Ist es die reizvolle Landschaft oder das vielfältige gastronomische Angebot, das die Menschen in Scharen an die Mainschleife lockt? Vermutlich gehört für die meisten beides zusammen: Erst die Wanderung oder Kanutour und dann die Einkehr. Umso schöner, wenn das nicht nur in den Hauptorten Sommerach, Nordheim und Volkach möglich ist, sondern auch in deren Ortsteilen.
In einem dieser Ortsteile, in Astheim, hat Karin Weiß 2018 das "Gasthaus zum Schwan" samt Wohngebäude gekauft. Heute steht sie vor dem schmucken Fachwerkhaus – und ist sauer. Auf die Stadt Volkach und die Gemeinde Nordheim, wo sie den Biergarten an der Fähre namens "Altmain-Inselparadies" betreibt. Sie ist so sauer, dass sie einen grundsätzlichen Satz sagt zur Gastronomie, die so wichtig ist für die Mainschleife: " Wenn es jedem so schwer gemacht wird, macht bald keiner mehr was auf."
Ein Satz, der Volkachs Bürgermeister Heiko Bäuerlein ebenso wenig gefallen dürfte wie seiner Amtskollegin aus Nordheim, Sibylle Säger. Wissen doch beide um die Bedeutung der Gaststätten für ihre Kommunen. Doch Bürgermeisterin und Bürgermeister beurteilen das Vorgehen von Karin Weiß in Astheim und Nordheim ganz anders – finden aber ähnlich deutliche Worte wie die Gastronomin.
Gasthaus nach Renovierung und Umbau wieder eröffnet
Diese beklagt, nie unterstützt worden zu sein von Seiten der Verwaltung. 2019 hat Karin Weiß das Gasthaus in Astheim nach Umbau und Renovierung wieder geöffnet, nachdem es ihren Angaben zufolge vorher fünf Jahre lang geschlossen gewesen war. Im selben Jahr wurde auch das kleine Podest mit 18 Sitzplätzen vor dem "Schwan" gebaut, um Außensitzplätze zu haben. Dann kam Corona.
Dennoch fand sie mit Dino Brandi einen Pächter, der ab Dezember 2020 von Volkachs Marktplatz nach Astheim wechselte und dort seine Pizza verkaufte, allerdings nur zum Mitnehmen. Eine Erweiterung der Außensitzfläche vor dem Haus wurde weder 2021 noch 2022 genehmigt, wie Karin Weiß kritisiert. Bei anderen Betrieben hingegen sei das mit Blick auf die notwendigen Corona-Abstände kein Problem gewesen.
Sind zu wenig Sitzplätze unter freiem Himmel das Problem?
Die fehlenden Sitzplätze unter freiem Himmel sieht Karin Weiß als Hauptgrund, warum Dino Brandi sich für einen anderen Standort entschieden hat: "Wir können den Pächtern hier nichts bieten." In ihren Augen müsste Astheim besser angebunden werden, statt ihr auch noch Steine in den Weg zu legen. "Der Ortskern hier ist lahmgelegt, dabei würde das doch Volkach entzerren, wenn hier mehr los wäre."
Eine ganz andere Sicht auf die Dinge – und vor allem auf das Außenpodest – hat Volkachs Bürgermeister: "Wir stellen ihr seit drei Jahren für das Podest öffentliche Fläche zur Verfügung auf der engen Straße, und keiner sitzt darauf." Wegen der Enge und der wegfallenden Parkplätze beschwerten sich zudem die Anwohner.
Für Heiko Bäuerlein liegt das Problem vielmehr darin, dass Karin Weiß und ihr Mann den alten Gasthof in der Mitte geteilt haben und die Hälfte des Erdgeschosses als Wohnraum nutzen. Das sei "nicht rentabel". Seine Haltung und die der Verwaltung ist eindeutig nach drei Jahren ohne Nutzung und vier Fristverlängerungen: Das Podest muss weg, eigentlich schon seit 1. Juli. Obwohl Karin Weiß ab 1. August einen neuen Pächter für das "Gasthaus zum Schwan" hat.
Biergarten in Nordheim an der Fähre: Abmachung nicht erfüllt?
Dagegen wirken die Meinungsverschiedenheiten mit Nordheims Bürgermeisterin harmloser. Aber auch dort fühlt Karin Weiß sich mit dem "Altmain-Inselparadies" und seinen rund 100 Sitzplätzen nicht wertgeschätzt von Sibylle Säger. Diese habe in einer Gemeinderatssitzung vor zwei Jahren, damals noch nicht als Bürgermeisterin, gesagt: "Wir brauchen keinen Biergarten in unserer Weinbaugemeinde."
Zu diesem Satz, sagt Säger heute, stehe sie. Doch der sei nicht das Problem, sondern die Tatsache, dass Karin Weiß sich nicht an Abmachungen halte. Es geht unter anderem um Tische und Stühle anstelle von Bierzelt-Garnituren und die korrekte Nutzungsfläche. "Wir als Gemeinderat fordern nur: Sie soll ihr Konzept umsetzen, das sie 2018 im Gemeinderat vorgestellt hat", betont die Bürgermeisterin.
Immer seien bei Karin Weiß die anderen Schuld, das stoße ihr sauer auf. Als Beispiel nennt Sibylle Säger die Nutzung der Toilette der Fährmänner, die von Anfang an nur zur Überbrückung vereinbart gewesen sei. Und dann beschwere die Wirtin sich, dass sie eigene Personaltoiletten zur Verfügung stellen müsse.
Auch sei die Umsetzung des Biergartens als "Holzhüttendorf" hinsichtlich des Hochwasserschutzes problematisch. Eigentlich müsse der Betrieb jederzeit wegfahrbereit sein, genehmigt seien Verkaufswagen plus Foodtruck. Die Bürgermeisterin ist der Meinung: "Es schaut besser aus als früher, aber ich bin nicht glücklich mit den festen Bauten da unten."
Wie geht es also weiter mitten in diesem Sommer, der sicherlich wieder reichlich Menschen an den Altmain und in die Orte der Mainschleife locken wird? In punkto Nordheimer Biergarten verkehre man nur noch schriftlich, sagt Sibylle Säger. Ihr Kollege Heiko Bäuerlein sagt zum "Schwan" in Astheim, dass das Podest erst wieder erlaubt werde, wenn dort Gäste "echtes Essen essen, aber nicht als Raucherlounge oder to go". Und Karin Weiß sagt: "Sie wollen mich in die Knie zwingen, aber ich baue es nicht ab."
Und dass Astheim eine funktionierende Gastronomie brauchen könnte stimmt auch. Wenn das keiner der ansässigen Weinbaubetriebe machen will, dann wird das anscheinend halt nix.
Warum schaltet sich in Nordheim kein Gesundheitsamt ein? Dann wäre der Laden dicht?
Sorry, aber der "Zustand" mit den Toiletten geht so nicht.
Anderswo wird da kurzer Prozess gemacht.
Da könnte auch eine Bürgermeisterin den Behörden Meldung machen.