
Der Wetterbericht für das Wochenende ruft es geradezu herbei, dieses südländische Flair, das in Volkachs Altstadt an warmen Tagen gerne aufkommt. Und die Gäste werden herbeiströmen: die E-Biker, Wohnmobilisten, Spaziergänger. Da passt es gut, dass der Volkacher Stadtrat seinen Gastronomie-Betrieben erlaubt hat, wieder mehr Platz einzunehmen im Zentrum. Die einstimmige Entscheidung fiel jüngst in einer Sitzung, auch wenn die Details vorher eine Diskussion auslösten.
Abstand zu halten, ist angesichts der weiterhin sehr hohen Corona-Inzidenz nach wie vor angebracht. Allerdings gebe es, so Tourismus-Chef Marco Maiberger, nach zwei Jahren Pandemie eine neue Spielregel in Volkach: "Wenn einer die doppelte Fläche beansprucht, muss er auch für die doppelte Fläche bezahlen."
Wie viel genau, regelt die Sondernutzungsgebührensatzung von 2005: Für Tische und Stühle zahlen Gaststätten demzufolge in der Freischanksaison von 1. April bis 31. Oktober pro Quadratmeter monatlich 4,40 Euro. Zwei Saisons lang hatte die Stadt ihren Wirtinnen und Wirten diese Gebühr erlassen.
Tourismus-Chef rechnet mit großem Andrang der Gäste
Doch ein drittes Jahr in Folge will die Stadt die Nutzung ihrer öffentlichen Flächen auf Gehwegen und Plätzen nicht herschenken. Dass sie nötig sein werden angesichts des erwarteten Andrangs der Gäste, stellte in der Stadtratssitzung in der Mainschleifenhalle niemand in Frage. Die Leute fragten sich, so Maiberger, "ob's den Flug in die Welt wirklich braucht angesichts der politischen Lage". Die meisten Weinbars, Cafés und Restaurants wiederholen darum in Volkach das bewährte Konzept. Neu sind Sitzmöglichkeiten vor dem "ama la vita" (ehemals "Vitis") in der Hauptstraße.
Das Wegfallen von Parkplätzen schien niemanden mehr zu schmerzen, wie der Tourismus-Chef bestätigte: "Wir kriegen viele Beschwerde-Mails – aber deswegen nicht." Und Peter Kornell (FWG) plädierte sogar dafür, die Ausweitung dauerhaft so zu lassen: "Das ist ein schöner Aufenthaltsraum für Menschen, weniger für Autos."
Weingasthof "Rose" am Oberen Markt: öffentlicher Platz zugestellt?
Den Antrag des Weingasthofs "Rose" auf eine dauerhaft vergrößerte Fläche am Oberen Markt sahen jedoch mehrere Stadträtinnen kritisch. Anja Hirt (FWG) plädierte dafür, sich das in einem Jahr "nochmal neu anzuschauen". Auch Barbara Nikola-Bier (SPD) und Andrea Rauch (Grüne) befürchteten, dass der öffentliche Platz zu stark zugestellt werde und der Durchgang nicht gut möglich sei. Hirts Vorschlag für die temporäre Erlaubnis setzte sich schließlich durch.
Auf dem Marktplatz wird es hingegen wieder luftiger: Das "Tuchhaus", das seine Tische und Stühle dort aufgestellt hatte, nutzt nun stattdessen dauerhaft die Fläche vor der ehemaligen Pizzeria "Rimini" und der früheren Bauverwaltung. Beide Häuser gehören nun ebenfalls zum Tuchhaus.
Ziel sei grundsätzlich, sagte Maiberger, auf die Bestuhlung auf dem Marktplatz wieder komplett zu verzichten: "Sobald die Abstandsregeln in der Gastronomie entfallen und der Brunnenschoppen wieder möglich ist, wollen wir dahin zurückkehren." Wieder mit dem Glas in der Hand über den Marktplatz schlendern – das wär's. Dafür sei heuer allerdings eine "Sicherheitspartnerschaft" nötig, ähnlich der auf der Alten Mainbrücke in Würzburg, ergänzte Bürgermeister Heiko Bäuerlein. Sozusagen mediterrane Leichtigkeit unter Aufsicht.