Eine zubetonierte Fläche mit Blick auf den Baywa-Turm: Wer sich das ehemalige Baywa-Gelände südlich von Volkachs Altstadt aktuell als lebendiges Viertel mit vielen Wohnungen plus gewerblicher Nutzung vorstellen will, braucht Kreativität. Genau diese haben elf Architekturbüros bewiesen, die sich am Wettbewerb um das dort geplante MainQuartier beworben haben. Am Ende fiel die Entscheidung der Jury einstimmig für den Entwurf, der drei Wohnhöfe kombiniert mit Büro- und Gewerbeflächen, einer Markt- oder Agrarhalle mit Gründerzentrum plus einem Weinberg an der dreieckigen Südspitze des neuen Quartiers.
Von "ländlicher Urbanität" ist die Rede in dem Konzept, das landwirtschaftliche Motive aufgreifen und sie "mit städtebaulichen Qualitäten" kombinieren will. Mit diesen Ideen durchgesetzt hat sich das Büro H2M Architekten und Stadtplaner aus Kulmbach, das den Entwurf gemeinsam mit Landschaftsarchitekt Christian de Buhr aus Sommerhausen entwickelt hat. Prof. Stephan Häublein von H2M sprach bei der Vorstellung des Entwurfs am Mittwoch von einer "kleinteiligen Struktur, die die Vielfalt Volkachs beachtet". In den Hallen des ehemaligen Natursteinwerks Haupt ließ sich der Volkacher Stadtrat und anschließend zahlreiche Bürgerinnen und Bürger das Ergebnis des Wettbewerbs zeigen, über dessen Ausgang die Jury tags zuvor rund neun Stunden beraten hatte.
Weiterentwicklung der Stadt Volkach
Ausgelobt hatten den Architekten-Wettbewerb die vier Investoren Jan-Felix und Steffen Beuerlein vom gleichnamigen Gaibacher Erdbau-Unternehmen, Eikona-Gründer Manuel Drescher und Solarpionier Bernhard Beck. Sie waren zusammen mit 2. Bürgermeister Udo Gebert als Sachpreisrichter Teil der Jury. Deren Vorsitzender, Prof. Johann Kappler, sprach von einem transparenten Prozess rund um die Fragen: "Was passt zu Volkach? Wie kann sich die Stadt weiterentwickeln? Und: Wie kann man Orten eine Identität geben?"
Die Antwort des Gewinner-Entwurfs überzeugte schließlich alle Jury-Mitglieder gleichermaßen. Auch den anwesenden Mitgliedern des Stadtrates gefiel die Vielfalt auf dem stadtnahen Areal. Dieser sieht vor, den Baywa-Turm plus das nebenstehende Gebäude stehen zu lassen und sogar noch zu erweitern. Genutzt werden könnte es als Kindertagesstätte oder für Vereinsräume. Und aus dem ehemaligen Getreidesilo könnte ein Kulturraum mit Galerie für örtliche Künstlerinnen und Künstler werden.
Gewächshäuser auf dem Dach
Eine mutige Idee, die aber ebenfalls gut ankam, ist die Markt- bzw. Agrarhalle mit Agrar-Gründerzentrum im Süden des neuen Mainquartiers. Dieser Bereich soll in Verbindung mit dem davor liegenden Weinberg plus Obstbäumen die landwirtschaftliche Prägung Volkachs mit Wein- und Agrarerzeugung widerspiegeln. Dazu passen ebenfalls die Gemeinschaftsgewächshäuser, die auf den Dächern der Mehrfamilienhäuser vorgesehen sind.
Vielleicht hat es ja doch an einem Büroausflug von H2M Architekten gelegen, dass diese den Geschmack der Jury so gut getroffen haben. Mit dieser passenden Anekdote hatte Stephan Häublein seinen Vortrag eingeleitet und von einer Kanufahrt mit anschließendem Spaziergang durch die Stadt berichtet. Und er verriet: "Wir haben zehn Tage vor Schluss nochmal alles über den Haufen geworfen." Der Lohn für diese Mühen: Neben der Hälfte des Preisgeldes in Höhe von 48 000 Euro bekommt das Büro die seltene Chance, ein so großes, stadtnahes Areal in die Zukunft zu begleiten. Mit Vielfalt statt viel Beton.
Ausstellung: An den drei kommenden Wochenenden (21./22., und 28./29. August sowie 4./5. September), Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr, sind die Entwürfe des Wettbewerbs in den Hallen des ehemaligen Natursteinwerks Haupt (Ländestraße 2) in Volkach für die Öffentlichkeit ausgestellt.
Barbara Herrmann, Redaktion Kitzingen
Den der 2. Bgm von Volkach heißt Udo Gebert. und der 1. heißt Heiko Bäuerlein, mit äu und nicht mit eu wie die Investoren, da wäre eine vermutete verwandschaft auch schon ausgeräumt