Nachdem die Corona-Pandemie nun mehr oder weniger überwunden wurde, lassen neue Hindernisse nicht lange auf sich warten. "Die Stimmung bei den Gastronomen ist wechselnd, schwankend", sagt Thomas Dauenhauer, Kreisvorsitzender des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga-Bayern). Man habe auf guten Umsatz im Mai gehofft, um endlich wieder von den Einnahmen leben zu können und nun "steigen die Lebensmittelpreise exorbitant an".
"Für einen Doppelzentner Mehl musste man sonst 51 Euro zahlen, jetzt sind es schon 91 Euro", rechnet Dauenhauer vor. Aber auch die Preise für Milchprodukte, Fleisch, Fisch und Frittier-Öl sind überdurchschnittlich angestiegen. "Sonst haben zehn Liter Öl auch zehn Euro gekostet. Heute kosten die zehn Liter Öl 40 Euro", sagt Rafael Alexandris von dem Restaurant "Akropolis" in Kitzingen.
Neue Tarifverträge in der Gastronomie seit April
Erschwerend kommen die steigenden Energiekosten hinzu, die sich in doppelter Hinsicht auf den Preis auswirken. Zum einen müssen die Gastronomen, wie der Normalverbraucher auch, für ihre Gaststätten höhere Energiekosten zahlen. Zum anderen machen sich die gestiegenen Energiekosten auch bei den Lebensmittelpreisen bemerkbar. "Wenn ich beim Großhandel einkaufe, muss ich einen Aufschlag von 10 Euro zahlen für die Expeditionskosten", sagt Markus Geißel vom Landgasthof "Zur Krone" in Brünnau. Auch die Produkte der regionalen Bauern seien ohne große Transportkosten teurer geworden, da die Produktionskosten der Landwirte ebenfalls steigen.
Zusätzlich wurden Anfang April neue Tarifverträge für Arbeitnehmende im Gastronomiegewerbe beschlossen, da in dieser Branche Fachkräfte fehlen. Ein richtiger Schritt zu einer ungünstigen Zeit, findet Geißel. Es kommt viel auf einmal und diese Kosten müssen ebenfalls vom Endverbraucher gedeckt werden. Er habe sich ein bisschen mehr Feingefühl bei der Umsetzung erhofft.
Gäste trinken drei statt fünf Bier
Als Konsequenz müssen die Wirtinnen und Wirte die Preis erhöhen, damit sich der Betrieb noch halbwegs rentiert. In einem Punkt sind sich alle Gastwirte einig: Man kann die Kosten nicht zu 100 Prozent an die Besucher weitergeben. "Wenn wir die Preise zu hoch setzen, bleiben die Gäste weg", sagt Andreas Papalardo vom "Asia Wok" im Mainfrankenpark. Dem stimmt Rafael Alexandris zu: "Die Gäste haben momentan auch keine leichte Zeit. Wir verstehen das und haben deswegen die Preise noch nicht angepasst. Wenn das in Zukunft so weiter geht, müssen auch wir die Preise erhöhen."
Krone-Wirt Geißel hat deswegen auch seine Karte verkleinert, weil die Preise für einige Gerichte extrem stiegen seien und sie sich dadurch nicht mehr rentieren. "Wir werden leider auch nicht mehr so flexibel sein können", meint Geißel. "Es wird schwierig, auf spezielle Wünsche der Gäste einzugehen, weil wir versuchen, dass keine Lebensmittel übrigbleiben."
Aber nicht nur die Gastronomen ziehen Konsequenzen, auch am Verhalten der Gäste sind schon Veränderungen erkennbar. "Gäste, die früher fünf Weizen getrunken haben, trinken nun nur noch drei. Man merkt, dass sie weniger Geld zur Verfügung haben", sagt Alexandris. Geißel erkannte Ähnliches beim Spargelkonsum. Früher hat er in der Woche mit 70 Kilogramm Spargel gerechnet, aktuell seien es nur rund 35 Kilogramm.
Eine unbefristete Senkung der Mehrwertsteuer hilft den Gastronomen
"Die höheren Preise werden von den Gästen akzeptiert", beobachtet Papalardo. Ohne Verständnis der Gäste gehe es nicht, sagt Dauenhauer. Denn ohne dieses ist die aktuelle Situation für die Gastwirte nicht tragbar. Die größte Hilfe für die Gastwirte wäre, laut Dauenhauer, die unbefristete Mehrwertsteuersenkung auf alle Lebensmittel, auch in der Gastronomie. Alle Lebensmittel sollen gleich behandelt werden.
Derzeit ist die Mehrwertsteuer auf Lebensmittel für Gastronomiebetriebe aufgrund der Corona-Pandemie gesenkt, dies soll sich aber wieder ändern. Deswegen sagt Dehoga-Kreisvorsitzender Dauenhauer: "Ich hoffe, dass Söder, Scholz und Lindner ihre Versprechen einhalten und die Mehrwertsteuer auf Lebensmittel in der Gastronomie ohne Frist senken. Das würde den Gastronomen am meisten helfen."
Oh je, das ist jetzt wirklich furchtbar. Mein Beileid.