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Bad Kissingen
Herzerwärmende Aktion der Bäcker Innung Bad Kissingen/Rhön-Grabfeld: 1800 Rhöner Brote für die Ukraine
Es gibt sie noch, die Bäcker aus Leidenschaft. Und wenn die auch noch leidenschaftlich gern umsonst für Bedürftige backen, ist das berührend. Was damit gemeint ist.
Stellvertretender Innungsobermeister Heribert Hedrich (links, Bad Kissingen) und Walter Emmert (Hammelburg) zeigen, was Richtung Ukraine auf die Reise geht.
Foto: Isolde Krapf | Stellvertretender Innungsobermeister Heribert Hedrich (links, Bad Kissingen) und Walter Emmert (Hammelburg) zeigen, was Richtung Ukraine auf die Reise geht.
Isolde Krapf
 |  aktualisiert: 08.02.2024 16:58 Uhr

Das ist beachtlich: 1800 Tüten mit Broten aus Betrieben der Bäcker-Innung Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld gingen gerade Richtung Ukraine auf die Reise. Zunächst musste die Hilfslieferung für die Städte Odessa und Mykolajiw aber geplant werden. Bäckermeister Martin Karch (Eltingshausen) übernahm die Organisation im Voraus, erzählt stellvertretender Innungsobermeister Heribert Hedrich (Bad Kissingen) im Gespräch mit dieser Redaktion.

Sein Kollege Walter Emmert, der bis Juli 2021 noch selbst Bäcker aus Leidenschaft in Hammelburg war, sammelte die Brote am Montag aus beiden Landkreisen ein und fuhr sie mit einem Lkw der Bäckerei- und Konditorengenossenschaft (Bäko) Schweinfurt nach Elisabethszell (Lkr. Straubing-Bogen) zur bayerischen Sammelstelle für den Hilfskonvoi.

Von der Rhön geht's zunächst nach Niederbayern

Von dort aus machte sich Innungsmitglied Reiner Dietl am Mittwoch mit einem größeren Transport, bestehend aus acht bis zehn Fahrzeugen, auf die mehr als 1000 Kilometer lange Reise ins polnisch-ukrainische Grenzgebiet, erklärt Hedrich die Vorgehensweise bei dieser Hilfsaktion. Mit an Bord hatte Dietl, neben Tausenden von bayerischen Broten, freilich auch andere wichtige Hilfsgüter.

Dietl zählt zu den Menschen, die sich permanent mit der Lage in der Ukraine auseinandersetzen, sagt Hedrich. Weil er persönliche direkte Kontakte zur Ukraine hat, wisse er sehr genau, was dort gebraucht wird.

Landesinungsverband schrieb an die Mitglieder

Dietl habe schon einmal Flüchtlinge mit nach Deutschland gebracht, darunter einen jungen Mann, der jetzt bei ihm in die Lehre geht. "Und der wird vielleicht später dann sogar sein Nachfolger", verrät Hedrich. Zudem habe Dietl auch eine Zeit lang eine Familie aus der Ukraine bei sich in Niederbayern beherbergt.

Da kommt was zusammen: Walter Emmert (links) stapelt die Kartons mit Broten, die Heribert Hedrich mit der Sackkarre aus seiner Bäckerei herausgefahren hat.
Foto: Isolde Krapf | Da kommt was zusammen: Walter Emmert (links) stapelt die Kartons mit Broten, die Heribert Hedrich mit der Sackkarre aus seiner Bäckerei herausgefahren hat.

Der bayerische Landesinnungsverband hatte im Januar 2023 wieder per Rundscheiben bei seinen Mitgliedern in Sachen Ukraine-Hilfsaktion mobil gemacht. Die Aktion war nämlich zuvor schon mehrmals erfolgreich gestartet worden. Bei fünf Touren konnten Dietl und sein Team allein bis Mai 2022 insgesamt 19 Tonnen Hilfsgüter, drunter 11.700 Brote bayerischer Innungsbäcker und Medikamente im Gesamtwert von 11.500 Euro in die Ukraine bringen, heißt es auf der Homepage des Landesinnungsverbands.

Die Bäcker der Rhön-Landkreise sind zum dritten Mal dabei

Die Bäckereien aus der Innung Rhön-Grabfeld/Bad Kissingen machen jetzt zum dritten Mal mit. Sechs Bäckermeister waren gleich dabei, sagt Hedrich. Sogar eine ganze Bäckerklasse der Berufsschule Schweinfurt zeigte Feuereifer und packte 41 Mischbrote in Kartons, erzählt Fachoberlehrerin Melanie Zoll-Albert (Bad Kissingen).

Und wie das so ist: Wenn es um einen guten Zweck geht, kann man plötzlich auch noch Außenstehende für eine solche Aktion begeistern. So spendete die Cramer-Mühle aus Schweinfurt dann sogar das Mehl für die Extra-Brote dieser Bäckerklasse.

Doch wie schafft man es, dass die Brote und Laibe der Bäckereien – jeweils zwischen 750 und 1500 Gramm – nach einer solchen mehrtägigen Reise dennoch frisch bleiben? Der stellvertretende Innungsobermeister erklärt, wie er und seine Kollegen die Brote für diese Aktion in ganz speziellen Tüten bei etwa 110 Grad gut 80 Minuten im Ofen sterilisieren.

Und schon ist eine ganze Palette mit Brot-Paketen voll. Walter Emmert (rechts vorn) schaut, dass das Beladen klappt. Im Hintergrund Heribert Hedrich.
Foto: Isolde Krapf | Und schon ist eine ganze Palette mit Brot-Paketen voll. Walter Emmert (rechts vorn) schaut, dass das Beladen klappt. Im Hintergrund Heribert Hedrich.

Möglicherweise kennt man auch jemanden, der ein Vakuumier-Gerät hat, sagt Hedrich. Auch dann bleiben Brote eine gewisse Zeit haltbar. Wer sich an der Aktion beteiligt, bäckt dann zwischen 50 und 200 Brote. "Jeder gibt sein Bestes", spielt Hedrich auf die Kapazitäten in der jeweiligen Bäckerei an.

"Wir haben's wie immer gemacht - und das ist top."
Bäckermeister Heribert Hedrich über die Extra-Brote

Er selbst hat diesmal 400 Brote mitgeschickt, darunter Roggenmischbrot, Nassgelaibtes und Sonnenblumenbrot - Laibe und Stollen. Sie wurden in seinen Öfen zusätzlich zu den normal üblichen täglichen Mengen gebacken. "Wir haben’s wie immer gemacht – und das ist top", beschreibt er die Qualität der eigens für den Hilfstransport gebackenen Brote.

Hedrich weiß aus Dietls Erzählungen, wie dankbar die Menschen in der Ukraine sind, wenn sie eine Brottüte in die Hand gedrückt bekommen. "Wir wollen die Bevölkerung dort unterstützen", sagt er. Brot sei nun mal ein Grundnahrungsmittel. Und natürlich sei diese Hilfsaktion auch eine "moralische Unterstützung" für die Menschen in diesem schrecklichen Krieg.

Auch Apfelsaft vom Biohof geht in die Ukraine

Aus den zwei Rhön-Landkreisen beteiligen sich diesmal je drei Bäckereien an der Hilfsaktion: Michael Euring (Reyersbach), Joachim Lenhardt (Oberelsbach) und Franz Schmitt (Bad Neustadt), sowie Klaus Kemmer (Ramsthal), Martin Karch (Eltingshausen) und Heribert Hedrich (Bad Kissingen).

Als Agnieszka und Roland Brand vom gleichnamigen Biohof in Aura 2022 von der Hilfsaktion der Bäckerinnung Wind bekommen hatten, wollten sie auch etwas Gutes tun und schickten eine größere Menge Apfelsaft in Fünf-Liter-Packungen mit auf die Reise, weiß Hedrich. Auch diesmal verpackten die Brands wieder mehrere Hundert Liter Biosaft für die Menschen in der Ukraine.

 
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