
Während in der Silvesternacht noch einzelne Raketen den Himmel über der Alten Mainbrücke in Kitzingen erleuchteten, hatte die Feuerwehr unten am Mainkai um 0.30 Uhr den ersten Einsatz des Jahres. Und erlebte dabei Erschreckendes: Unbekannte bewarfen ein Einsatzauto mit Böllern und eine Richtung Drehleiter abgeschossene Rakete explodierte kurz vor dem Maschinisten.
Im Interview spricht nun Kitzingens Feuerwehrkommandant Matthias Gernert über die Angriffe in dieser Nacht. Und der 61-Jährige erklärt, warum diese eine neue Nummer waren für Kitzingen.
Matthias Gernert: Es ging ja schon los bei der Anfahrt an die Brandstelle. Man musste teilweise Slalom fahren durch die Stadt, weil auf den Straßen Raketen-Batterien standen und abgefeuert wurden. Unser zuständiger Kreisbrandmeister ist bei der Anfahrt mit seinem Privatauto, das als Sonderfahrzeug gekennzeichnet war, mit drei Raketen beschossen worden.
Gernert: Unten am Mainkai war das große Problem, das sich dort viele Personen aufhielten. Wir mussten auf den Balkon hoch und brauchten dafür die Drehleiter, weil wir vorne über das Gebäude nicht herankamen. Als das Löschgruppenfahrzeug dorthin fahren wollte, meinten einige Feierlustige, sie müssten unbedingt ihre Böller hinter dem Fahrzeug zünden und waren dann noch stinkig, dass wir da jetzt rückwärts fahren und sie stören.

Gernert: Ja! Die Krönung war, dass die Rakete auf die Leiter geschossen worden ist und wirklich kurz vor dem Gesicht von Stefan (Münch) explodiert ist. Und so etwas kann im wahrsten Sinne des Wortes voll ins Auge gehen. Damit rechnest Du ja nicht.
Gernert: In dem Ausmaß nicht. In der Silvesternacht hatten wir schon des Öfteren Einsätze, der bekannteste ist ja der Kitzinger Rathausbrand an Silvester 1984. Da hat man dann man automatisch unheimlich viele Schaulustige und Feuerwehr-Interessierte auf den Straßen, das ist ganz normal. Dass man diese manchmal in die Schranken weisen muss, ist auch normal. Aber dass ein solches Unverständnis herrscht und wir die Leute auf die Seite jagen müssen und diese den Einsatz sogar noch in der Anfangsphase behindern, das ist eine ganz neue Nummer.

Gernert: Wir hatten so etwas zuvor tatsächlich noch nicht gehabt. Man hört das aus Großstädten wie Berlin oder Hamburg, wo gezielt Rettungskräfte angegriffen wurden. Wir sind hier in Kitzingen ja sozusagen in der Provinz, diese Dimension ist für uns neu. Und dafür habe ich überhaupt kein Verständnis.
Gernert: Ich bin mir sicher, dass der Großteil der feiernden Menschen in der Silvesternacht gut drauf ist und dass diese nichts Vergleichbares im Schilde führen. Da agieren Einzelne aus der Masse heraus und schießen Raketen ab. Denen wird die Polizei nicht habhaft, obwohl sie stark vertreten war in Kitzingen in der Silvesternacht.

Gernert: Wenn ich mir die Bilder aus Berlin anschaue, wäre ich dafür. Aber auf der anderen Seite konnte man wegen der Corona-Zwangspause jetzt zwei Jahre nicht richtig feiern. Ich verstehe, dass die Menschen das jetzt wieder machen und auch ihre Raketen abfeuern wollen, aber das kann man alles mit Maß und Ziel tun. Dafür sind Plätze ausgewiesen und wenn man das vernünftig nach oben steigen lässt, wird niemand gefährdet. Aber wer gezielt auf Menschen schießt, sollte härter bestraft werden. Da müsste die Politik handeln.
Gernert: Ich wünsche mir, dass so etwas ein einzelner Vorfall bleibt bei uns in Kitzingen. Und dass solche Angriffe deutschlandweit nicht mehr passieren. Die Frauen und Männer der Freiwilligen Feuerwehr machen das ja alles für Gottes Lohn und freiwillig, da bekommt keiner irgendeinen Cent dafür. Deshalb wünschen wir uns mehr Verständnis für unsere Arbeit und wir als Rettungskräfte möchten dabei respektiert werden – und nicht auch noch behindert oder angegriffen.
Man kann nur hoffen, dass sie sich selbst bis dahin auch ein wenig in Richtung Vernunft entwickelt hat.
Das hat sogar bei mir funktioniert und ich war in jungen Jahren auch kein Unschuldslamm.
Falls es aber nicht klappt, habe ich immerhin die Genugtuung mir die Geschichte dann harfespielend von einer Schäfchenwolke oder teuflisch grinsend und schwitzend von einem Ort ein paar Etagen tiefer anzuschauen.
Ausbaden muss ich dann aber glücklicherweise nicht mehr die Fehler und Versäumnisse die heute zugelassen werden. Das dürfen dann die heute Jungen und Mittelalten machen, die hilflos und achselzuckend zuschauen, wie "staatliche Autorität" und gesundes gesellschaftliches Miteinander immer mehr verkommen.
Mit Schlafmützigkeit, Schönreden, "weiter-so" und laissez-faire löst man keine Probleme. Man läuft nur Gefahr, dass sie einem über den Kopf wachsen.
Natürlich treffen hin und wieder Welten aufeinander, was völlig verständlich ist.
Es sollte weiterhin wichtig sein, alle miteinzubeziehen. Wenn man sieht, das etwas „falsches“ passiert, das man auf den anderen zugeht. Aufzeigt, dass das nicht in Ordnung ist.
Eine einzige Gruppe an Schuldigen zu suchen, kann nicht der richtige Weg sein.
Es traut sich nur keiner mehr, etwas zu sagen. Ich bin damit immer gut gefahren. Der positive Nebeneffekt, man kommt ins Gespräch, die Leute grüßen einen auch später noch und es entsteht ein Miteinander und nicht ein Gegeneinander.
Es fehlt der Bevölkerung an gegenseitigen Respekt, Rücksicht gegenüber anderen und eine abschreckende justiz. Strafen sind doch in allen Bereichen lächerlich.
Deren Stadtbevölkerungen schätzen das mehr an Sicherheit durch die vielen Überwachungskameras ..
Bitte die Statistik dazu. Danke!
https://www.focus.de/politik/meinung/analyse-von-ulrich-reitz-berlin-56-verletzte-muenchen-0-jetzt-reden-wir-mal-klartext_id_182144370.html?utm_source=facebook&utm_medium=social&utm_campaign=facebook-focus-online-politik&fbc=facebook-focus-online-politik&ts=202301041651&cid=04012023&fbclid=IwAR3JucLInAxq19FpoHlcOaEt_WdSFwVKAExoEerE_GBz8YA1KEreFwycXHU