"Es hat wirklich Spaß gemacht", blickt Helga Schmitt auf ein ebenso arbeitsreiches wie erfülltes Leben zurück. Von ihren Kindern wird sie noch heute respekt- und liebevoll "Chefin" genannt. Die Seniorchefin und gute Seele der Schmitts Backstube in Bad Neustadt feiert an diesem Sonntag, 26. Juni, bei guter Gesundheit ihren 90. Geburtstag.
Sie denkt gerne und dankbar zurück an die Zeit, als sie in der Bäckerei ihren Kundinnen und Kunden Brot, Brötchen, Gebäck, Kuchen und andere Backwaren über die Ladentheke reichte. Der persönliche Kontakt war ihr wichtig, so mancher schüttete sein Herz bei ihr aus. Zudem fuhr sie Backwaren im Ort aus. "Viele haben schon auf mich gewartet", erzählt sie. Man kannte sich über viele Jahre, hatte Vertrauen und gegenseitigen Respekt.
Im gleichen Kleid: Nach dem Standesamt ging es gleich in die Kirche
Helga Schmitt wurde als ältestes von drei Kindern der Familie Bernard in Sulzfeld am Main geboren. Nach dem Schulbesuch, damals war sie 14 Jahre jung, arbeitete sie in einer Metzgerei in Kitzingen. Verwandtschaftliche Verbindungen verschlugen den Teenager zur Metzgerei Dorsch in die Gartenstadt. In der Rhön lernte sie ihren Mann Vinzenz kennen, 1959 wurde in Brendlorenzen der Bund fürs Leben geschlossen.
"Nach dem Standesamt ging es gleich in die Kirche. Im gleichen Kleid", erinnert sie sich. Ihr Mann stammte aus einer Bäckersfamilie mit Tradition. Im Haus in der Bündstraße, wo die Jubilarin noch heute wohnt, wurde eine Backstube angebaut. Früh aufstehen und anpacken, das war für Helga Schmitt eine Selbstverständlichkeit.
Der Tod ihres Mannes war ein schwerer Schicksalsschlag
Der schwerste Schicksalsschlag in ihrem Leben traf sie 1974, als ihr Mann Vinzenz im Alter von 47 Jahren unerwartet starb. "Eine harte Zeit", sagt sie. Und ergänzt: "Wenn ich meine beiden Kinder Franz und Karin nicht gehabt hätte, hätte ich es nicht geschafft." Voller Dankbarkeit zeigt sie sich, wie viele Menschen damals Anteil nahmen und ihr Mut zusprachen.
Die Familientradition hat Sohn Franz fortgesetzt, der die Bäckerei mit unternehmerischem Mut und Weitblick zu ihrer heutigen Größe führte. "Aber ich habe ihn damals nicht gedrängt, Bäcker zu werden", betont sie. Sie ist aber stolz auf das Geschaffene und ebenso darauf, dass mit ihren Enkeln Florian und Christoph die nächste Generation voll im Einsatz ist.
Das Geburtstagskind Helga Schmitt ist weit gereist
Die Jubilarin, die noch bis vor fünf Jahren im Geschäft mit einem freundlichen "Guten Morgen" beziehungsweise "Grüß Gott" ihre Kundschaft begrüßte, genießt ihren Ruhestand. Gerne erinnert sie sich an viele Reisen, die sie in die ganze Welt führten, unter anderem in die USA, nach Indien und Dubai. In einem Kurhotel in Bad Wörishofen tankte sie über viele Jahre hinweg Kraft zum Erhalt ihrer Gesundheit.
Mit Glück und Gottvertrauen die 90 erreicht
Helga Schmitt, bodenständig, sozial eingestellt und mit dem Herz am rechten Fleck, liest gerne und verfolgt in der Tageszeitung mit großem Interesse, was direkt vor Ort und in der Welt passiert. Sie freut sich auf "ein schönes Fest" im Kreis ihrer Familie und Verwandtschaft. Die Familie ist mittlerweile auf fünf Enkel- und sechs Urenkelkinder angewachsen.
Ein Rezept, in so guter Verfassung 90 Jahre alt zu werden, hat sie nicht. "Man muss auch Glück und Gottvertrauen haben", sagt sie, für die der regelmäßige Besuch des Gottesdienstes eine Herzensangelegenheit ist.