
Kurz vor sieben am Mittwochabend war im Westheimer Sportheim so gut wie kein Platz mehr frei. Grund war in diesem Fall keine Sportveranstaltung, sondern eine Gesprächsrunde, zu der die beiden Westheimer Gemeinderätinnen Nina Köberich von den Grünen und Barbara Ullrich von der CSU fraktionsübergreifend eingeladen hatten.
Die Kommunalpolitikerinnen wollten die Bürgerinnen und Bürger an diesem Abend nicht nur über den aktuellen Stand bei verschiedenen örtlichen Themen informieren, sondern bei Fragen auch Rede und Antwort stehen. Neben Köberich und Ullrich, die sich den Abend über die Anliegen der Anwesenden notierten, waren auf der rund zweistündigen Veranstaltung auch der zweite Bürgermeister der Gemeinde Knetzgau, Stefan Seubert (CSU), die beiden Grünen-Gemeinderäte Stefan Lindner und Benjamin Schraven sowie Mark Zehe (CSU) anwesend.
1. Westheimer Kindergarten
Das Thema, das die Bürgerinnen und Bürger an diesem Abend wohl mit am meisten umtrieb, war der Westheimer Kindergarten. An dem, so Köberich, seit rund zehn Jahren nur Löcher gestopft würden, anstatt dass er ordentlich saniert werde. Das Gebäude und auch das Grundstück gehören der Kirchenverwaltung, wie die Kommunalpolitikerin erklärte. Die Leitung habe mittlerweile die Caritas inne.
Eigentlich sollten Grund und Immobilie veräußert werden, und zwar an die Gemeinde Knetzgau – ein Thema, das auch in der Sitzung des Gremiums im November letzten Jahres aufgekommen sei und worüber sich die Rätinnen und Räte fraktionsübergreifend bei einer Vorbesprechung außerhalb einer Sitzung einig gewesen seien. Doch passiert sei seitdem wenig, da Bürgermeister Stefan Paulus (SPD/CWG) den Beschluss aufgrund von "rechtlichen Bedenken" ausgesetzt habe, so Ullrich.
Auf eben diese habe Paulus jedoch nie hingewiesen, waren sich Ullrich und Köberich einig. Derzeit ruhe das Thema deshalb. Die Fraktionssprecher der einzelnen Gruppierungen hätten sich Köberich zufolge deshalb Anfang Februar mit den Unterlagen ans Landratsamt gewandt – und mit der Bitte um Überprüfung, ob die Aussetzung des Beschlusses rechtens sei. Bürgermeister Stefan Paulus war für Rückfragen der Redaktion am Donnerstag nicht zu erreichen. Aus dem Vorzimmer hieß es, dass er nicht im Rathaus sei und nicht auf die Anfragen eingehen könne.
Dass der Kindergarten in Westheim dringend weiter gebraucht werde, weil die Plätze in Knetzgau nicht ausreichen, darüber waren sich die Bürgerinnen und Bürger einig. Wie geht es nun weiter? Hilfreich sei jetzt erstmal eine Meinungsbildung in Westheim, um zu wissen, wohin es gehen soll, so der zweite Bürgermeister Seubert. Also ob der Kindergarten saniert werden soll, oder ob ein Neubau nicht die bessere Variante wäre – sofern die Gemeinde Grund und Immobilie erwirbt.
2. Hochwasserschutz
Unmut aus der Bevölkerung gab es beim zweiten großen Thema des Abends – dem Hochwasserschutz. Im Juli 2021 versank die Gemeinde Knetzgau nach einem Starkregenereignis wortwörtlich in den Fluten. Auch in Westheim liefen die Keller voll. Doch getan habe sich seitdem zu wenig, zeigten sich die beiden Gemeinderätinnen überzeugt. Einen wütenden Zuruf gab es von Seiten der Zuhörer: "Der Bürgermeister hat uns gesagt, wir sollen uns selber kümmern!" Paulus hatte die Bevölkerung bei einer Bürgerversammlung 2023 darum gebeten, auch einen eigenen Beitrag zu leisten, um sich selbst zu schützen.

Nach der Flutkatastrophe sei ein Sturzflutenkonzept in Auftrag gegeben worden, berichtete Köberich. Und dann aufgrund der Kosten in Höhe von 500.000 Euro wieder fallen gelassen worden. Stattdessen habe der Bürgermeister sie in Schutzmaßnahmen investieren wollen.
Im Mai 2024 sei dann ein Experte von "boden:ständig" vorbeigekommen, einer Initiative der Bayerischen Verwaltung für ländliche Entwicklung, die sich um Boden- und Gewässerschutz kümmert. Hier hätte es Fördermöglichkeiten für verschiedene Hochwasserschutzmaßnahmen gegeben. Doch auch hier habe Bürgermeister Paulus einen Strich durch die Rechnung gemacht, da er den Auftrag anderweitig habe vergeben wollen. "Gebt Gas!" forderte einer der Anwesenden die Gremiumsmitglieder in der Sache auf.
Das Problem in Westheim sei zum einen durch die Kessellage und zum anderen durch die Außeneinzugsgebiete so extrem, erläuterte der zweite Bürgermeister. Das Wasser aus dem Steigerwald schieße förmlich in die kleine Ortschaft. Als Puffer sei nun ein Grundstück am Zeller Weg angedacht. Laut Köberich sei es schon gelungen, mit einer Landwirtin ein Grundstück zu tauschen, damit die Gemeinde nun mit zwei zusammenhängenden Flächen arbeiten kann. Den Puffer soll eine dementsprechende Gestaltung schaffen, so Seubert. Hier müsse man nicht nur die Bürgerinnen, Bürger und vor allem die Eigentümer der Grundstücke mitnehmen – auch die Gemeindeverwaltung müsse mitspielen.
3. Friedhofsstraße und Friedhofsgestaltung
Sie sei ein Thema für Faschingssitzungen, so Ullrich – die Buckelpiste, besser bekannt als Friedhofsstraße, die sich in schlechtem Zustand befindet. Zwar habe die Straße 2020 eine neue Asphaltdecke erhalten. Doch hier und da habe sich die Decke stark gehoben, Stellen wurden mittlerweile aufgefräst. Die Bürgerinnen und Bürger schlugen eine Geschwindigkeitsbegrenzung vor – und nicht ganz ernst gemeint auch, dass man der Gemeinde die entsprechenden Schilder spenden solle, damit die Sache schneller vorangehe. Vorerst wird die Straße geschottert bleiben.
Auch die Friedhofsgestaltung sprachen die beiden Gemeinderätinnen an – beispielsweise den Platz für Urnengräber. Die Dorfgemeinschaft solle entscheiden, wie es mit der Gestaltung weitergehen soll, und ein Konzept präsentieren. Dafür soll es einen weiteren Termin im Frühjahr geben, der rechtzeitig angekündigt werden soll. Was dann gemacht werde, müsse aber ehrenamtlich passieren – da die Gelder für die Westheimer Friedhofsgestaltung laut Köberich im vergangenen Jahr nicht im Finanzplan der kommenden Jahre enthalten war.
4. Weitere Themen des Abends
Kritik an den beiden Gemeinderätinnen gab es an dem Abend von einem der Zuhörer, der fand, dass Köberich und Ullrich zu sehr auf den Bürgermeister schimpfen würden, obwohl sie viele Themen als Westheimerinnen doch selbst in die Hand nehmen könnten. Das wiederum sahen andere Bürgerinnen und Bürger nicht so. Und auch Ullrich selbst: "Wir haben wenig Handhabe."
Im Verlauf des Abends ging es auch um das Streitthema Bauhof, gegen dessen Schließung der Gemeinderat in der Sitzung Ende Februar gestimmt hatte. Und auch um die Nutzung des Schwarzen Adlers – hier finden den Anwesenden zufolge zu wenig kulturelle Veranstaltungen statt – und ebenso, wie es mit den Veranstaltungen im Schloss Oberschwappach weitergeht. "Dazu will sich der Kulturverein bald öffentlich äußern", so Schraven.