Stolze 544 Kilometer lang ist der Main-Radweg von den beiden Quellen des Mains in den oberfränkischen Orten Creußen (Roter Main) und Bischofsgrün (Weißer Main) bis zur Mündung in den Rhein bei Mainz (Rheinland-Pfalz). Rund 35 Kilometer des Radwegs führen zwischen dem Eltmanner Stadtteil Roßstadt und Gädheim durch den Landkreis Haßberge. Diese Redaktion hat mit Manfred Wagner einen echten Experten auf zwei Rädern losgeschickt, um die Strecke einmal auf Herz und Nieren zu prüfen. Der Holzhäuser hat sich als radfahrender Weltenbummler einen Namen gemacht und seine Erlebnisse unlängst in einem Buch festgehalten.
Bei der Tour durch seine Heimat hat Wagner versucht, seinen Blickwinkel zu verändern. Er wollte die ihm bestens bekannte Strecke durch die Brille eines Fremden betrachten. Seine erste Erkenntnis: Die Beschilderung für alle, die Haßgau, Maintal oder Steigerwald nicht kennen, ist für ihn logisch und leicht nachvollziehbar.
Die Zeiler Altstadt darf eben nicht fehlen
Etwas irritiert hat Manfred Wagner die Streckenführung in Zeil. Im benachbarten Sand beispielsweise werden die Radler durch die weniger befahrene Wörth-Siedlung geleitet, in Zeil aber durch die Hauptstraße. "Normalerweise werden Hauptverkehrsstraßen vermieden", wundert er sich. Andererseits würde den Radlern sonst die wunderbare Fachwerkkulisse der Zeiler Altstadt vorenthalten. Das, vermutet er, sei wohl der Grund dafür gewesen, die Radfahrer durch die enge Innenstadt zu lotsen.
Nur an einer Stelle hat er Probleme ausgemacht: Die Innenstadt in Haßfurt. Da führt der Radweg entgegen der Einbahnstraßen-Regelung durch die Hauptstraße. "Das ist ungewöhnlich und sehr selten", weiß der Weltenbummler auf zwei Rädern. "Für Ortsfremde ist das ein bisschen komisch". Und gefährlich, denn die Autofahrer, die von der Truchseßgasse kommen, würden nur nach rechts sehen. "Die Radfahrer kommen aber von links".
Selbst für untrainierte Radfahrer zu machen
Im Großen und Ganzen sei der Mainradweg aber sehr gut zu befahren. Besonders wenn man flussabwärts vom Eltmanner Stadtteil Roßstadt in Richtung Gädheim fährt. Es gibt kaum Steigungen, allerdings auch keine großen Gefälle. "Er eignet sich also sehr gut für Untrainierte". Wagner, der auf den wildesten Pisten in aller Welt geradelt ist, freut sich über den durchwegs befestigten, zumeist glatt asphaltierten Untergrund.
"Nur, wenn jemand vielleicht nicht so oft Rad fährt, fühlt man sich auf den fünf, sechs Meter langen Betonplatten, die zwischen Untertheres und der Staustufe Ottendorf verlegt sind, etwas unsicher". Fährt man über deren Querrillen, hoppele es ein bisschen. Aber das sei mit etwas mehr Konzentration "noch okay".
Umleitung wegen der neuen Mainbrücke bei Horhausen
Apropos Theres: Zwischen Ober- und Untertheres müssen sich Radfahrer auf eine Umleitung einstellen. Durch den Neubau der Brücke Horhausen ist der Radweg da komplett gesperrt. Es bringt auch nichts, bis an die Baustellen zu fahren und sich vielleicht irgendwo irgendwie durchzuzwängen. Manfred Wagner hats probiert: "Keine Chance". Die Ausweichroute ist ein paar hundert Meter länger und führt durch die beiden Orte, parallel zum Radweg über Flurwege an der ehemaligen B26 entlang. Sie war selbst für Durchreisende "gut zu erkennen".
Und wie lange braucht man denn, den Landkreis Haßberge von Osten nach Westen zu durchradeln? "Wenn man ohne größere Pausen und gemütlich fährt, dauert das etwa drei Stunden", schätzt Manfred Wagner. "Natürlich ohne Gegenwind", ergänzt er. Gelegenheiten, sich zwischendrin auszuruhen, finden sich häufig, hat er höchst festgestellt. "Es gibt auffallend viele Bänke, teilweise mit Tischen. Das ist ideal, wenn man seine eigene Brotzeit dabei hat".
Der Mainradweg ist sehr gut für Familien mit Kindern geeignet
Oder man verweilt auf einem der vielen Spielplätze. Als besonders attraktiv ist dem Familienvater der Spielplatz in Eltmann aufgefallen, in der Wallburgstadt gibt es zudem einen Mehrgenerationenparcours, "wenn jemandem das Radeln nicht reicht". Neben den Tennisplätzen des TC in Zeil, wenige Meter nach dem Bahnübergang leicht versteckt gelegen, befindet sich laut Manfred Wagner ein weiterer reizvoller Spielplatz. Quasi der letzte markante Punkt vor den Schweinfurter Landkreisgrenzen ist das Sport- und Spielgelände rund um das SSV-Sportheim in Gädheim.
Dort finden Radfahrer mit der Gaststätte "RadlRast" eines der wenigen gastronomischen Angebote direkt am Radweg. Nicht, dass es im Maintal keine Biergärten und Gasthäuser gäbe, aber sie liegen wie beispielsweise in Eltmann, Sand, Zeil, Haßfurt, Wülflingen oder Obertheres meist abseits des Radwegs und sind nur über Hinweisschilder zu finden. Wo die Route durch Ortschaften verläuft, gibt es auch Bäckereien, Metzgereien oder Eisdielen.
Wer die Natur genießen will, ist an der richtigen Adresse
Manfred Wagner hat sich aber nicht nur auf den Radweg an sich konzentriert. Er hat über den Wegesrand geblickt und beispielsweise im Eltmanner Stadtteil Eschenbach an einem Bauernhof eine Milchtankstelle entdeckt, dazu gibt es frischen Käse oder Eier aus dem Automaten. Ganz in der Nähe davon befindet sich Dippach. In dem kleinen Kirchlein des Ortes, das die Grenze zwischen den Bistümern Bamberg und Würzburg markiert, befinde sich eine sehenswerte moderne Christus-Skulptur. Und wer Lust auf Naturbeobachtungen hat, kann sich nur 300 Meter vom Radweg entfernt in die Mainauen begeben, um auf dem eigens dafür geschaffenen Aussichtsturm die größte Graureiher-Kolonie Süddeutschlands betrachten.
Weiter mainabwärts werden die Radler an Maria Limbach, der berühmten, von Balthasar Neumann erbauten Wallfahrtskirche vorbeigelotst. "Die ist derzeit aber wegen der Innenrenovierung noch geschlossen", bedauert Wagner.
Was passiert bei einem Plattfuß
Was passiert, wenn ein Plattfuß das Freizeitvergnügen trübt oder sonst irgend ein Schaden am Gefährt entstanden ist? Nur an einem Fahrradgeschäft kommt man direkt vorbei, nämlich in der Haßfurter Innenstadt. Daneben gibt es in der Kreisstadt zwei weitere Häuser, die auch Bikes verkaufen oder Reparaturen anbieten, einer davon hat laut Manfred Wagner sogar einen Automaten, an dem man sich Kleinteile oder Luftschläuche für die Reifen ziehen kann. Der liege aber weit abseits im Gewerbegebiet. Auch in Eltmann gibt es einen Laden, der sich auf Fahrräder spezialisiert hat. "In den meisten Fällen kann man sich ja zum Glück mit etwas Geschick und Geduld selbst helfen".
Manfred Wagner ist im Auftrag dieser Redaktion übrigens nicht nur die "offizielle" Mainradweg-Route, die in den verschiedensten Radreiseführern ausgezeichnet ist, abgefahren. Er hat sich zusätzlich eine alternative Route ausgesucht, die genau entgegengesetzt, also auf der jeweils anderen Mainseite verläuft. Über die wird er ein wenigen Tagen ebenfalls noch berichten.
Und wie fällt das persönliche Fazit von Manfred Wagner nach zwei Nachmittagen im Sattel aus? "Es ist echt mal interessant, wenn man versucht, den Mainradweg aus unbekannten Augen zu sehen". Im Alltag nehme man das so nicht wahr, aber: "In unserer Heimat kann man sehr interessante Stunden verbringen." Wenn man sich die Mühe macht, unvoreingenommen an die Sache heranzugehen.