Seit einem Jahr leitet Jochen Dietrich die Polizeiinspektion Kitzingen. Was denkt der 50-Jährige über Verkehrsberuhigung? Wie läuft sein Kampf gegen die Raser? Und was ist eigentlich aus den angekündigten Fahrrad-Streifen geworden?
Jochen Dietrich: Es gibt in unserem Dienstbereich ausreichend Streifen. Zudem unterstützen die umliegenden Dienststellen sich gegenseitig. Wir haben generell gut zu tun. Fast immer sind Verkehrsunfälle und Diebstähle dabei. Außerdem kommen immer wieder Menschen auf die Dienststelle, um Anzeige zu erstatten. Im Moment geht es dabei häufig um Internet-Betrug.
Dietrich: Ja, 24 Stunden an sieben Tagen. Es gibt bei uns vier Dienstgruppen, die sich das aufteilen.
Dietrich: Wir könnten die eine oder andere Verstärkung gebrauchen, sind aber jederzeit handlungsfähig. Damit wir auch künftig genügend Polizeikräfte haben, lassen Sie mich die Gelegenheit nutzen und hier für den Polizeiberuf werben. Wir bieten einen abwechslungsreichen und spannenden Beruf mit guten Karrierechancen. Wenn man gerne mit Menschen arbeitet und Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen will, ist das der richtige Job. Unter www.mit-sicherheit-anders.de können sich die jungen Menschen, aber auch ihre Eltern und Großeltern sehr gut informieren.
Dietrich: Ich bin im Gespräch mit dem Staatlichen Bauamt. Die planen das für uns. Derzeit wird die Ausschreibung für einen externen Planer vorbereitet.
Dietrich: In fünf bis sieben Jahren – nach meiner Schätzung. Die Gelder sind im Haushalt eingestellt. Vielleicht dauert es ein Jahr länger als zu Anfang gedacht.
Dietrich: Der Sicherheitsbericht 2021 für den Landkreis Kitzingen sieht sehr gut aus: Straftaten sind zurückgegangen, die Aufklärungsquote bewegt sich auf hohem Niveau, die Gewaltkriminalität hat abgenommen. Auf einige Bereiche müssen wir verstärkt schauen – etwa auf die Internetkriminalität. Früher war der Einbruch am Montagmorgen das Thema, heute sind es Berge von Anzeigen. Beim Internetbetrug ist noch viel Aufklärungsarbeit nötig.
Dietrich: Wir haben aktuell noch die Montags-Demo in Kitzingen, die jedoch absolut friedlich und kooperativ verläuft. Das sind meistens um die 50 Teilnehmer.
Dietrich: Da kann ich eine positive Bilanz ziehen. Die Weinfeste etwa waren bis auf wenige Ausnahmen sehr friedlich. Die Veranstalter im Zusammenspiel mit den Gemeinden übernehmen inzwischen eine große Verantwortung und machen ihre Hausaufgaben.
Dietrich: Es gibt inzwischen zwei Fahrräder. Leider fehlt noch die richtige Fahrrad-Bekleidung, es gab da Lieferengpässe. Im Frühjahr wollen wir stärker damit loslegen.
Dietrich: Wir sehen das Problem, in der Unfallstatistik zeigt es sich allerdings nicht. Wir haben alle sechs Wochen ein Gespräch mit dem Ordnungsamt und tauschen uns aus. Zudem sind wir mit Fußstreifen in der Fußgängerzone unterwegs.
Dietrich: Dass wir dort eine konzertierte Aktion starten müssten, sehe ich nicht. Aber wir wollen mit Beginn der neuen Saison im Frühjahr öfter und genauer hinschauen. Wichtig ist, dass man regelmäßig Kontrollen durchführt und nicht nur einmalige Aktionen.
Dietrich: Dieses Ziel muss man nachhaltig bearbeiten. Wir setzen für dieses Thema Personal und Zeit ein. Das ist mir wichtig, und wir werden weitermachen.
Dietrich: Das sind ja gesellschaftliche Entwicklungen. Man sieht es auch an der Diskussion zu Tempo 130 auf den Autobahnen. Ich bin überzeugt, dass sich dadurch die Unfallzahlen verringern lassen. So ist es auch mit Tempo 30 in der Innenstadt. Objektiv wird es jedoch nicht für jede einzelne Straße erforderlich sein.
Dietrich: Das ist so nicht richtig. Zuständig ist nicht die Polizei, sondern die Straßenverkehrsbehörde. Wir werden als Berater gefragt, um beispielsweise das Unfall-Lagebild darzustellen, entscheiden aber nicht. Wir blockieren auch nichts. Wenn wir bewerten und keine objektiven Gründe für eine Geschwindigkeitsbeschränkung feststellen, ist das ja kein generelles Veto. Unsere Aufgabe ist, die Situation neutral darzustellen. Bewerten und umsetzen muss es die Verkehrsbehörde. Ich bin eher für Geschwindigkeitsbegrenzung, wo es möglich ist. Aber es geht eben auch um die Leichtigkeit des Straßenverkehrs.
Dietrich: Woran es liegt, weiß ich nicht. Da sitzen Sie im falschen Büro . . .
Dietrich: Die Verkehrsüberwachung im Straßenverkehr gehört zu unseren Aufgaben. Das machen wir, aber natürlich nicht rund um die Uhr. Wir brauchen mehr Einsicht in der Bevölkerung, auch beim Thema Handy am Steuer.
Dietrich: Bei Verkehrssicherheit geht es um drei Bereiche. Das eine ist die Aufklärung, um eine Einsicht bei den Leuten zu erreichen. Das zweite ist die Verkehrstechnik: bauliche Maßnahmen wie Kreisverkehre an unfallträchtigen Kreuzungen, aber auch die wachsende Technik in den Autos zur Unfallverhütung. Ich denke da an Abstandswarner oder Spurhalteassistenten. Und dann ist da als Drittes die Verkehrsüberwachung. Manche lassen sich eben nicht durch Aufklärungsarbeit überzeugen – das ist genau unsere Zielgruppe. Zuletzt wurde bei einer Lasermessung einer erwischt, der auf der Nordtangente 111 statt erlaubter 50 km/h fuhr. So jemanden aus dem Verkehr zu ziehen freut mich dann schon.
Dietrich: Die Poser-Szene gibt es. Ein Kollege ist da besonders geschult, wir sind da gut aufgestellt. Seitdem ich in Kitzingen bin, habe ich aber nichts von illegalen Autorennen mitbekommen.
Dietrich: Schwierige Ecken, die ein Kriminalitätsproblem darstellen, sehe ich nicht. Natürlich gibt es Bereiche, auf die wir besonders schauen müssen. Ins Notwohngebiet werden wir immer wieder gerufen, weil es zu Konflikten kommt. Dort hat sich die Situation in den vergangenen Jahren aber deutlich verbessert. In den Sommermonaten geht es in der Stadt generell verstärkt um Ruhestörung, das ist ein Dauerthema. Das sind oft Personengruppen, die durch die Straßen ziehen. Ich kann den Ärger verstehen.
Dietrich: Das liegt auch daran, dass dort Streifen aus Gründen der Prävention fahren. Es gibt natürlich auch Einsätze, etwa wegen Ruhestörungen, Beleidigungen, Körperverletzungen, eben wegen Streit unter den Bewohnern. Das ist kein schöner Zustand, der aber der Wohnsituation geschuldet ist. Da entstehen Konflikte.
Dietrich: Pandemiebedingt waren Präventionsveranstaltungen in den Schulen in den letzten Jahren nur sehr eingeschränkt möglich. Hier möchte ich wieder verstärkt ansetzen. Dazu habe ich eine Mitarbeiterin gewinnen können, die sich hauptsächlich um dieses wichtige Thema kümmert. Ich denke da etwa an die Aufklärung von Schülerinnen und Schülern zum richtigen und rechtskonformen Umgang mit dem Handy, um nicht straffällig zu werden. Und um Drogenprävention. Aber auch die Sensibilisierung bei den Senioren für den sogenannten Enkeltrickbetrug oder den Betrug durch falsche Polizeibeamte wollen wir in den Fokus nehmen.
So viel zur Titelzeile des Artikels, die passt einfach nicht.
Wie KFZ-Fahrer in Kitzingen an Zebrastreifen Fussgänger berücksichtigen ist übrigens vorbildlich. Da braucht es kein generelles Tempo 30, das passt wie es ist.
die Kitzinger Innenstadt ist "weitgehend" Fußgängerzone? Diesen Einwand verstehe ich nicht. Die Fußgängerzone erstreckt sich doch nur auf die Markt- und die Herrnstraße. Alles andere ist normaler Straßenverkehr, also zum Beispiel auch die Kaiserstraße oder Schrannenstraße, wo häufig schneller gefahren wird als 30 oder 50 km/h.
Eike Lenz, Lokalredaktion Kitzingen
Davon abgesehen, dass der Verkehr in der Kleinstadt Kitzingen bei gelegentlichen Ampelausfällen besser fließt, ist es ein Unding, wenn die Ampeln den kaum vorhandenen Verkehr rund um die Uhr regeln, obwohl es zu gewissen Zeiten so gut wie keinen Straßenverkehr in Kitzingen gibt.