
Gaststätten und Hotels mussten während der Corona-Pandemie mehrfach schließen. Neben den Betreibern selbst war das für die Mitarbeitenden besonders hart, die entweder in Kurzarbeit geschickt wurden oder sich einen anderen Job suchen mussten. Zwar darf die Gastronomie inzwischen wieder ohne große Einschränkungen öffnen, die Pandemie hat jedoch ihre Spuren hinterlassen: Viele der Beschäftigten haben sich dauerhaft einen anderen Job gesucht. Bereits im vergangenen Sommer waren im Landkreis Main-Spessart viele Wirte händeringend auf der Suche nach Personal.
Um den Job wieder attraktiver zu machen, gibt es seit April mehr Lohn für die Beschäftigten in der Gastronomie. Laut einer Pressemitteilung der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten verdient zum Beispiel eine gelernte Kellnerin mit drei Jahren Berufserfahrung durch die Tariferhöhung 173 Euro mehr im Monat. Außerdem wird der Mindestlohn im Oktober auf 12 Euro pro Stunde steigen, was dann bei den Aushilfskräften für mehr Geld in der Tasche sorgen soll.
Frühzeitige Suche war für Liesl-Besitzer Rainer Kenner erfolgreich
Rainer Kenner von der Liesl in Karlstadt weiß noch genau, wie schwierig die Personalsuche vergangenes Jahr war und hat sich diesmal deshalb frühzeitig vor Beginn der Biergartensaison um Servicekräfte bemüht. "Ich habe unter anderem Zettel in Schulen aufgehängt, daraufhin gab es viele Anfragen", sagt er. Deshalb sei die Situation in seiner Gaststätte derzeit "ganz gut". Die Lohnerhöhung durch den Tarifvertrag hat für ihn jedoch keine Auswirkungen, da er ohnehin nur Aushilfskräfte beschäftigt. "Aber generell ist es natürlich sehr schwierig, Personal zu finden", so Kenner.

Insgesamt sei die Lage jedoch ein wenig besser als vergangenen Sommer. Damals kam die Erlaubnis zur Wiedereröffnung sehr spontan, jetzt konnte man sich besser auf die Saison vorbereiten, da auch im Winter die Gaststätten geöffnet waren. "Ich arbeite viel mit Schülern und Studenten, die konnte ich jetzt über den Zeitraum anlernen", sagt Kenner.
Gäste des Weinhaus Anker haben Verständnis für steigende Preise
"Wir haben zurzeit alle Stellen besetzt, suchen aber immer wieder mal", sagt Josef Deppisch, Inhaber des Weinhaus Anker in Marktheidenfeld. Was laut Deppisch jedoch deutlich fehlt, sind Aushilfskräfte wie Schüler oder Studenten, die sich etwas dazu verdienen möchten. Die seien seit der Pandemie nur sehr schwer zu bekommen. Die Steigerung des Mindestlohns betrifft das Gasthaus und Hotel zwar nicht direkt, da seine Mitarbeitenden laut Deppisch ohnehin deutlich mehr als diese Untergrenze verdienen würden. "Aber wenn der Lohn für Ungelernte steigt, dann wollen natürlich auch alle anderen mehr", sagt Deppisch. "Wir können aber nur das bezahlen, was auch reinkommt."
Die Preise für die Gäste werden zwar kontinuierlich angepasst, ebenso wie die Löhne der Mitarbeitenden. "Unsere Mitarbeiter müssen ja auch davon leben können." Doch derzeit würden die Kosten in allen Bereichen schneller steigen, als man die Löhne anpassen könne. Bei den Gästen des Weinhauses herrsche aber Verständnis für steigende Preise: "Wir haben glücklicherweise Kunden, die auch bereit sind, das zu zahlen." Trotz aller Preiserhöhungen bleibt Josef Deppisch optimistisch: "Das muss man als Unternehmer auch einfach sein."
Laut Dennis Imhof vom Hotel Imhof in Gemünden ist die Lage dort genau andersherum: Aushilfen gebe es genug, aber gelernte Mitarbeiter seien kaum zu bekommen. "Wir haben einen Fachkräftemangel", so Imhof, der auch im Vorstand der Kreisstelle Main-Spessart des Hotel- und Gaststättenverbandes aktiv ist. Das Hotel beschäftige aber viele Aushilfen, gerade auch aus dem Ausland gebe es derzeit viele Anfragen. "Da wir ein Familienbetrieb sind, packen einfach alle mit an und wir schulen unsere Mitarbeiter", erklärt der Geschäftsführer. Hier appelliert er an das Verständnis der Gäste, wenn die Bedienung oder die Weinberatung mal nicht perfekt sei. Das sei aber meist kein Problem, denn freundlich und herzlich seien die Mitarbeitenden ja trotzdem.
Den neuen Tarifvertrag, der seit April gilt, begrüßt er ausdrücklich, vor allem die Steigerung bei den Löhnen für die Auszubildenden. "Damit wurden die Rahmenbedingungen angepasst, das ist ein wichtiges Zeichen auf dem Arbeitsmarkt", sagt er. Imhof ist vor kurzem in der dritten Generation in den Familienbetrieb voll eingestiegen und hat viele neue Ideen und Konzepte, wie er sagt. "Besonders die Ausbildung ist ein ganz wichtiges Thema." Vor Corona wären die Azubi-Zahlen in der Gastronomie im Aufschwung gewesen, nun hofft er, dass es nach dem Einbruch durch die Pandemie wieder voll losgeht. Optimistisch für die kommende Sommersaison ist er auf jeden Fall: "Der Sommer wird sicher gut, die Leute haben Lust, rauszugehen."
Längere Saison bereitet der Schönbrunnen-Wirtin Gottschalk Sorgen
Zuversichtlich trotz schwieriger Personalsituation ist auch Margitta Gottschalk, Wirtin vom Schönbrunnen in Lohr: "Irgendwo tut sich immer etwas auf." Auch sie ist auf der Suche nach Personal, vor allem Aushilfen, aber auch eine Festanstellung hätte sie zu vergeben. Sorgen bereitet ihr, dass in diesem Jahr eine längere Saison bevorsteht. "Letztes Jahr waren es nach der Öffnung nur drei Monate, die konnten wir irgendwie stemmen."

Auswirkungen durch die Lohnerhöhung im Gastgewerbe würde sie sich zwar wünschen, glaubt jedoch nicht daran. "Es ist einfach kein Personal auf dem Markt, das ist ja auch in anderen Bereichen so", so ihre Beobachtung. Sie vermutet, dass viele Beschäftigte in die Industrie abgewandert sind. "Mit den Löhnen der Industrie können wir natürlich nicht mithalten", so Gottschalk.