Am 15. März 2020 ist in Bayern Kommunalwahl. Dann wird im Landkreis Bad Kissingen, wie überall, auch wieder der Landrat neu gewählt. Gibt es, ein Jahr vor dem Urnengang, vielleicht schon Spekulationen über potenzielle Mitbewerber von Amtsinhaber Thomas Bold (CSU)? Wir hörten uns um.
Bold selbst hält sich, was eine erneute Kandidatur angeht, noch sehr bedeckt. Auch andere Fraktionen im Kreistag, wie zum Beispiel SPD, B'90/Die Grünen/BfU oder Freie Wähler/CBB/PWG, antworten auf Anfrage eher zögerlich. Eins kann man jedoch heraushören: Bold wird 2020 mit Gegenwind rechnen müssen.
Die CSU hatte bei den jüngsten Bundestags- und Landtagswahlen überall in Bayern schmerzhafte Verluste hinnehmen müssen. Vermutlich bleibt dies aber ohne Auswirkungen auf den Urnengang im März 2020. Denn die Kommunalwahlen sind auch Persönlichkeitswahlen. Da wählen Bürger nicht nur die politische Farbe, sondern oft den Mandatsträger, den sie kennen und dem sie politisches Geschick zutrauen.
Noch keine Erklärung
Und Landrat Thomas Bold kennt man hierzulande, dann nach mittlerweile 18 Jahren Amtszeit, schon sehr gut. Sollte er 2020 wieder antreten und dann auch gewählt werden, wäre es für ihn die vierte Amtsperiode. "Es wird dauern, bis ich eine Erklärung abgebe", sagt er auf Anfrage und verweist auf die im Mai 2019 anstehenden parteiinternen Wahlen, bei denen der Kreisvorstand neu gebildet wird. Dieser nehme dann die Nominierung des Landratskandidaten in die Hand, gibt er als Direktive aus. Freilich sei die Frage nach seiner erneuten Kandidatur nicht ungewöhnlich, sagt Bold und lacht. "Ich kann auch nicht sagen, dass mir meine Arbeit keinen Spaß mehr macht."
Auch die SPD-Fraktion im Kreistag denkt offenbar darüber nach, einen Landratskandidaten zu präsentieren, wie aus eingeweihten Kreisen zu hören ist. Möglicherweise ließe sich für die Partei dann 2020 in den Städten und Kommunen des Landkreises mit einem überzeugenden Wahlprogramm eher punkten als bei den jüngsten Wahlen auf Landes- und Bundesebene. Denn schließlich hätten die Sozialdemokraten auf Kreisebene bislang keine Austritte im großen Stil zu verbuchen gehabt, sagen Insider. Der neue Fraktionsvorsitzende Thomas Menz (Bad Kissingen) bestätigt, dass die SPD einen Landratskandidaten stellen will. "Es ist für die Demokratie wichtig, dass die Bürger mehrere Personen zur Wahl haben, zumal die SPD die zweitstärkste Kraft im Kreistag ist."
Ein geeigneter Hoffnungsträger?
"Ja, wir haben jemanden", sagt stellvertretende Landrätin Monika Horcher (B'90/Die Grünen/BfU, Westheim). "Ich bin es aber nicht", stellt sie klar. Den Namen des Hoffnungsträgers will sie noch nicht nennen. Es handle sich um jemanden, der als Landratskandidat geeignet wäre. Horcher sieht Die Grünen auch im Landkreis Bad Kissingen im Aufwind. Das schlage sich in den Mitgliederzahlen nieder. Aktuell seien im Kreisverband 60 Mitglieder vertreten, sagt sie und spricht von einem Zuwachs von 10 bis 15 Prozent seit den Bundestagswahlen im September 2017.
Nachdem die Freien Wähler in Bayern jetzt sogar einen Minister stellten, könnte man meinen, dass dies auch deren Vertreter im Landkreis Bad Kissingen dazu anspornen könnte, auf kommunaler Ebene führende Positionen, wie zum Beispiel das Amt des Landrats, anzustreben. Es wäre das erste Mal überhaupt, dass die Freien Wähler, die sich im Landkreis in drei Wählergruppen aufgliedern, jemanden für die Wahl des Kreischefs benennen würden. So wie es bislang aussieht, ist dies jedoch auch 2020 nicht geplant.
Kein Kandidat in Sicht
Aus den Reihen des Christlichen Bürgerblocks (CBB) in Hammelburg trete niemand an, sagt Hammelburgs stellvertretender Bürgermeister und Fraktionssprecher im Kreistag, Reimar Glückler. Dass man keinen Kandidaten aufstelle, liege unter anderem auch daran, dass etliche CBB-Mitglieder älter seien und nicht mehr für einen solchen Posten kandidieren wollten. Und die Jüngeren seien nicht so leicht für die Lokalpolitik zu begeistern, sagt Glückler. Die Freien Wähler des Altlandkreises Bad Kissingen hätten dieses Thema noch gar nicht besprochen, sagt Kreisrat Eugen Albert. "Ein Landratskandidat ist bislang nicht in Sicht", vermeldet auch der Zeitslofser stellvertretende Bürgermeister und Sprecher der Parteilosen Wählergruppe (PWG) Bad Brückenau, Roland Limpert.
Dass Landrat Thomas Bold bei der Wahl im März 2020 wieder antritt, steht für viele außer Frage. Hatte er bei der Kommunalwahl 2014, als alleiniger Bewerber, noch leichtes Spiel und konnte knapp 92 Prozent der Wählerstimmen für sich verbuchen, wird sein Wahlergebnis, mit womöglich zwei Mitbewerbern, dann ganz anders ausfallen. Neu ist es aber für Bold nicht, sich einer Wahl, zusammen mit weiteren Bewerbern, zu stellen.
Kommunalwahl im Rückblick
2008 trat er gegen zwei Kandidaten an: Hermann Grollmann (Bürger mit Grollmann, 27,04 Prozent) und Norbert Schmäling (B'90/Die Grünen/BfU/ÖDP, 19,58 Prozent). Das Ergebnis von knappen 53,4 Prozent war für Bold zu Beginn seiner damals zweiten Amtszeit äußerst schmerzhaft. Da war er bei der Kommunalwahl 2002mit 61,8 Prozent der Wählerstimmen weitaus eleganter neu ins Amt gekommen. Vor allem, wenn man bedenkt, dass er damals mit vier Kandidaten konkurrieren musste: Reinhard Schaupp (SPD, 27 Prozent), Adelheid Zimmermann (FDP, 4,3 Prozent), Monika Horcher (B'90/Die Grünen, 3,9 Prozent) und Jutta Wittmann (ÖDP, 3 Prozent).
Ich jedenfalls wünsche Thomas Bold , dass die Bürger dies auch so sehen.