Im Jahr 2026 könnte das Planfeststellungsverfahren für die "B 286 neu" zwischen Bad Kissingen und der A 71 eingereicht werden, hieß es jüngst vonseiten des Staatlichen Bauamts (Schweinfurt). Wird in diesem Kontext auch wieder der Bau einer neuen Verkehrsverbindung Richtung Rannungen (KG 43) Thema werden? Zumindest was die für diese Straße vorgesehenen Äcker angeht, gibt es eine spannende neue Entwicklung.
Der Landkreis Bad Kissingen hatte sich den Ausbau dieser Gemeindeverbindungsstraße zwischen Rottershausen und Rannungen (Ebenhäuser Weg) vor etlichen Jahren, zeitgleich zur neuen B 286, auf die Fahnen geschrieben. In Rannungen wurde das Projekt dann in den Folgejahren teils heftig diskutiert. Im Mai 2016 lehnte das Ratsgremium die neue Kreisstraße schließlich ab.
Seit wann ist der Ausbau des Ebenhäuser Wegs im Gespräch?
Die Pläne des Kreises zum Ausbau dieser Verbindungsstraße sind steinalt. Bereits im Jahr 2001 hatte der damalige Rannunger Gemeinderat den Ausbau des Ebenhäuser Wegs begrüßt. Man regte schon damals an, die Straße lieber am Sportheim vorbei zu lenken, um den Ortseingang vom Verkehr zu entlasten. Das bedeutete neue Planungskosten für den Kreis.
Der Kreistag stimmte der Kostenmehrung unter der Bedingung zu, dass die Kommune Rannungen im Gegenzug Grundstücke, die sie seinerzeit im Zug der Unternehmensflurbereinigung für die neue A 71 zugesprochen bekam, dem Landkreis für den Bau der KG 43 kostenlos zur Verfügung stellen werde. Der damalige Gemeinderat gestand dies zu – allerdings nur mündlich. Von dieser Ausbauvereinbarung wollte man im vorletzten Gemeinderat aber nichts mehr wissen.
Worum geht es beim Ausbau des Ebenhäuser Wegs?
Anfangs war nur der Ausbau der bestehenden Gemeindeverbindungsstraße im Gespräch gewesen. Später ging es um eine Umgehungsstraße am Aussiedlerhof vorbei zum Sportheim und bis zur KG 8, die der Landkreis plante. Schließlich kam vor etwa acht Jahren eine komplette Ortsumgehung ins Gespräch. Diese Kreisstraße sollte dann eventuell von der KG 8 aus am Friedhof vorbeiführen und in die Maßbacher Straße münden. Schriftliche Pläne gab es jedoch keine. Die Rannunger wollten schließlich die Einwohnerschaft mitentscheiden lassen.
Was ergab die umstritten Bürgerbefragung in Rannungen und wie ging's weiter?
Es gab drei Fragen, die im Mai 2016 bei einer Bürgerbefragung zur Debatte standen. 128 von 719 Wahlberechtigten, die sich äußerten, waren für den Bau der Umgehung bis zur bestehenden KG 8. Den Ausbau bis zum Maßbacher Weg konnten sich 281 Rannunger vorstellen. Gar keine Umgehung wollen 308 Personen. Als es daraufhin im Gemeinderat um eine Entscheidung ging, fiel das Projekt jedoch durch.
Der Landkreis wollte die Umgehung dennoch bauen und suchte 2017 erneut den Kontakt zur Kommune. Bei einem Zusammentreffen aller Beteiligten schien man sich zunächst einig zu sein. Doch bei der späteren Abstimmung über einen Ausbau im März 2017 im Gemeinderat fiel das Projekt erneut bei einer Patt-Abstimmung durch.
Wie ist der aktuelle Stand zu diesem Thema im Rannunger Gemeinderat?
Zum letzten Mal stand das Thema vor zwei Jahren auf der Tagesordnung des Gemeinderats, sagt Bürgermeister Fridolin Zehner auf Anfrage dieser Redaktion. Beschlossen wurde nichts. Etwa vor einem halben Jahr habe er die vom Kreis geplante Verkehrsachse in den östlichen Landkreis noch einmal unter "Verschiedenes" im Gremium angesprochen. "Aber es wurde abgeblockt."
Wie sehen die Nachbargemeinden Oerlenbach und Maßbach diese Angelegenheit heute?
Er habe zu Beginn seiner Amtszeit im Jahr 2020 in einem Brief an die Kommune Rannungen darum gebeten, den Ausbau der KG 43 zu unterstützen, sagt Oerlenbachs Bürgermeister Nico Rogge. Er habe vor allem auf die teuren Unterhaltsmaßnahmen an dieser heruntergekommenen Straße hingewiesen.
Die Mitglieder des Rannunger Gemeinderats hätten eine Diskussion darüber im Rahmen der Tagesordnung mehrheitlich abgelehnt. Rogge: "Seitdem ist Funkstille." Auch er habe starkes Interesse an der besseren Anbindung der östlichen Kreiskommunen, gibt Maßbachs Bürgermeister Matthias Klement auf Anfrage zu erkennen. Leider habe die Kommune Rannungen es mit ihrer unpräzisen Bürgerbefragung im Mai 2016 vermasselt, dass das Projekt vorwärts geht. Mit drei Varianten, zwischen denen sich die Leute entscheiden sollen, könne man keine Mehrheitsfindung bewirken.
Was sagt Oerlenbachs Ex-Bürgermeister und CSU-Kreisrat Siegfried Erhard zu allem?
"Das Thema ist tot, solange die Rannunger im Gemeinderat nicht zustimmen", meint Erhard, der als CSU-Fraktionsvorsitzender im Kreistag das Thema lange Jahre mitverfolgte. Auch für ihn ist klar: "Der Ausbau des Ebenhäuser Wegs wäre eine wichtige Verbindung in den östlichen Landkreis." Seiner Ansicht nach müsste man das Projekt wieder aufgreifen.
Schon die beiden verstorbenen Altbürgermeister Leo Erhard (Rannungen) und Erhard Klement (Maßbach) hätten sich vor 40 Jahren für die Anbindung über den Ebenhäuser Weg stark gemacht, weiß Erhard. Sie hätten eine leistungsfähige Verbindung von Maßbach und Rannungen aus nach Bad Kissingen und ins Saaletal Richtung Hammelburg im Sinn gehabt.
Welche Haltung vertritt der Landkreis Bad Kissingen heute?
Inzwischen habe sich ein weiteres Hindernis aufgetan, was die geplante Ortsumgehung angeht, sagt Landrat Thomas Bold auf Anfrage. Denn Tennet wolle auf einem Teil des Grunds, wo die neue KG 43 entlangführen soll, nun den SuedLink bauen. "Das Thema ist topaktuell." Tennet habe dies im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens bei der Bundesnetzagentur so beantragt.
"Wir als Landkreis mussten dazu Stellung nehmen", so Bold weiter. Man habe in der Antwort des Kreises klar gemacht, dass der SuedLink nicht über diese Flächen geführt werden könne, weil dort eine Kreisstraße in Planung ist. Ob dies berücksichtigt wird, könne er nicht einschätzen. "Aber wenn die Bundesnetzagentur dort den SuedLink will, ist die Umgehung passé."
Bold weist darauf hin, dass es einen Kreistagsbeschluss gibt, den östlichen Landkreis verkehrstechnisch an die A 71 anzubinden - und zwar zeitgleich mit dem Ausbau der neuen B 286. Weil Straßenplanungen Vorlauf brauchen, sei nicht nur die Entscheidung von Tennet außerordentlich wichtig, sondern auch ein Beschluss des Rannunger Gemeinderats dringlich. "Aber Rannungen hat ja beschlossen, sich nicht mit dem Thema zu befassen", sagt Bold lakonisch. Seines Wissens nach seien in Rannungen aber zahlreiche Bürgerinnen und Bürger im Gegenteil dafür, die Umgehung zu bauen.
Das Geld für die geplante Kreisstraße ist nach wie vor in der Finanzplanung des Kreises verankert, sagt Bold. Seinerzeit wurden die Kosten auf 4,3 Millionen Euro geschätzt. Damals wären 70 Prozent Förderung drin gewesen. Sollte die Umgehung nicht kommen, hat der Landkreis aber nichts gespart, so Bold weiter.
Denn dann müsse man die Kreisstraße zwischen "Schwarzer Pfütze" und Reiterswiesen runderneuern. Denn dort fahren alle diejenigen entlang, die aus dem östlichen Landkreis kommen und Richtung Bad Kissingen wollen. Die Strecke soll im Rahmen der neuen B 286 eigentlich zum Feldweg zurückgestuft werden. Das ginge aber, nach Bolds Angaben, nur, wenn die KG 43 Richtung Rannungen gebaut wird.