Ob der Ort der Stadtratssitzung doch eine Rolle gespielt hat? Für ein hohes Maß an Disziplin ist die Bundeswehr ja durchaus bekannt. Aber ebenso für Harmonie? Bei ihrer ersten Sitzung in der Mainfranken-Kaserne schienen die Mitglieder des Volkacher Stadtrates jedenfalls rundum zufrieden zu sein. Das mag, neben dem Ort, aber auch an der Jahresschlusssitzung gelegen haben, in der traditionell eher versöhnliche Töne angeschlagen werden.
Und diese friedlich-weihnachtliche Grundstimmung schien auch Elmar Datzer (Bürgerliste) erfasst zu haben, sonst als durchaus streitbarer Zeitgenosse bekannt. Wobei er sich diesen Ruf eher vor seiner Zeit als Stadtratsmitglied bei Großprojekten wie dem abgelehnten Stelzenhotel an der Mainlände oder der Sanierung des Volkacher Freibads erarbeitet hatte. Seit der Kommunalwahl 2020 ist Datzer nun Teil des Gremiums.
Rede von Elmar Datzer als ältestes Stadtratsmitglied
Und als "unser Standortältester", wie Bürgermeister Heiko Bäuerlein (CSU) es mit einem Augenzwinkern Richtung Bundeswehr ausdrückte, hatte Datzer einige Zeilen vorbereitet. Und übte dabei nur in Sachen Mainlände leise Kritik: Er bedauere, dass sich dort nichts bewegt habe.
Insgesamt sprach Elmar Datzer von einem "beängstigend harmonischem Stadtratsjahr" und lobte das "sachliche und faire Miteinander". Eine Erklärung für so viel warme Worte schien ihm selbst ungeheuer zu sein, denn er begründete diese noch schnell mit der "Unerfahrenheit eines Jung-Stadtrats gepaart mit Altersmilde".
Sanierung des Freibads als Riesenprojekt
Angesichts der vielen geplanten Projekte, über die der Bürgermeister vorher gesprochen hatte, scheint ein konstruktives Miteinander im Volkacher Stadtrat aber ohnehin nötig zu sein. Bäuerlein nannte unter anderem das "Freibad als Riesenprojekt", die Digitalisierung und als Beispiel für ein kleines, aber aufwändiges Vorhaben die Sanierung des historischen Bodens im Schelfenhaus.
Sein Dank galt der Verwaltung im zweiten, mit viel Aufwand verbundenem Corona-Jahr, in dem Vieles auf die Kommunen abgewälzt worden sei. "Das Jahr war schnell um, aber auch zäh", sagte Bäuerlein. Mit Blick auf Bauamtsleiter André Brezina neben sich sprach er zudem von "unheimlich vielen Bauanträgen" und 57 laufenden Projekten wie den Vorbereitungen für das MainQuartier, die im Amt gerade gestemmt werden.
Lob vom Bürgermeister gab's zudem für das erfolgreiche Sommerprogramm wie den Kabarettsommer, den Volkacher Sommergarten oder die Volkacher Jahreskonzerte, die auch online als Livestream viele Zuhörer hatten. So habe man kulturell Corona "ziemlich erfolgreich getrotzt".
Städtebauförderung als Erfolgsgeschichte
Zu den positiven Aspekten des Jahresrückblicks passte ein weiterer Tagesordnungspunkt der Sitzung, der eine Erfolgsgeschichte ist: die Städtebauförderung. Von dieser, so Bäuerlein, haben Stadt und Bürger seit vielen Jahren profitiert. Prominentes Beispiel: die runderneuerte Hauptstraße durch die Altstadt. Seit 1997 ist das Sanierungsgebiet festgelegt, was nun um drei Jahre verlängert wird. Während dieser Frist sind Evaluationen nötig, um diese Erfolgsgeschichte auch nach 2024 fortschreiben zu können.
Und als wäre das nicht schon zu viel des Guten, sagte sogar Anja Hirt (FWG) als Vorsitzende des Rechnungsprüfungsausschusses nach dem Durchwinken der Jahresrechnung: "Ich freue mich schon auf die nächste Rechnungsprüfung."