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Kitzingen
Enkeltrick-Betrüger am Telefon: Wie die kriminellen Anrufer vorgehen
Bei einer Kitzingerin rief ein falscher Polizist an – um an Geld zu kommen. Wie das Telefonat ablief, schildert die 70-Jährige und möchte damit vor den Ganoven warnen.
'Hier ist die Polizei!' Am Telefon geben sich Betrüger verstärkt als Polizisten aus. Die Fälle häufen sich, die richtige Polizei warnt. Wie ein solches Telefonat – hier ein Symbolbild – vonstatten geht, beschreibt die Kitzingerin Barbara Ziegler, bei der Ende Oktober ein Betrüger anläutetet.
Foto: Alexander Kaya | "Hier ist die Polizei!" Am Telefon geben sich Betrüger verstärkt als Polizisten aus. Die Fälle häufen sich, die richtige Polizei warnt.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:23 Uhr

Enkeltrick-Betrüger – hat man schon mal gehört. Ganoven gaukeln dann am Telefon vor allem älteren Menschen vor, dass sich einer ihrer Angehörigen in einer Notlage befindet. Oft wird so getan, als rufe ein Enkel an, der dann um Geld bittet, um aus der vermeintlichen Notlage zu kommen. Inzwischen sind die Betrüger noch einmal um einiges perfider geworden. Der neuste Trick: Die Betrüger geben sich als Polizisten aus. 

Das bekam auch die Kitzingerin Barbara Ziegler am eigenen Leib zu spüren. Die 70-Jährige bekam Ende Oktober am frühen Abend einen Anruf. Sie engagiert sich bei den Naturfreunden Kitzingen und steht deshalb zum einen in der Öffentlichkeit – und zum anderen mit ihrer Telefonnummer im Telefonbuch. "Ich vermute, dass die Trickbetrüger meine Anschrift aus dem Telefonbuch haben", sagt sie über den unerwünschten Anruf.

An dem Tag klingelte es scheinbar nicht nur bei ihr – sondern an weiteren Orten in Unterfranken. Jedenfalls gab die Polizei aufgrund der Fälle eine Warnung heraus. Und: Es hört nicht auf. Anfang dieser Woche erfuhr Barbara Ziegler über eine Bekannte von einem Fall in Sulzfeld, wo am Montag gegen 22 Uhr sich ein falscher Polizist am Telefon meldete. Für die Rentnerin ist das alles andere als Zufall: "Ich denke, dass da mehrere Trickbetrüger im Kitzinger Raum unterwegs sind."

Auf der Internetseite des Polizeipräsidiums Unterfranken finden sich gleich mehrere Warnungen unter der Überschrift "Vorsicht vor Anrufen falscher Polizeibeamter". Zuletzt klingelten die Telefone vor allem in Oberfranken, auch dort wurde "erneut ausdrücklich vor dreisten Betrügern, die sich am Telefon als Polizisten ausgeben, um an das Geld ihrer Opfer zu gelangen" gewarnt. Es habe Anfang dieser Woche "eine Vielzahl von Anrufen dieser falschen Polizeibeamten" gegeben, in einem Fall ergaunerten die Täter tatsächlich einen fünfstelligen Eurobetrag.

Die Masche hier: Der Anrufer versucht die ahnungslosen Opfer davon zu überzeugen, dass bei festgenommenen Einbrechern eine Liste mit Namen und Adressen aufgefunden wurde und darauf auch ihre Adresse stehe. Die angeblichen Kriminalbeamten seien um den Besitz der Angerufenen besorgt und fragen nach vorhandenen Wertgegenständen und Geldbeständen. In einer weiteren Version geht so: In der Nachbarschaft kam es angeblich zu einem Überfall oder Einbruch, zu denen die Opfer nun befragt werden sollen. 

Was genau Barbara Ziegler erlebt hat, erzählt sie hier:

Frage: Wann genau kam der Anruf?

Barbara Ziegler: Es war der 29. Oktober, ein Donnerstag, um 18.45 Uhr.

Wer meldete sich?

Ziegler: Am Telefon war ein Mann, der ein gutes Deutsch sprach und sagte: "Hier ist die Polizei!"

Barbara Ziegler bekam einen Anruf von einem falschen Polizisten.
Foto: Reinhold Ziegler | Barbara Ziegler bekam einen Anruf von einem falschen Polizisten.
Was genau wollte der Anrufer?

Ziegler: Er erklärte mir, dass in unserer Nähe gerade eingebrochen worden sei. Die Polizei sei schon einige Male durch unsere Straße Streife gefahren. Er wollte wissen, ob ich denn von dem Einbruch nichts gemerkt habe. Ich erklärte ihm, dass ich nichts gemerkt habe. Unsere Fenster sind mit Rollläden zu, da kann ich nicht raus schauen. Und gehört hatte ich ja auch nichts.

Und dann?

Ziegler: Nachdem ich auf den Einbruch nicht weiter reagierte, sagte er mir im Gespräch meinen Namen mit Straße und Hausnummer. Wohl, um mir Angst zu machen. Er fragte mich dann, ob heute Handwerker, Vertreter oder andere Leute bei uns waren. Ich sagte jedes Mal nein. Bei der dritten Frage sagte ich bereits nein, bevor er ausgeredet hatte.

Wann wussten Sie: da stimmt etwas nicht?

Ziegler: Da auf unserem Display keine Telefonnummer erschien, wurde mir nach einigen Sekunden bereits klar, dass hier etwas nicht stimmt.

Wie lange dauerte das Gespräch?

Ziegler: Er war sauer, weil ich ihn bei seinen Fragen nicht ausreden ließ. Plötzlich sagte er 'Schnepfe' und legte auf, etwa nach eineinhalb Minuten.

Was haben Sie dann gemacht?

Ziegler: Anschließend rief ich sofort die Polizei an und diese bestätigte mir, dass sie in der Siedlung keine Streife gefahren sind und es auch keinen Diebstahl gab. An diesem Abend war ich nicht die Einzige. Es gab bereits mehrere Anrufe zu diesem Zeitpunkt.

Was glauben Sie war der Sinn der Aktion?

Ziegler: Da ich ihm keine passende Antwort gab, konnte er nicht auf Geld oder Gegenstände zu sprechen kommen. So merkte er schnell, dass es keinen Sinn hat, mir weitere Fragen zu stellen.

Hatten Sie schon öfter derlei Anrufe?

Ziegler: Nein, noch nie. Es war der erste seltsame Anruf dieser Art.

Würden Sie heute etwas anders machen?

Ziegler: Ich war sehr überrascht, sonst hätte ich anders reagiert. Ich hätte versuchen können, ihn in eine Falle zu locken.

Das rät die Polizei: So reagieren Sie auf Betrüger am Telefon

Die Ratschläge der Polizei, um nicht Opfer von Telefonbetrügern zu werden. Seien Sie misstrauisch bei Anrufen, die Ihre finanzielle oder persönliche Situation betreffen. Lassen Sie sich nicht von einer vertrauenserweckenden Rufnummer auf dem Display in die Irre führen.
Lassen Sie sich zeitlich und emotional nicht unter Druck setzen.
Erkundigen Sie sich nach dem Namen des Anrufers, der Adresse und einer Rückrufnummer. Notieren Sie sich diese Angaben.
Übergeben Sie niemals Geld an unbekannte Personen. Informieren Sie auch ältere Verwandte und Nachbarn von dieser Betrugsmasche. Wenn Sie Zweifel haben, sprechen Sie mit Verwandten, dem Ansprechpartner Ihres Kreditinstituts oder informieren Sie die Polizei. In dringenden Fällen wählen Sie den Notruf 110.
Quelle: Polizeipräsidium Unterfranken
 
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