Die "B 286 neu" ist schon seit 30 Jahren im Gespräch und hat sozusagen mehrere Generationen von Bundes- und Kommunalpolitikern beschäftigt. Einmal war sie im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans drin, dann flog sie wieder raus. Zum Beispiel hatte die Wiedervereinigung im Jahr 1989 in der Folge ganz andere Prioritäten im Fernstraßennetz notwendig erscheinen lassen. Da musste dann erst mal die A 71 gebaut werden. Zwischendurch war die Planung auch einmal wegen zu teurer Brückenbauwerke beim Bundesrechnungshof in Ungnade gefallen. Damals hatte man die Bundesstraße sogar dreispurig geplant.
Doch seit Ende 2016 ist die neue Verkehrsverbindung zwischen Bad Kissingen und der A 71 wieder im vordringlichen Bedarfsplan des Bundes verankert. "Vielleicht erlebe ich es doch noch, dass sie gebaut wird", sagte Landrat Thomas Bold im Wirtschafts- und Umweltausschuss, wo Alexander Schlegel vom Staatlichen Bauamt zu den aktuellen Planungen Stellung nahm.
Zwei Bauabschnitte
Alle Zeichen deuten jedenfalls darauf hin, dass das Mammutprojekt des Bundes in absehbarer Zeit tatsächlich umgesetzt wird. Die Schweinfurter Behörde will, wenn alles wie vorgesehen läuft, den Plan-Vorentwurf noch Ende 2020 zur Genehmigung ans zuständige Bundesministerium schicken, sagte Schlegel. Mitte 2022 könnte dann das Planfeststellungsverfahren eingeleitet werden, das laut Schlegel üblicherweise etwa eineinhalb Jahre in Anspruch nimmt. Ein Baubeginn wäre also vielleicht "schon" 2024 möglich, machte Schlegel Hoffnung.
Was den neuen Lückenschluss zwischen Bad Kissingen und der Autobahn angeht, sind zwei Bauabschnitte vorgesehen. Die Ortsumgehung Eltingshausen (KG 43 neu) ist Inhalt des ersten Teilabschnitts, der jetzt auch fix und fertig geplant ist, so Schlegel weiter. Von der A 71 kommend, verläuft der erste Bauabschnitt zunächst auf der ehemaligen B 19, schwenkt an der Rottershäuser Kreuzung ab, umgeht Eltingshausen im Norden und endet am Umspannwerk.
Bauabschnitt zwei beginnt unmittelbar am Umspannwerk Eltingshausen und führt an Arnshausen vorbei, über eine Brücke (Länge 260 Meter, Höhe 20 Meter), das Lollbachtal querend, nach Bad Kissingen. Dieser zweite Teilabschnitt der Straßenplanung sei "fast fertig", so Schlegel weiter. Die 6,6 Kilometer lange Strecke der B 286 neu war einst mit rund 25,4 Millionen Euro veranschlagt worden.
38 Prozent mehr Schwerlastverkehr
Hatte man früher einmal - unter Heranziehen von Verkehrszählungen an den Straßenrändern - von 10 000 Fahrzeugen gesprochen, die die neue B 286 nutzen würden, könnten das jedoch künftig 14 000 Fahrzeuge werden, die auf der Straße von der A 71 nach Bad Kissingen rollen und umgekehrt. Rein demografisch gesehen, rechnet man, laut Schlegel, nämlich in den kommenden Jahren damit, dass der Privatverkehr zurückgeht. Allerdings soll der Schwerlastverkehr um 38 Prozent zunehmen, was unter anderem der Tatsache geschuldet ist, dass zahlreiche Betriebe ihre Waren-Logistik von der Bahn auf die Straße verlagert haben.
Im Zuge des Großprojekts B 286 müssen auch Straßenabschnitte umgewidmet werden. So soll beispielsweise die Strecke der jetzigen B 286 (alt) zwischen Arnshausen und der Abzweigung zur KG 6 in Richtung Wirmsthal zurückgebaut, beziehungsweise aufgelassen werden, was auch den bei Arnshausen liegenden Quellen Rechnung trägt. Die Frage ist zudem, wie lange die KG 43, die auch ein Stück mitten durch Eltingshausen führt, dann innerorts noch Kreisstraße ist.
Ein Problem gibt es aber noch, über das bereits in der Vergangenheit diskutiert wurde: Mit dem Bau der neuen Bundesstraße muss auch der Verkehr Richtung Wirmsthal anders gelenkt werden. Wer also künftig von der neuen B 286 aus dorthin gelangen will, wird am Umspannwerk bei Eltingshausen auf die neue KG 6 abbiegen können.
Kreis baut eigene Straße aus
Weil dort also künftig mehr Verkehr rollen wird, muss diese Verbindung (Gewerbegebiet Am Gründlein/Bestehende KG 6) jetzt ebenfalls ausgebaut werden. Der Streckenabschnitt wird künftig zur Kreisstraße "KG 6 neu" umgewidmet, hieß es im Ausschuss. Der Bund beteiligt sich allerdings nicht an den Ausbaukosten dieser Straße. Der Landkreis muss das Projekt selbst finanzieren. Die Kosten sind mit rund 3,5 Millionen Euro veranschlagt, legte Schlegel dar. Die Kosten für Ersatz- und Ausgleichsmaßnahmen für den Naturschutz sind enthalten. Für die Planung fallen keine Kosten für den Landkreis an.
Allerdings kann der Landkreis für den Bau der KG 6 neu einen Zuwendungsantrag bei der Regierung von Unterfranken stellen und auf eine Förderung durch die Regierung hoffen. Die zukünftigen Widmungen des Straßennetzes im Umgriff der B 286 neu werden im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens geregelt.
So war letztendlich im Wirtschafts- und Umweltausschuss zu beschließen, dass der Kreis die Kosten für die KG 6 neu in Höhe von ca. 3,5 Millionen Euro übernehmen wird. Der Landkreis will sich aber vorbehalten, eine günstigere Variante umzusetzen.