Bis Sommer 2026 soll in Bad Kissingen ein Neubau für den in die Jahre gekommenen Nordflügel des Gradierwerks an der Unteren Saline entstehen. In ganzer Pracht wird das historische Bauwerk auch dann nicht wieder erstrahlen, nachdem der einstige Südflügel nach schweren Sturmschäden Anfang der 1990er-Jahre abgerissen werden musste und bis heute nicht neu errichtet wurde.
Dass der Gradierbau seine frühere, historische Größe von rund 2,2 Kilometern erreichen wird, war freilich nicht annähernd zu erwarten. Dass er jedoch nicht über die derzeitigen Maße hinaus zumindest etwas vergrößert, sondern gar noch leicht an Höhe einbüßen wird, sorgt in der Stadt für Diskussionen.
Auf Anfrage dieser Redaktion teilt Thomas Hack, Pressesprecher der Stadt Bad Kissingen, mit, dass man sich im Vorfeld der Planungen und im Stadtrat "selbstverständlich" mit einer Vergrößerung der Anlage beschäftigt habe.
Das Gebäude gehört allerdings nicht der Stadt, sondern dem Freistaat Bayern - der damit für die Budgetplanung und Instandhaltung des Gradierwerks verantwortlich ist. Und sich nun eben für die Lösung entschieden hat, den Nordflügel zu erneuern und mit neuen Funktionen auszustatten. So soll es unter anderem eine besucherfreundliche Gestaltung geben, die Nutzung als Inhalatorium soll intensiviert werden.
Stadt Bad Kissingen ist sehr zufrieden mit den Plänen für den Neubau
Hack dazu: "Im Mittelpunkt für die Stadt steht die Zufriedenheit darüber, dass der Gradierbau in originaler Bauweise erneuert wird und dazu noch zusätzliche Funktionen erhält, die die Nutzungsmöglichkeiten verbessern und die Attraktivität der Gesamtanlage wesentlich erhöhen."
Es sei keine Selbstverständlichkeit, dass im Zuge der Erneuerung eine derartige Erweiterung der Funktionalität und Attraktivität berücksichtigt werde.
Aus städtischer Sicht erfülle der Gradierbau zwei Funktionen: "Die Sichtbarmachung des historischen Standorts für das Gradieren von Salz und die medizinische Funktion als Inhalatorium", erklärt Hack. Die Länge des Baus sei für beide Funktionen nicht ausschlaggebend. "Das Inhalatorium funktioniert auch mit der vorgegebenen Länge. Dadurch, dass auch noch zusätzliche Sitz- und Liegemöglichkeiten eingeplant werden, wird sich diese Funktionalität sogar noch verbessern", so Hack.
Die Arbeiten am Gradierbau beginnen im September 2024. Für rund zwei Jahre wird er dann gesperrt sein. Der Gradierbau, erklärt Thomas Hack, spiele in den genannten Funktionen eine wichtige Rolle in Bezug auf das UNESCO-Welterbe.
Freistaat Bayern ist bestrebt, Kurgästen das Angebot eines Freiluft-Inhalatoriums zu erhalten
Christian Rast vom Zentrum Staatsbäder Bayern in Bad Steben gibt auf Anfrage dieser Redaktion Einblicke in die Planungen des Freistaats zum Gradierbau: "Im Vordergrund aller Überlegungen steht und stand die Erhaltung des vorhandenen Gebäudebestandes des Gradierbaus, um Besuchern und Kurgästen in Bad Kissingen das Angebot eines Freiluft-Inhalatoriums zu erhalten", teilt er mit.
Ein Bau in früherer Größe sei derweil kaum zu verwirklichen. Denn der weitaus überwiegende Anteil der Gründstücke, die für eine solche Errichtung notwendig wären, befinde sich laut Rast in Privatbesitz und entziehe sich damit der Verwendungsmöglichkeit durch den Freistaat Bayern.
Mit dem geplanten Ersatzneubau, teilt Rast weiter mit, erfülle der Freistaat seine Verantwortung gegenüber den Bayerischen Staatsbädern und werde seiner kulturellen Verpflichtung zum Erhalt und Betrieb gerecht. "Auch in Hinblick auf den kürzlich an die Stadt Bad Kissingen und andere Kurstädte vergebenen Titel 'Great Spas of Europe'", so Rast.