnitt 2400 Euro pro Antrag. Bei den zehn noch ausstehenden Zahlungen gab es wegen fehlender Angaben eine Verzögerung.
1000 Helfer waren nach dem Unwetter im Einsatz
Die Feuerwehr war in jener Nacht und den folgenden Tagen 360 Mal im Einsatz, davon betrafen 140 Einsätze das Kitzinger Stadtgebiet. Am Ende kämpften 1000 Feuerwehrleute erst gegen das Hochwasser und dann gegen die Folgen.
Der Landkreis, über den auch das eilig zusammengetrommelte Lagezentrum lief, lieferte insgesamt 20 Paletten mit Sandsäcken aus, was gut 1800 Sandsäcken entspricht. Die Kosten dafür und die der Verpflegung lagen am Ende bei rund 13.000 Euro.
Die genaue Lage war lange nicht erkennbar: Dass in Kitzingen am Ende 100 Häuser von dem Hochwasser betroffen waren, dass Mainstockheim so schlimm wie noch nie betroffen war, dass es am Ende in Dettelbach um ein paar Zentimeter ging, ob die Altstadt überschwemmt wird oder nicht – das alles zeigte sich erst nach und nach.
Um ein Haar wäre durch die Überschwemmung des Parkhauses am Main auch das Gerätehaus mit den Technikräumen der Feuerwehr in Gefahr gewesen. Wäre das passiert, wäre man komplett manövrierunfähig gewesen – auch das nicht auszudenken.
342 Tonnen Hochwasser-Müll landen im Müllheizkraftwerk
Und auch das eine harte Währung: Egal mit welchem Helfer oder Hochwasser-Opfer man anschließend sprach – selbst die Ältesten konnten sich an nichts Vergleichbares erinnern. In die Geschichtsbücher eingehen wird entsprechend auch die Menge des Hochwasser-Mülls. 500 Lieferungen wurden im Wertstoffhof gezählt, was in etwa 60 Tonnen entsprach. Die eigentliche Masse landete im Würzburger Müllheizkraftwerk: 342 Tonnen mussten dort entsorgt werden.
Die beiden Kreisträte und Bürgermeister Matthias Bielek und Karl-Dieter Fuchs schilderten das Drama noch einmal für ihre Orte. Während in Dettelbach der Regen in dem Moment endete, als die Dettel überzulaufen drohte, hatte man in Mainstockheim nicht so viel Glück: Dort nahm die Überschwemmungskatastrophe ihren Lauf, der Altort entlang der Hauptstraße hatte keine Chance. Hinzu kamen Abschwemmungen und Hangrutsche, die bis dahin nicht für möglich gehalten wurden, so Fuchs. Man sei inzwischen "geplagt von solchen Unwettern", betonte Fuchs, wobei – auch nach so langer Zeit – immer noch jeden Menge Fassungslosigkeit mitklang.