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Bad Kissingen
Gradierwerk: Bad Kissinger Wahrzeichen wird für zwei Jahre geschlossen
Der Nordflügel des Gradierwerks wird wegen schwerer Schäden abgerissen und wieder aufgebaut. Die Fertigstellung ist für den Sommer 2026 geplant. Für die Besucher wird es attraktive Neuerungen geben.
Zwei Jahre werden die Bad Kissinger auf ihr Gradierwerk verzichten müssen. Der Abriss soll im Herbst 2024 beginnen.       -  Zwei Jahre werden die Bad Kissinger auf ihr Gradierwerk verzichten müssen. Der Abriss soll im Herbst 2024 beginnen.
Foto: Marion Eckert | Zwei Jahre werden die Bad Kissinger auf ihr Gradierwerk verzichten müssen. Der Abriss soll im Herbst 2024 beginnen.
Marion Eckert
 |  aktualisiert: 27.07.2024 14:14 Uhr

Für die nächsten zwei Jahre müssen Bad Kissinger und Gäste auf das Gradierwerk verzichten. Grund: Der Nordflügel muss aus statischen Gründen abgerissen und neu aufgebaut werden. Der bestehende hölzerne Wasserturm bleibt erhalten und bildet auch künftig den südlichen Abschluss der Anlage. Die Abrissarbeiten beginnen im September 2024. Ab Sommer 2026 wird das Gradierwerk wieder der Öffentlichkeit zugänglich sein.

Holger Richterstetter vom staatlichen Bauamt präsentierte den Stadträten die Pläne für den Ersatzneubau anhand eines Modells. „Das Gradierwerk hat seine Nutzungsdauer erreicht. Wir können die Statik für die kommenden Jahre nicht mehr nachweisen.“

Ein Modell des Gradierwerks, wie es das Staatliche Bauamt wieder aufbauen möchte.       -  Ein Modell des Gradierwerks, wie es das Staatliche Bauamt wieder aufbauen möchte. Gut erkennbar sind die seitlich Streben.
Foto: Marion Eckert | Ein Modell des Gradierwerks, wie es das Staatliche Bauamt wieder aufbauen möchte. Gut erkennbar sind die seitlich Streben.

Das ursprünglich zur Salzgewinnung errichtete Gradierwerk wird heute ausschließlich als Freiluftinhalatorium zu medizinischen Zwecken genutzt. Vom früheren Bau existieren nur noch der Nordflügel und der Wasserturm. Bruchsteinfundamente zeigen die Lage und Größe des bis Anfang der 1990er-Jahre vorhandenen Südflügels. Aufgrund schwerer Schäden durch den Orkan „Wiebke“ musste das Gradierwerk nach und nach zurückgebaut werden.

Die bestehenden Gebäudeteile, Nordflügel und Wasserturm, stammen nicht mehr aus der ursprünglichen Bauzeit. Der Nordflügel wurde 1993 neu errichtet, auch der Wasserturm musste wenige Jahre später abgerissen und ersetzt werden. Das Gradierwerk steht seitdem nicht mehr unter Denkmalschutz.

Die Standsicherheit ist in Gefahr

Bei Standsicherheitsbegehungen wurde festgestellt, dass die verzinkten und beschichteten Stahlverbindungen des Nordflügels nach 30 Jahren durch den hohen Chloridgehalt der Sole stark beschädigt sind. Die Standsicherheit könne aktuell nur noch durch Notsicherungsmaßnahmen gewährleistet werden, betont der Architekt. Eine Machbarkeitsstudie ergab, dass ein Ersatzneubau sinnvoller sei als eine Sanierung der Stahlverbindungen.

Beim Neubau werde auf Stahl und Edelstahl verzichtet, insbesondere dort, wo das Metall direkt mit der Sole in Berührung kommt. Stattdessen werde auf historische Handwerkskunst und Konstruktionen gesetzt, da keine nennenswerten Holzschäden festgestellt wurden. Dadurch könne die Nutzungsdauer vermutlich verdoppelt werden.

Wie bei den Vorgängerbauten sollen wieder Außenstreben verwendet werden. Zudem ist geplant, das Bauwerk um ein Geschoss zu reduzieren. Stahlzugglieder sollen durch hölzerne Riegel geschützt werden, die bei Bedarf leicht ausgetauscht werden können, ohne die Standsicherheit des gesamten Bauwerks zu beeinträchtigen.

Keine Schäden am Turm

Der Turm des Gradierwerks bleibt stehen. Er soll künftig auf der ersten Ebene eine Ausstellung zur Geschichte der Anlage erhalten.       -  Der Turm des Gradierwerks bleibt stehen. Er soll künftig auf der ersten Ebene eine Ausstellung zur Geschichte der Anlage erhalten.
Foto: Marion Eckert | Der Turm des Gradierwerks bleibt stehen. Er soll künftig auf der ersten Ebene eine Ausstellung zur Geschichte der Anlage erhalten.

Der Turm weise keine Schäden auf und bleibt erhalten. Hier müsse lediglich die Schalung erneuert und an die reduzierte Höhe des Nordflügels angepasst werden. Die erste Ebene des Turms soll für Besucher zugänglich sein und eine Ausstellung zur Geschichte des Gradierwerks erhalten. In der Turmhalle sei auch eine Zapfmöglichkeit für den Luitpoldsprudel alt geplant. Das Bauamt prüfe zudem, ob auch Trinkwasser für Radfahrer und Wanderer angeboten werden könne

Die Anlage werde barrierefrei über eine Rampe zugänglich sein, sodass sich Erholungssuchende auf dem erweiterten Umgang aufhalten können, beschrieb der Architekt die weiteren Neuerungen.  Auf Höhe der Laufebene werde es deutlich mehr Sitz- und Liegeflächen geben. Zwischen den neuen Außenstützen entstehen begrünte Sitzbereiche, die teils überdacht und einem „Strandkorb“ ähneln sollen. Südlich des Turms ist eine kleine ebenerdige Veranstaltungsfläche geplant.

Das neue Gradierwerk soll deutlich mehr Sitz- und Liegemöglichkeiten bekommen.       -  Das neue Gradierwerk soll deutlich mehr Sitz- und Liegemöglichkeiten bekommen.
Foto: Marion Eckert | Das neue Gradierwerk soll deutlich mehr Sitz- und Liegemöglichkeiten bekommen.

Durch die Außenstützen und die geplanten Ruhezonen muss die Verkehrsführung für den Radweg geändert werden. Richterstetter sprach von einer durchgehenden Radwegverbindung in Nord-Süd- sowie Ost-West-Richtung, wobei Fuß- und Radverkehr weitgehend getrennt werden sollen.

An der technischen Ausrüstung werde nichts verändert. Der Solezulauf erfolge weiterhin durch Kunststoffrohre, und die Rinnen werden in Holz ausgeführt. Zur Optimierung der salzhaltigen Aerosole und des Reisigverbrauchs sei eine Wasseraufbereitung vorgesehen.

Bauzeit bis Mitte 2026

Welche weiteren Baumaßnahmen, vor allem im Bereich der Fundamente, notwendig werden, könne erst nach dem Rückbau des Nordflügels beurteilt werden. Diese Untersuchungen sollen im März nächsten Jahres abgeschlossen sein, sodass dann die Sanierung beginnen kann. Der Aufbau des Nordflügels soll ab September 2025 starten und Mitte 2026 abgeschlossen sein.

Der Stadtrat hat dem Vorhaben zur Sanierung des Gradierwerks zugestimmt.

 
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  • franz-peter potratzki
    Teil 1

    Mal ganz ehrlich, das hier vorgestellte neue Gradierwerk in der Saline ist eine Schande für die Weltkulturerbe-Stadt Bad Kissingen. Wer sich dieses neue Gradierwerk auf dem Bild anschaut, der sieht sofort, dass es kein bisschen länger geworden ist. Ich frage mich daher, warum Staatsbad, Landratsamt und vor allem die Kissinger Stadträte und OB nicht schon bei der Neu-Vorstellung auf die Barrikaden gegangen sind. Der Bau ist eine Lachnummer. Das Gradierwerk wurde in den 80er Jahren von einem Sturm heimgesucht und zum größten Teil komplett zerstört. Der Freistaat hat diesen wunderschönen Gradierbau nie wieder so aufgebaut, obwohl er dies hätte machen müssen. Der Bau war vor dem Sturm ca. 100 m lang. Der jetzige neue Gradierbau in der Saline behält also die alten, lächerlichen 30 Metern.
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  • franz-peter potratzki
    Teil 2

    Die dafür Verantwortlichen sollten sich mal die Gradierbauten anderer, wesentlich unbekannteren Kurorte anschauen. Als Beispiele seien genannt: Bad Salzuflen wo der große Gradierbau mitten in Stadt erbaut wurde oder das bei uns in der Nähe liegende Bad Orb, wo es sogar noch neben dem Gradierwerk im Hauptgebäude ein Indoor-Gradierwerk gibt. Die jetzige Vorstellung der Erneuerung, kann sich der Freistaat komplett ersparen.
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  • Jens Englert
    Was mich interessieren würde: Wird dieser "Ersatzneubau" denn noch irgendetwas mit dem historischen Originalbau zu tun haben, der nach dem Sturm Anfang der 1990er Jahre abgerissen werden musste? Oder ist das, was da bis 2026 neu entsteht, mehr oder minder "Freestyle", irgendwie irgendwas für die Besucher – fände ich für ein Welterbe nicht wirklich passend.

    Der Erinnerung nach aus meiner Kindheit war der Gradierbau im Original doch so hoch wie der Bau, der jetzt im Moment noch steht. Wenn man dem Nachfolger nun ein Stockwerk nimmt, hat´s mit dem Original wohl nicht mehr viel zu tun. Und dann könnte man sich das Geld für den erneuten Wiederaufbau m. E. sparen und es dort einsetzen, wo man noch originale Bausubstanz retten kann. Und da gibt es in Bad Kissingen ja noch so einiges ...
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