Christian Georgi war 19 Monate da, Markus Hack zwei Jahre, dann noch einmal Georgi für drei Monate – und nun kommt schon wieder ein Neuer. Drei Wechsel hat es binnen kurzer Zeit auf der Chefposition der Kitzinger Polizeiinspektion gegeben. Jetzt ist da Jochen Dietrich, der sich auf eine „neue berufliche Herausforderung“ freut; und die vielleicht wichtigste Botschaft, die der neue Leiter der Polizeiinspektion Kitzingen zu seinem offiziellen Amtsantritt an diesem Morgen verkündet, ist: „Ich bin gekommen, um zu bleiben.“ Kurze Pause, dann der entscheidende Nachsatz. „Für länger.“ Wer ist der neue Leiter der Kitzinger Polizei, Chef über 100 Beschäftigte? Wie tickt dieser Jochen Dietrich?
49 Jahre, verheiratet, Vater zweier Söhne, wohnhaft in Leinach – das ist die private Seite. Ein „intelligenter, hochanständiger, kompetenter Polizeichef“ – so beschreibt Unterfrankens Polizeipräsident Detlev Tolle das berufliche Wesen des 49-Jährigen, der an diesem Freitagmorgen in der Alten Synagoge feierlich ins Amt gehievt wird. „Unser Wunschkandidat“ für den Posten in Kitzingen. Dietrich war zuletzt bei der Bereitschaftspolizei in Würzburg, „sieben Jahre“, wie er sagt. Das soll noch einmal betonen, dass er sich auf eine längerfristige Mission in Kitzingen gefasst macht.
Als Polizeipraktikant hat Dietrich 1988 bei der Polizei angefangen, ein Jahr später trat er seine Ausbildung an. Er studierte an der Polizeihochschule und verbrachte mehrere Jahre in Mittelfranken, aber Unterfranken, so sagt er, sei seine Heimat. 1998 wechselte er ans hiesige Polizeipräsidium. Jetzt übernimmt er als Polizeioberrat Führungsverantwortung in Kitzingen. Worauf dürfen, worauf müssen sich die 100 Kolleginnen und Kollegen in der Inspektion einstellen?
Die Sozialkompetenz junger Leute will Dietrich stärken
Ein gutes Betriebsklima sei ihm wichtig, in der Inspektion und der ganzen Blaulichtfamilie; einen „engen Austausch“ mit Rathaus und Landratsamt strebt er an. So erklärt er es in seiner Antrittsrede. Der Polizei-Nachwuchs liege ihm am Herzen, die Ausbildung junger Menschen, aber nicht nur in fachlicher Hinsicht, sondern auch in Sachen sozialer Kompetenz. Und dann will er die Polizei wieder mehr im Straßenbild und im Bewusstsein der Leute verankern. „Die bürgernahe Polizei ist mir sehr wichtig.“
Es ist eine der „Botschaften“, die Dietrich bei Polizeipräsident Tolle herausgehört hat. Tolle, der sich als „gewachsener Gendarm“ und als „Schutzmann“ im klassischen Sinne versteht, betonte in seiner Festrede, wie wichtig der persönliche Kontakt mit dem Bürger sei; nicht aus dem Streifenwagen heraus, sondern von Angesicht zu Angesicht. Deshalb habe er für die Kitzinger Dienststelle jetzt zwei Fahrräder bestellt, mit denen die Kolleginnen und Kollegen Streife fahren sollen.
Die Aufklärungsquote in Kitzingen liegt bei 70 Prozent
Für die Kitzinger Inspektion, die viertgrößte in Unterfranken, findet Tolle lobende Worte. Er spricht von 3200 Fällen im Jahr, von einer Aufklärungsquote von 70 Prozent. Das zeige, dass die Menschen hier „sehr sicher“ lebten. Aber Tolle verweist auch auf Probleme: auf die rasant steigende Internet-Kriminalität, bei der die Polizei noch zu oft das Nachsehen habe; auf „Belastungen, die andere Inspektionen nicht haben“. Deshalb soll es in nächster Zeit auch in Kitzingen „mehr Personal“ geben. Das ist die eine erfreuliche Nachricht, die er mitbringt. Die andere: In „spätestens zwei Jahren“ soll der Bau der neuen Kitzinger Dienststelle in den Marshall Heights beginnen.
Christian Georgi hat die Kitzinger Inspektion 2018/19 für 19 Monate und zuletzt noch einmal für drei Monate geleitet, nachdem Markus Hack Ende Juli dem Ruf als Leiter der Polizeiinspektion Schweinfurt gefolgt ist. Georgi erzählt in seiner Abschiedsrede aus dem Alltag einer Inspektion wie Kitzingen: von Ruhestörungen und Sachbeschädigungen, von schweren Verkehrsunfällen und dem Überbringen von Todesnachrichten, von Anfeindungen und Gewalt.
Die Antwort der Polizei auf all diese Herausforderungen: „100 Batmans“, so Georgi, die sich – wenn sie die Maske fallen lassen – als Superhelden entpuppen, ohne Superkräfte, dafür mit ganz vielen Talenten: Lehrer und Ausbilder, Juristen und IT-Spezialisten, Vorbilder und Teamplayer, Seelsorger und Sozialarbeiter, Heinzelmännchen und Geduldsengel, Zuhörer und Tröster. Der 38-jährige Polizeioberrat kehrt jetzt auf seine Stelle im Präsidium, Bereich Einsatz-Management, zurück – nicht ohne die „familiäre Atmosphäre“ in Kitzingen mit ihrem Vize-Polizeichef Armin Fuchs zu loben.
Das vertrauensvolle Miteinander heben auch Landrätin Tamara Bischof und Oberbürgermeister Stefan Güntner hervor. Die „große Inspektion mitten im Landkreis“ sei für das Landratsamt ein „ganz wichtiger Partner“, sagt Bischof. Und: „Wir fühlen uns im Landkreis sehr sicher.“