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Reyersbach: Wenn der "Bäck" außer Gefecht ist
Hand in Hand arbeiten Anne und Michael Euring jetzt wieder, nachdem sie wegen einer Erkrankung für insgesamt ein halbes Jahr die Bäckerei in Reyersbach schließen mussten.
Foto: Eckhard Heise | Hand in Hand arbeiten Anne und Michael Euring jetzt wieder, nachdem sie wegen einer Erkrankung für insgesamt ein halbes Jahr die Bäckerei in Reyersbach schließen mussten.
Eckhard Heise
 |  aktualisiert: 17.02.2021 02:15 Uhr

Es gibt sie noch, die kleinen Dorfbäckereien, bei denen der Betrieb von Generation zu Generation weitergegeben wird. Eine davon befindet sich in Reyersbach und wird von Michael Euring und seiner Ehefrau Anna geführt. Das Ehepaar musste erleben, was es bedeutet, wenn in der Backstube quasi als Soloselbständiger der Eigentümer alle Arbeit erledigt. Zweimal ist der Bäckermeister jeweils für ein Viertel Jahr – immer wegen einer Hüftoperation – ausgefallen. Kein Brot, kein Einkommen, ist die schlichte Folge. Vor ein paar Tagen ist der "Bäck" wieder an seine Wirkungsstätte zurückgekehrt. Und die Bevölkerung dankte es ihm mit leer gekauften Regalen.

Seit 1900 gibt es die Bäckerei in Reyersbach, 1998 hatte Michael Euring den Betrieb von seinem Vater übernommen. Es habe gute und es habe schlechtere Zeiten gegeben, erzählt das Ehepaar, aber man konnte davon leben. Zumal die Ortsbevölkerung stets der Bäckerei treu sei.

Verdienst fiel weg

Hart wurde es allerdings, als die beiden Operationen anstanden. Von einem Tag auf den anderen kein Verdienst mehr. Sie hätten sich gut vorbereitet und vorher ein kleines Polster angelegt, sodass sie trotzdem gut über die Runden gekommen seien. Auch mit den Angestellten konnten einvernehmliche Lösungen erzielt werden. Zudem wurde die weitere Versorgung gesichert, indem Bäckereien aus der Umgebung für die Zeit der Abwesenheit einsprangen.

Wenn die Kunden warten, können sie ein Blick auf die Geschichte der Bäckerei Euring werfen.
Foto: Eckhard Heise | Wenn die Kunden warten, können sie ein Blick auf die Geschichte der Bäckerei Euring werfen.

Aber Euring hatte nun mal keinen Ersatz in der Backstube. Seit drei Jahren suche er einen Gesellen, noch länger einen Lehrling. Anderen Bäckereien gehe es genauso, überall fehle es an Personal. Deshalb sei er froh, dass er wenigstens äußerst zuverlässige Hilfen haben, die selbständig und flexibel einsetzbar seien.

Mit der Belieferung der Dorfläden in Bastheim und Unsleben sowie dem Angebot eines Verkaufswagen sei man aber am Rande der Belastbarkeit angekommen. Auf der anderen Seite mache die Arbeit viel Spaß. Zumal ein intensiver Austausch mit der Bevölkerung stattfindet, da der Laden so etwas wie ein Kommunikationszentrum im Dorf sei. "Das ist mir so richtig bewusst worden, als der Laden geschlossen war", schildert Anne Euring. Und auch er habe die Backstube vermisst, vor allem während der Rehazeit, räumt der Bäckermeister ein.

Umso mehr freuen sich die beiden, dass sie jetzt wieder an ihren gewohnten Arbeitsplatz stehen können. Und vor allem, dass die Stammkundschaft ihnen treu geblieben ist. "Am ersten Tag waren um 10 Uhr die Regale leer. Auf unsere Reyersbacher kann man sich verlassen".    

 
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