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Schwarzach
Kommentar: Das Zögern der Politik beim Hochwasserschutz ist skandalös
Schon einmal hat die Politik nach einem elementaren Hochwasser den Betroffenen Hoffnung gemacht und sie dann im Regen stehen lassen. Das darf nicht noch einmal passieren.
Mit Sandsäcken die Fluten zu kanalisieren wie hier in Volkach ist immer nur ein Herumdoktern ein Symptomen. Für einen nachhaltigen Hochwasserschutz braucht es bedeutend mehr.
Foto: Patty Varasano | Mit Sandsäcken die Fluten zu kanalisieren wie hier in Volkach ist immer nur ein Herumdoktern ein Symptomen. Für einen nachhaltigen Hochwasserschutz braucht es bedeutend mehr.
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:10 Uhr

Wer einmal in einen Wolkenbruch geraten und dabei völlig durchnässt worden ist, wird bei nächster Gelegenheit nicht mehr ohne Regenschirm aus dem Haus gehen. Tut er es doch, handelt er entweder naiv oder grob fahrlässig. Eine Politik, die acht Jahre nach einem ersten schweren Hochwasser wider besseres Wissen nicht handelt, leidet entweder unter grenzenloser Ignoranz oder an gefährlichem Realitätsverlust. Im Falle Schwarzachs oder Prichsenstadts können es sich die Betroffenen aussuchen. Wie sie es auch drehen und wenden: Besser macht es die Sache nicht.

Im späten Frühjahr 2013 gab es in und um Schwarzach schon einmal ein elementares Hochwasser. Die Ortsmitte war überflutet, die Hauptstraße unpassierbar. Politik und Behörden wie das Wasserwirtschaftsamt gaben den Betroffenen in der Folge das Gefühl, dass man sie nicht im Regen stehen lassen werde. Mehr als acht Jahre sind seither vergangen, viel Wasser ist den Main hinuntergeflossen, und passiert ist: nichts. So konnte sich das Wasser der Schwarzach vor wenigen Wochen erneut ungehindert seinen Weg in die Anrainerorte bahnen. Und jetzt? Die Versprechen klingen genau wie 2013: Der Hochwasserschutz habe oberste Priorität. Aber wieso sollten die Leute jetzt jenen trauen, von denen sie schon einmal bitter enttäuscht wurden?

Es läuft, wie es hierzulande immer läuft, wenn es nicht läuft

Die Lokalpolitik – das schwächste Glied in der Kette und im Falle der Schwarzach gar nicht zum Handeln befugt – verweist auf das Wasserwirtschaftsamt. Das Amt klagt unverhohlen über Personalmangel und deutet auf die Landespolitik. Die Landespolitik verliert sich wie so oft im Ungefähren. Es läuft, wie es hierzulande immer läuft, wenn etwas nicht läuft. Jeder gibt die Verantwortung weiter wie eine heiße Kartoffel, und das bürokratische Dickicht bietet noch immer irgendein Schlupfloch, in das man sich zur Not flüchten kann. Bedenkt man, dass Starkregenereignisse durch den Klimawandel in immer kürzeren Abständen auftreten, wäre jetzt die Zeit, endlich mal ein paar Widersprüche aufzulösen.

Wenn der gern durchs Land tingelnde Umweltminister Glauber sagt, an Geld fehle es nicht, das Wasserwirtschaftsamt aber erklärt, es gebe zu wenig Stellen, um in der Kürze der Zeit alle Baustellen abzuarbeiten, dann passt etwas nicht zusammen. Reden da zwei aneinander vorbei? Sprechen die überhaupt miteinander? Das Lavieren der Verantwortlichen ist mit Blick auf jene, denen das Wasser im Zweifel bis zum Hals steht, beschämend und skandalös.

Jetzt geht es darum, die Versprechen einzulösen und die offenen Flanken zu schließen. Im nächsten Schritt sollte man dann mal klären, wie wir es künftig mit unserer Art des naturzerstörerischen Wirtschaftens und Konsumierens, der permanenten Flächenversiegelung und der gewinnträchtigen Freigabe gewässernaher Grundstücke zur Bebauung halten wollen.

 
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  • maxhegler
    Leider wurde beim Besuch des Umweltministers in Schwarzach die gegründete IG Hochwasserschutz nicht mal informiert. Hätten gerne unsere Forderungen auf dem kurzen Dienstweg dargelegt... Am 17.09. um 19 Uhr findet in der Aula des Egbert Gymnasium eine Diskussion und Vorstellen der Forderungen. Herr Lenz, wir würden uns freuen, Sie hier begrüßen zu dürfen.
    Herr Lenz am Ende noch vielen Dank für den Artikel, er spricht sehr vielen Anliegern aus der Seele.
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  • mppthi
    freie wähler fragen. erst das wasser in den main fließen lassen und dann zur bewässerung der weinberge zurückpumpen
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