Gemessen an dem, was wenig später im Westen Deutschlands passierte, kam der Landkreis Kitzingen am zweiten Juli-Wochenende beim Hochwasser noch einigermaßen glimpflich davon. Trotzdem ist auch hier das Entsetzen weiterhin groß: darüber, wie schnell das Wasser kam. Wie scheinbar fest zementierte Höchststände an den Flüssen erneut gerissen wurden. Und welcher Schaden am Ende doch entstanden ist: Eine erste vorsichtige Schätzung des Landratsamtes geht von vier Millionen Euro aus. Direkt betroffen von der Flut waren laut der Statistik der Kreisbehörde insgesamt 357 Haushalte im Kitzinger Land. Eine Zahl, die aktuell immer noch durch Nachmeldungen wächst.
Sowohl im Umwelt- als auch im Kreisausschuss ging es um eine Nachbetrachtung der Überschwemmungen. „Schlimm, aber handelbar“, so lautete die Einschätzung beispielsweise von Kreis-Bauhof-Chef Andreas Schneider. Aber jeder müsse ab sofort mehr Vorsorge tragen – egal ob Privatperson, Landkreis oder Kommune. Die Kreisstraßen standen am zweiten Juli-Wochenende zwar zu einem Drittel unter Wasser, trugen aber kaum Schäden davon. Auch das Bankett blieb größtenteils in Ordnung. Am Ende ging es für den Bauhof vor allen darum, die Ablaufgräben wieder fit zu machen.
Was die Alarmierung und die Rettungsketten anbelangt, habe im Landkreis alles wie erhofft geklappt, so der einhellige Tenor in den Ausschüssen. Was aber nicht ausschließt, dass in den inzwischen erfolgten Nachbesprechungen auch Verbesserungsvorschläge gemacht wurden. So besteht der Wunsch der Feuerwehr, den Führungsstab mit einer weiteren Stelle zu ergänzen, um für künftige Fälle schlagkräftiger agieren zu können. Nachgedacht werden müsse gegebenenfalls noch einmal über das Thema Sirenen-Alarmierung. Landesweit sollen Sirenen künftig wieder eine stärkere Rolle bei den Warnsystemen spielen.
Sandsäcke künftig lagern?
Eine Lehre gezogen wurde auch beim Bereitstellen der Sandsäcke: Die werden bisher erst gefüllt, wenn die Katastrophe im Anmarsch ist. Deshalb lautet die Frage, ob es nicht besser ist, bereits vorher gefüllte Sandsäcke für den Ernstfall zu lagern. Kreistrat Karl-Dieter Fuchs, der als Mainstockheimer Bürgermeister auch seit 1973 der örtlichen Feuerwehr angehört, bezeichnete die Vorratshaltung von Sandsäcken als "sehr sinnvoll". Eine Meinung, die auf allgemeine Zustimmung stieß. Geklärt werden muss hier aber auch die Frage der Lagerung.
Gut geklappt hätten die Aufräumarbeiten. Der Kreis stellte – wenn von den vom Hochwasser betroffenen Gemeinden gewünscht – kostenfrei Müllcontainer zur Verfügung. Insgesamt kamen 19 Container zum Einsatz, in denen 88 Tonnen durch Hochwasser entstandener Müll zusammenkam. Allein Prichsenstadt hatte für elf Container Bedarf, dort wurden außerdem drei Tonnen Elektro-Schrott entsorgt.
Neue Höchstmarken
Zudem ist der Landkreis bei der Müllabfuhr kulant: Wenn in den betreffenden Orten neben die Mülltonnen Restabfallsäcke gestellt werden, werden diese kostenfrei abgefahren, wie Landrätin Tamara Bischof betonte. Und: Der kreiseigene Wertstoffhof hat die Mengengrenzen aufgehoben, so lange Hochwasser-Müll angeliefert wird.
Was die kreiseigenen Gebäude anbelangt, soll noch einmal genau geschaut werden, wie es um die Versicherungen – Stichwort: Elementarschäden – bestellt ist. Wobei auch klar sei, so die Landrätin, dass nicht alles abgesichert werden könne. Andererseits scheint sich abzuzeichnen, dass in den bisherigen Kategorien nicht mehr gedacht werden könne: So wurden die Höchststände aus dem Jahr 2013, dem bisher letzten schlimmen Hochwasser-Jahr, noch einmal überboten. Ein Phänomen, das auch bei den Temperatur-Messungen zuletzt immer wieder zu beobachten war: Die Rekorde werden fast so schnell gebrochen, wie sie aufgestellt werden.
Wenn der Main eingezwängt zwischen Deichen fließt und das Wasser von Auen & Auwäldern abgehalten wird, ist es kein Wunder, dass es Hochwasser gibt, bei gleichzeitigem Abfallen des Grundwasserspiegels und Absterben der Wälder. Um eine Entwicklung zu prüfen, soll man sie bekanntlich bis ins Extrem zu Ende denken: das ergäbe dann (Nil)Hochwasser zwischen Wüsten.
Mainfranken ist zwar noch lange kein Bayerisches Ägypten - aber wehret den Anfängen!
ist auch hier in der MP zu lesen: https://www.mainpost.de/regional/kitzingen/schnelle-und-einfache-hilfe-art-10634567