zurück
Kitzingen
Schnitzel mit Pommes auf dem Land: Es geht auch noch unter 20 Euro
Es gibt sie noch: günstige Preise in Gaststätten. Fünf Gastronomen im Landkreis Kitzingen schalten sich in die Debatte um den Schnitzel-Preis ein.
Was darf ein Schnitzel mit Pommes kosten? Bei der Frage spielt die 20-Euro-Grenze eine entscheidende Rolle. 
Foto: Patty Varasano | Was darf ein Schnitzel mit Pommes kosten? Bei der Frage spielt die 20-Euro-Grenze eine entscheidende Rolle. 
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 15.07.2024 17:43 Uhr

16,80 Euro. So viel kostet im "Goldenen Stern" in Iphofen ein Schnitzel. Harald Haagen, seit rund zehn Jahren Chef der Gastwirtschaft, betont: "Alles zwischen 16 und 20 Euro ist ein guter Preis!" Schnitzel für über 20 Euro hält er für problematisch. Genau das aber hatte Thomas Dauenhauer aus Dettelbach, Vize-Chef des Dehoga Unterfranken, jüngst auf den Cent errechnet: 23,80 Euro müsste alles in allem ein Schnitzel kosten.

Durchsetzbar aber ist das für Haagen nicht. Durch die zu Beginn des Jahres erfolgte Erhöhung der Mehrwertsteuer um zwölf Prozent – als Corona-Überbrückungshilfe war die Steuer 2021 bis 2023 von 19 auf sieben Prozent gesenkt worden – sei sowieso kein Spielraum mehr da. Bis zu 30 Prozent weniger Gäste – das seien die Auswirkungen der Erhöhung gewesen. "Klar spürbar", fasst es der Iphöfer Gastronom zusammen. Überraschend auch: Sein schon länger angebotener "Schnitzeltag" an jedem Donnertag laufe im Grunde wie immer – mehr Kundschaft als sonst habe das Extra-Angebot trotz eines Kampfreises von 9,90 Euro aber nicht angezogen.  

In Markt Einersheim beim "Roten Ross" liegt der Schnitzel-Preis bei 17,90 Euro. "Das ist unter Wert verkauft", bringt es Petra Firnbach sofort auf den Punkt. Bei Preiserhöhungen gebe es immer sofort den Vorwurf, dass man "den Kragen nicht voll bekommt". Welche Arbeit jedoch dahinter stecke, was an den Wochenenden geleistet werde – das würden nur wenige sehen.

Ein weiteres Problem für die Gastronomie: Personalknappheit

Aber, so betont die Chefin des "Roten Rosses": "Wir haben zum Glück nette Stammgäste!" Hier gebe es die entsprechende Wertschätzung. Unabhängig von den davonlaufenden Kosten sei das Personal aktuell das noch viel größere Problem. Die Öffnungszeiten mussten deshalb bereits deutlich reduziert werden. Wo das enden soll, ist derzeit die große Frage in Markt Einersheim: "Das ist ein Hamsterrad", weiß sich die Wirtin gerade auch keinen Rat, wohin die Reise gehen soll.

Noah Weißenberger vom "Fränkischen Hof" in Marktbreit weiß, dass der Schnitzel-Preis für viele Menschen ein Orientierungspunkt ist – ähnlich wie der Bierpreis. So gesehen fällt die Orientierung nicht schwer: 15,50 Euro kostet ein Schnitzel bei ihm. Auf dem Land seien die Preise oftmals heute noch günstig, auch wenn man sich langsam "auf städtisches Preisniveau hinbewegen" würde.

Die nicht zuletzt durch die Mehrwertsteuer-Erhöhung gestiegenen Preise hätten schon etwas verändert, so Weißenberger. Hier mal ein Dessert weniger, dort der Verzicht auf ein weiteres Getränk. Insgesamt aber könne er sich nicht beschweren: Die Besucherzahlen stimmen, an Mitarbeitern herrsche auch kein Mangel. Keine Klagen aus Marktbreit also. Wer "handwerklich gut gemachtes Essen" auf den Tisch bringe, so der Mann, der im Mai 2020, mitten in der Corona-Zeit, den "Fränkischen Hof" übernahm, müsse sich "keine Sorgen machen".

Der Schnitzel-Preis in der Gastronomie und die Mischkalkulation

Dass Schnitzel nicht gleich Schnitzel sei und es am Ende immer "um eine Mischkalkulation" gehe, betont Monika Rückel vom Gasthof "Lamm" in Geiselwind. Das Haus mit Hotel und eigener Metzgerei sei "breit aufgestellt"; da lasse sich einiges ausgleichen. Nicht zuletzt deshalb könne man das Schnitzel mit Pommes für 12,80 Euro anbieten; mit Salat liegt man bei 16,70.

Aber selbst wenn man ein gutes Stück unter der 20-Euro-Grenze bleibt, ist es schwierig: "Die Leute sparen", hat Monika Rückel beobachtet. Mal eben spontan essen gehen – das sei weniger geworden. Und das, obwohl man die zusätzlichen zwölf Prozent Steuererhöhung "nicht komplett durchgereicht" habe.

In Kitzingen sieht Lothar Schenk vom "Esbach-Hof" die Dinge ähnlich. Der viel diskutierte Preisanstieg habe durchaus "Gäste verunsichert".  Die Erhöhung von zwölf Prozent sei zudem "auf dem Markt nicht durchzusetzen", betont der Kitzinger Gastronom. Als gut-bürgerliche Gastwirtschaft mit angeschlossenem Hotel brauche man über einen Schnitzel-Preis von über 20 Euro derzeit nicht nachzudenken.

In seinem Haus legt man deshalb 16,90 Euro dafür auf den Tisch. Ansonsten bleibe in diesen unruhigen Zeiten nicht viel mehr übrig, als fortwährend "die Lage zu beobachten".   

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Kitzingen
Geiselwind
Iphofen
Sommerach
Frank Weichhan
Euro
Freizeit in Kitzingen
Markt Höchberg
Schnitzel
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Anton Müller
    Die entscheidende Frage ist doch, was ich für 20€ konkret bekomme. Zwischen Convenience-"Schnitzel" und Pommes aus der Friteuse und einem ehrlichen Pfannenschnitzel mit Bratkartoffeln und Beilagensalat ist halt ein himmelweiter Unterschied.

    In meiner Welt sind die 20€ aber tatsächlich die Grenze dessen, was ich für ein Gericht namens "Schnitzel" auszugeben bereit bin. Die Kunst der Schnitzelzubereitung ist nämlich überschaubar und durchaus selbst durchführbar. Wenn dann die Flasche Bier noch in Richtung 5€ geht wird mir die Gastronomie immer unsympathischer. Dann wird halt einfach weniger oft Essen gegangen!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Norbert Blatterspiel
    Genau so ist es. Was viele übersehen, ist die eigentliche verstecke Preiserhöhung. In vielen Gaststätten war vor 2-3 Jahren der Salat inklusive, jetzt gibt es Schnitzel mit Pommes, aber für den Salat werden 5€ und mehr verlangt
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Elisabeth Hofmann
    zur Ergänzung kommt immer öfters noch die Unsitte in Franken dazu anstatt Schoppen, nur noch 0,2 l als Glas Wein zu verkaufen. Da sind mehr als die MWSt-Erhöhung ausmacht
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Edith Kram
    @GF:

    Zitat: Mal eben spontan essen gehen (M. Rückel) - was jetzt?

    Vor einigen Jahren stand groß in der MainPost, dass man sich bei den meisten Gasthäusern der Region seinen Platz reservieren muss.

    Spontan essen gehen? Lt. MainPost in der Region nicht oder nur schwer möglich.

    Greift man jetzt noch die Meldung in der MainPost auf, wonach durch Corona viele Wirtshäuser schließen mussten oder wegen Personalmangel schließen müssen.....

    Als Krönung dann noch der ausführliche Bericht über einen DEHOGA-Verantwortlichen, der nach seinen Berechnungen "Essen gehen" zu einem Luxus für Reiche erhebt.

    Wer also will dann noch " mal eben spontan essen gehen"?

    @MainPost: Macht doch mal eine Reihe mit Berichten über klassische und günstige Gasthäuser der Region - über solche, bei denen der Gast noch gerne als (spontaner) Gast gesehen wird und die Preise auch für Familien erschwinglich sind.
    Jammern und Werbung von Schickimicki-Lokalen gibts im Fernsehen genug.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Ralf Zimmermann
    Vielen Dank für den Vorschlag, wir geben das an die Lokalredaktionen weiter.

    Mit freundlichen Grüßen

    Ralf Zimmermann, Main-Post Digitales Management
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Reinhold Weger
    In Nürnberg bekomme ich Schnitzel mit Pommes für 14,50 € und ein schweinebraten für 12,50 €
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Peter Koch
    Letzten Sonntag in Frankfurt, Cordon Bleu vom Kalb mit Pommes, etwas Erbsen-Karottengemüse und Salat für € 18,50. Dünn geklopft war da nix, aber zart und schmackhaft. Vorneweg Spargelcremesuppe mit ordentlich Spargelstücken für € 4,50.
    So, jetzt findet mal nach Frankfurt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Gabi Hofmann
    Ich war Essen, in einer gehobenen Gastronomie, ein Jägerschnitzel zu einem gehobenen Preis
    Das Schnitzel war jedoch so dünn geklopft, so daß ich 3x geschaut habe, ob hier nicht nur ein Kochschinken passiert wurde?

    Um der Ecke gibt es Brauereigaststätte, da gibt es noch richtige Schnitzel zu sehr gutem Preis

    Die Gastronomie spürt den Einbruch, es ist etwas Besonderes, wenn gerade Familien mal Essen gehen!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Maximilian Böhm
    12,80 € für ein Schnitzel ist wirklich ein sehr guter Preis!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Philip Bell
    ja kann sein
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Kurt Redelberger
    Wollte die Ampel Regierung mit der Mehrwertsteuer die Staatskasse füllen? War wohl ein Schuss ins Ofenrohr, 30% weniger Gäste viele Gaststätten geschlossen aber wichtig dass die Burgerbrater im Straßenverkauf nur 7% bezahlen müssen. Den Verpackungsmüll muss dann die Allgemeinheit bezahlen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Jürgen Huller
    Ihr Kommentar ist ein Schuss ins Ofenrohr: Viel Staub aufgewirbelt, aber nichts mit Inhalt.

    Die Mehrwertsteuersenkung war von Anfang an durch die Merkel Regierung zeitlich begrenzt. Sie sollte nie unbegrenzt sein.

    Die Ampel hat diese sogar entgegen dem Groko Beschluss statt bis Ende 2022 aufgrund der Energiekrise bis Ende 2023 VERLÄNGERT. Dass damit aber irgendwann Schluss sein würde, war und ist nicht überraschend, auch wenn die Dehoga auf die Tränendrüse drückt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Kurt Redelberger
    Es stimmt ja das die Mehrwertsteuer wegen Corona gesenkt wurde. Aber die Ampelregierung wollte ja vieles besser machen. Man hätte die Chance nutzen können und den Unsinn mit der reduzierten Mehrwertsteuer auf Straßenverkauf ein für alle mal zu beenden, nein Verpackungsmüll ist okay weil die eigene Wählerschicht die zwar genau wissen was andere Leute zu tun haben aber jeden Tag Pizza vom Lieferservice Verpackung in die Mülleimer nach der Demo in den Urlaub das ist in Ordnung? Hab mit meinen 71 Jahren noch nie ein Kaffee to Go getrunken noch nie ein Hamburger mit auf dem Weg genommen und lebe immer noch. Kann mit der grünen Wegwerfgesellschaft die beim ersten Schnee sofort in die Alpen fahren muss (da spielt die Umweltzerstörung keine Rolle) nichts anfangen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Peter Bartosch
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Stefan Lieblein
    Danke für dieses Statement aus den eigenen Reihen. Meine Meinung als Gast: Ja, Alles hat seinen Preis und ist teurer geworden. Aber mehr als 20 Euro für ein Schweineschnitzel, da muss es dann schon weit über normal gut und qualitativ sein.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten