Nur ein kleiner Teil des 544 Kilometer langen Mainradwegs führt durch den Landkreis Haßberge. Weil er unter den Ausflüglern sehr beliebt ist, ist zwischen Roßstadt und Gädheim teilweise ganz schön viel los. Der Radexperte und Buchautor Manfred Wagner (Holzhausen) ist im Auftrag dieser Redaktion die ausgeschilderten Wege abgefahren, hat sich aber in diesem Atemzug gleich noch eine zweite, alternative Route gesucht – falls mal zu viel los sein sollte. Oder wenn jemand mal etwas anderes sehen möchte.
Die Streckenführung
Eigentlich lässt sich die alternative Route recht einfach beschreiben. Sie führt genau auf der anderen Mainseite des offiziell ausgeschilderten Mainradweges entlang. Im Landkreis Haßberge ist Stettfeld die erste Gemeinde, auf die der Radler stößt, wenn er aus Richtung Oberfranken kommt. Vom Sportgelände Staffelbach (Lkr. Bamberg) führt der Weg über Ebelsbach, vorbei an Steinbach und Ziegelanger nach Zeil. Dort lässt sich der Main nach Sand überqueren, weiter geht es über Knetzgau und Wonfurt in den Thereser Gemeindeteil Horhausen. Über Untereuerheim (Lkr. Schweinfurt) geht es zurück nach Gädheim.
Wie lässt sich die Route befahren?
Vorneweg, nicht ganz so komfortabel wie der "normale" Mainradweg. Speziell zwischen Stettfeld und Zeil geht es zumeist über mehr oder weniger gut befestigte Feldwege, die nicht nur von landwirtschaftlichen Fahrzeugen, sondern teilweise auch von Lkw benutzt werden, die zu den Sand- und Kiesabbauflächen unterwegs sind. Dafür sind die Hauptverkehrsachsen relativ weit weg.
Zwischen Sand und Horhausen gibt es tiptop ausgebaute Radwege. Die liegen dafür nicht immer in Sichtweite zum Main und außerdem direkt an Staatsstraßen. Von Horhausen bis in den Landkreis Schweinfurt müssen die Pedalritter wieder auf unwegsamere - weil durch Baustellenfahrzeuge im Mitleidenschaft gezogene - Feldwege ausweichen, ehe sie bei Untereuerheim über den Steg wieder auf die "offizielle" Route des Mainradwegs zurückkehren können.
Oder eben auf der südlichen Seite des Wasserlaufs weiterfahren. Die Strecke ist zudem bekannt (und entsprechend ausgeschildert) als "Route Süd" des Mainradwegs. Sie gilt als sehr naturnahe "Entschleunigungsspur". Ihr Start ist eigentlich die Kreisstadt Haßfurt, das Ziel ist Wipfeld im Landkreis Schweinfurt. Ein Erlebnis dort ist sicherlich die Fähre., mit der man den Main überqueren kann.
Das fällt beim Vorbeifahren auf
Manfred Wagner zieht im Gespräch mit dieser Redaktion einen Vergleich zwischen den beiden Routen. Das Original ist weniger anspruchsvoll, findet er, allein durch den wechselhaften Untergrund lässt sich die Alternativstrecke etwas schwieriger befahren. Dazu gibt es mehr Steigungen und Gefälle, zum Beispiel zwischen Knetzgau und der Abzweigung nach Wonfurt. Ist die erklommen, bietet sich dafür ein eindrucksvoller Blick über das Gut Mariaburghausen, die Kreisstadt Haßfurt und im Hintergrund die Ausläufer der Haßberge.
Wer seinen Blick gerne in die Natur schweifen lassen möchte, kommt auf der "falschen" Mainseite ohnehin besser weg. "Landschaftlich finde ich den Weg viel schöner", sagt er, besonders im Trinkwasserschutzgebiet bei Horhausen geht es gefühlt unendlich mitten durch Wiesen und Felder. Und sogar kurz durch den Wald: Durch eine Baustelle vor Untereuerheim werden die Pedalritter derzeit umgeleitet.
Gibt es denn Plätze für eine entspannende Rast?
Durchaus. Gerade jetzt, im beginnenden Sommer, lässt sich eine Radtour gerne mit einem Sprung ins kühle Nass verbinden. Die Seen im Sand- und Kiesabbaugebiet bei Stettfeld werden gerne von Badewilligen angesteuert, der Baggersee Horhausen ist sogar als EU-Badegewässer klassifiziert, seine Wasserqualität wird vom Landratsamt Haßberge regelmäßig überprüft. Das Schöne daran: Man kann ihnen nicht ausweichen, man fährt direkt dran vorbei und kann sich spontan entscheiden.
Einen minimalen Umweg müssten die Radler in Kauf nehmen, wenn sie die Altachquelle bei Wonfurt mit ihrem Kneippbecken ansteuern wollen – ein sehr beliebter Rastplatz, speziell für Familien mit Kindern. Gleiches gilt für den vor gut einem Jahr generalüberholten Spielplatz in Horhausen. Dort gibt es sogar eine Grillmöglichkeit. Sitzgruppen, wie sie Manfred Wagner am "normalen" Mainradweg in großer Häufigkeit auffielen, sind eher rar gesät. "Dafür finden sich viele schöne Fleckchen für ein Picknick in der Natur". Sein Tipp: Einfach eine Decke einpacken und da, wo es schön ist, Platz nehmen.
Wie sieht es mit Einkehrmöglichkeiten aus?
Da auf dieser Route nur wenige Ortschaften wirklich durchfahren werden, sind die eher rar gesät. Wer ein Gasthaus oder einen Biergarten sucht, muss schon einen kleinen Abstecher – beispielsweise nach Ebelsbach, Ziegelanger oder Zeil – in Kauf nehmen, lediglich die Ortschaften Sand, Knetzgau und Wonfurt werden komplett durchquert. Dort bieten sich im neben den örtlichen Gasthäusern weitere Möglichkeiten, zum Beispiel durch Imbisse, Eisdielen, Bäckereien oder Metzgereien für den kleinen Snack zwischendurch.
Lohnt sich ein Abstecher weg vom Main?
Ja, sagt Manfred Wagner. Der denkt dabei zum Beispiel an den Radweg in den Haßgau. Der führt auf der ehemaligen Trasse des "Hofheimerle" auf knapp 18 Kilometern Länge in die einstige Kreisstadt Hofheim. Für Manfred Wagner ein ideal ausgebauter Weg, ohne größere Steigungen und Gefälle, mitten durch die Flur. Und, wer gen Norden fahren möchte, kann das thüringische Meiningen anpeilen. Für ambitioniertere Pedalritter hat er das Wässernachtal bei Wülflingen im Blick. Das würde sich aber mehr für Mountainbiker eignen, ein geeignetes Ziel wäre der Ellertshäuser See.
Das Fazit
Beide Touren entlang des Mains haben ihren Reiz, findet Manfred Wagner. Bei der ersten Tour stehen mehr die Ortschaften im Mittelpunkt, sie nimmt den direktesten Weg, den Landkreis Haßberge von Ost nach West zu durchqueren. Die zweite Strecke ist rund drei Kilometer länger, minimal schwieriger und etwas zeitintensiver. Spaß haben ihm beide Routen gemacht, versichert er: "Egal wo oder wie man fährt, wer die Augen offen hält, findet überall seine Schönheiten."