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Schwarzach
Hochwasserschutz: Die 3 Bitten des Schwarzacher Bürgermeisters
Seit 2013 ist klar: Ein Gesamtkonzept zum Hochwasserschutz in Schwarzach muss her, passiert ist wenig. Welche Antwort auf das Problem hat Umweltminister Glauber?
Am Sonntag nach dem Hochwasser in Schwarzach am 9. Juli 2021 sieht man die abgesunkene Brücke über die Schwarzach und die weggespülten Uferteile.
Foto: Patty Varasano | Am Sonntag nach dem Hochwasser in Schwarzach am 9. Juli 2021 sieht man die abgesunkene Brücke über die Schwarzach und die weggespülten Uferteile.
Anna Kirschner
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:10 Uhr

Zwei Jahrhunderthochwasser in nur acht Jahren – Schwarzach am Main und seine Ortsteile erwischte es 2013 und 2021 heftig. Das Problem: Über 180 Quadratkilometer entwässern vom Steigerwald kommend in die Schwarzach, die in der gleichnamigen Gemeinde in den Main mündet. Viel Wasser also, das im Falle heftigen Regens durch den eigentlich zahmen Bach rauscht. 

Der wurde am 9. Juli 2021 so wild, dass er zahlreiche Keller und unter anderem das Feuerwehrhaus und den Kindergarten flutete. Heute noch sichtbar ist der Schaden an der Stelle, an der eine Brücke den beliebten Mainradweg über die Schwarzach spannte: Die Brücke ist verschwunden. Das Wasser hatte sie so stark unterspült, dass sie auf einer Seite in den Bach kippte und an Land gezogen werden musste. Teile des Weges am Uferstreifen fehlen ebenfalls. 

Umweltminister Glauber besucht die betroffene Region

Diese Schäden zeigte Bürgermeister Volker Schmitt (FW) seinem Parteifreund Thorsten Glauber vor Ort. Der bayerische Minister für Umwelt und Verbraucherschutz ließ sich vergangene Woche über die Situation informieren. Schmitt und Kitzingens Landrätin Tamara Bischof (FW) berichteten von den Problemen. 

Der Schwarzacher Bürgermeister Volker Schmitt (FW) zeigt direkt am Ufer der Schwarzach auf Fotos die Ausmaße des Hochwassers im Juli. Rechts im Bild Susanne Knof (FW), Bürgermeisterin des ebenfalls vom Hochwasser betroffenen Obernbreit.
Foto: Anna Kirschner | Der Schwarzacher Bürgermeister Volker Schmitt (FW) zeigt direkt am Ufer der Schwarzach auf Fotos die Ausmaße des Hochwassers im Juli.

"Ich rechne damit, dass es mindestens zwei Jahre dauert, bis wir einen adäquaten Ersatz für die Brücke haben", sagte Schmitt. Aus dem Topf der Soforthilfen könne man für eine Brücke nicht schöpfen, erklärt Bischof. Brücken neu zu errichten sei im Rahmen dieser Hilfen nicht vorgesehen. Eine der drei Bitten, die Schmitt an Glauber richtete, war dann auch die nach einer Förderung für die Brücke.

Die anderen zwei Appelle betreffen größere Probleme: eine Lösung finden für die Staatstraße 2271, die wie ein Damm wirkt und das Wasser im Hochwasserfall in der Stadt hält. Da bräuchte es Durchlässe, am besten mit Rückklappen, falls der Main von der anderen Seite her über das Ufer tritt. "Und dann wäre es natürlich toll, wenn Sie ein wenig Druck ausüben könnten auf das Wasserwirtschaftsamt", sagte Schmitt an Glauber.

Gesamtkonzept für Schwarzach und Castellbach nötig

Denn die Schwarzach fällt als Gewässer zweiter Ordnung in die Verantwortung des Wasserwirtschaftsamts Aschaffenburg. Die anderen Bäche, die die Wassermassen mitbringen und in die Schwarzach abgeben, sind jedoch Sache der Gemeinden. Eigentlich ist seit dem Hochwasser 2013 klar, dass ein Gesamtkonzept für das Gebiet nötig ist. Auf die Vergabe dieser Konzepterstellung durch das Wasserwirtschaftsamt an ein entsprechendes Büro warte er seit Jahren, sagt Schmitt.

Umweltminister Thorsten Glauber (FW) und seine Parteifreunde, Landrätin Tamara Bischof, Volker Schmitt und Susanne Knof (von links). 
Foto: Anna Kirschner | Umweltminister Thorsten Glauber (FW) und seine Parteifreunde, Landrätin Tamara Bischof, Volker Schmitt und Susanne Knof (von links). 

Grund dafür, so sind sich Schmitt, Bischof und der Staatsminister Glauber einig, sei die schlechte Personalausstattung der Wasserwirtschaftsämter. "Es hat auch nicht geholfen, dass das Wasserwirtschaftsamt Würzburg aufgelöst wurde", sagt Schmitt. "Das war meines Erachtens ein falscher Griff." Landrätin Bischof und Staatsminister Glauber nutzten beim Vororttermin die Gelegenheit zur Kritik an den Vorgängern.

Zu wenig Personal im Wasserwirtschaftsamt

Standorte und Personal seien dem Sparplan des früheren Ministerpräsidenten Stoiber (CSU) zum Opfer gefallen, so Bischof. "Jetzt sehen wir halt das Ergebnis." Mit Glauber ist sie sich einig, dass die Wasserwirtschaftsämter jedoch, gerade angesichts des Klimawandels, immer wichtiger werden. "Perspektivisch muss man sagen, dass die Aufgaben mehr statt weniger werden", so Glauber.

Auf Anfrage dieser Redaktion nach den personellen Veränderungen in den unterfränkischen Wasserwirtschaftsämtern äußerte sich das Umweltministerium nur vage. Von 2003 bis 2021 sei die Zahl der Stellen in den Wasserwirtschaftsämtern in ganz Bayern von 3198 auf 2550 gesunken, so ein Sprecher des Ministeriums. "In den Jahren 2013 und 2018 lag die Stellenzahl in einer ähnlichen Größenordnung." Eine konkrete Aussage zur Entwicklung der Stellen in Unterfranken unter Umweltminister Glauber lässt sich daraus nicht ableiten.

Aufräumen am 11. Juli 2021 in Münsterschwarzach nach der Flut: Viele Möbel landeten im Müllcontainer.
Foto: Patty Varasano | Aufräumen am 11. Juli 2021 in Münsterschwarzach nach der Flut: Viele Möbel landeten im Müllcontainer.

Auf die drei Bitten des Bürgermeisters gab der Staatsminister vor Ort keine direkten Antworten. Dennoch bedankte sich Schmitt für das offene Ohr. Das A und O sei es jetzt, Druck aufzubauen, damit sich etwas tue, so Schmitt. Bei einem Termin mit dem Wasserwirtschaftsamt am 7. Oktober will er das Thema weiter voranbringen. Eine Anfrage dieser Redaktion an das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg zum Thema wurde bis Redaktionsschluss nicht beantwortet.

In Schwarzach hat sich derweil eine Interessengemeinschaft gegründet, um Maßnahmen für einen effektiven Hochwasserschutz herbeizuführen. Bei einer öffentlichen Informationsveranstaltung am Freitag, 17. September, um 19 Uhr in der Aula des Egbert-Gymnasiums soll zu den Ursachen und Lösungsmöglichkeiten beraten werden. "Die Entwicklung gibt uns zu denken", sagt Reinhard Klos von der Interessensgemeinschaft. "In Münsterschwarzach stand das Wasser diesmal noch 55 Zentimeter höher als 2013. Diesmal waren Häuser betroffen, die überhaupt noch nie Probleme mit Hochwasser hatten." Zur Diskussion wolle man Politiker, die Öffentlichkeit und das Wasserwirtschaftsamt einladen. Aus dem Amt kam schon eine Absage. Eine Anmeldung zur Teilnahme an der Veranstaltung ist nicht nötig.

 
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Kommentare
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  • maxhegler
    Leider wurde die IG zu diesen Treffen nicht eingeladen.

    Jetzt die Misere auf die "alte Regierung" zu schieben ist für uns Anlieger leider keine Lösung.
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