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BAD KISSINGEN
Stellvertreterwahl: Freie Wähler sind enttäuscht
Isolde Krapf
 |  aktualisiert: 02.04.2019 09:43 Uhr

Das Debakel der Landratsstellvertreter-Wahl vor sechs Jahren steckte allen noch in den Knochen. Diesmal sollte es besser laufen, hatten sich alle Beteiligten vorgenommen. Und doch bleibt auch von der Abstimmung 2014, zumindest was den dritten Stellvertreterposten angeht, ein bitterer Beigeschmack zurück. Bis zur Kreistagssitzung am 8. Mai hatten sich die Freien Wähler (FW) noch berechtigte Hoffnung auf Reimar Glückler in dieser Position gemacht. Doch kurz vor der Sitzung stellte sich die CSU-Fraktion intern auf Grünen-Kandidatin Monika Horcher ein. Die Freien Wähler erfuhren das von der CSU erst zu Beginn der Sitzung.

Bei der Wahl 2008 hatten sich Freie Wähler, SPD und B'90/Die Grünen im Kreistag zusammengetan und mit der Mehrheitsfraktion CSU verhandelt. Diesmal trafen sich alle Fraktionen im Vorfeld der Wahl zweimal, um notwendige Mehrheiten auszuloten. In diesen beiden Sitzungen machten CSU, SPD und FW immer klar, dass sie als die stärksten Fraktionen Anspruch auf einen Stellvertreterposten erheben.

So hat es FW-Fraktionssprecher Reimar Glückler in Erinnerung. Er und seine Kollegen hatten bei diesen Gesprächen auch immer klar gemacht, dass die FW die Kandidaten von CSU und SPD mittragen werden, sagt er im Gespräch mit der Main-Post. „Deswegen wurden Müller und Schrenk von uns auch mit großer Mehrheit gewählt.“ Für den dritten Posten standen Horcher und Glückler zur Disposition. Sowohl von Landrat Thomas Bold als auch von CSU-Fraktionssprecher Siegfried Erhard habe er im Vorfeld „Signale“ bekommen, dass ihn, Glückler, bei der Wahl am 8. Mai „ein Teil der CSU-Fraktion“ stützen wird. Dies sei ihm auch am Mittwoch vor der Sitzung, in einem Telefonat von Erhard nochmals übermittelt worden.

„Wir rechneten also fest mit den Stimmen einiger CSU-Mitglieder“, sagt Glückler. „Dass es dann ganz anders lief, hat uns alle in der Fraktionsgemeinschaft überrascht.“ Seiner Ansicht nach ist es eigenartig, dass plötzlich 26 von 28 CSU-lern für die grüne Kandidatin stimmten. „Warum sich das innerhalb eines Tages so gedreht hat, wissen wir nicht.“

„Ich gönne es Monika Horcher, die ich persönlich sehr schätze“, sagt Glückler und macht klar, dass er und seine Fraktionskollegen das Ergebnis akzeptieren. „Aber menschlich enttäuscht bin ich schon, sowohl vom Landrat als auch vom CSU-Fraktionsvorsitzenden.“ Eine faire Auseinandersetzung mit dem Thema im Vorfeld sieht anders aus, findet Glückler. Kreistagskollegen, die man ernst nimmt und offiziell für eine Stellvertreterposten mitfavorisiert, könne man nicht erst fünf Minuten vor einer Sitzung informieren, dass man sich nun heimlich gegen sie entschieden hat, so Glückler über Erhards Vorgehen.

Hätten die Freien Wähler dieses „Stimmungsbild der CSU“ schon viel früher mitgeteilt bekommen, hätten sie anders reagieren können, sagt Glückler und ist sich sicher, dass er und seine Kollegen dann auch Monika Horcher mit unterstützt hätten.

Erhard war auf mehrfache telefonische Anfrage der Main-Post nicht zu einer Stellungnahme erreichbar. Landrat Thomas Bold sagte auf Anfrage der Main-Post, weit im Vorfeld der konstituierenden Sitzung sei lediglich besprochen gewesen, dass die CSU den ersten Stellvertreter und die SPD den zweiten Stellvertreter stellen würde.

Für den dritten Posten habe es als Anwärter die Freien Wähler und B'90/Die Grünen gegeben. In den beiden Treffen der Fraktionssprecher habe es von Seiten der CSU-Fraktion für den dritten Stellvertreterposten keine feste Zusage an die Freien Wähler gegeben, so Bold weiter. „Ob das so oder anders verstanden wurde, steht auf einem anderen Blatt Papier.“

Letztlich habe sich bei der Abstimmung für den dritten Repräsentanten in der CSU-Fraktion dann jeder „frei entscheiden“ können, sagte Bold. Und es hätten ja auch ein paar aus der CSU nicht für Horcher gestimmt. Zur Erinnerung: Von den 28 CSU-Kreisräten stimmten am Donnerstag 26 von 28 für die Vertreterin der Grünen. Lediglich Armin Warmuth und Patrick Bindrum (beide Hammelburg) sagten nein.

Landrat Thomas Bold
Foto: I. Krapf | Landrat Thomas Bold
 
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  • r. r.
    Wer keinen Kanditaten für die Wahl aufstellt (Landrat) muss halt nehmen was übrig bleibt.
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