
In der vergangenen Woche kamen die Bürgermeister der elf Traditionskurorte aus sieben Ländern, die vor drei Jahren gemeinsam mit dem Titel Unesco-Welterbe ausgezeichnet wurden und seit 2023 im Verein Great Spa Towns of Europe (GSTE) zusammengeschlossen sind, zu ihrer eintägigen Generalversammlung in Bad Kissingen zusammen. Davor hatten die Site-Manager mit den jeweiligen Stadtplanern in einem zweitägigen Workshop zum Thema „Welterbe und Entwicklungen“ über mögliche Auswirkungen und Chancen des Titels für die ihre Welterbe-Stätten beraten.
Ein dankbarer Gastgeber
Er sei stolz, Gastgeber der Great Spa Towns of Europe gewesen zu sein, sagte Oberbürgermeister Dirk Vogel (SPD) in der Abschlusspressekonferenz. Alljährlich zweimal treffen sich die Bürgermeister und Site-Manager an wechselndem Mitgliedsort zur Generalversammlung, zu Workshops und zum Erfahrungsaustausch. Vogel erzählt: „Ich habe viel Lob und Anerkennung erhalten.“ Jeder dieser traditionsreichen Kurorte habe besondere Herausforderungen, über deren Bewältigung sich die Verantwortlichen bei solchen Treffen austauschen. Für Bad Kissingen meint der Oberbürgermeister durch den Welterbe-Titel eine Dynamik in der touristischen Entwicklung festgestellt zu haben: „Wir haben die Vor-Corona-Zahlen wieder erreicht“, berichtet er.
Trotz Unterschieden verbunden
„Man vergleicht sich mit den anderen“, verriet GSTE-Vorstand Stefan Szirucsek, Bürgermeister von Baden bei Wien. Aber: „Trotz aller Unterschiedlichkeit stehen alle Mitgliedsorte für ein bestimmtes Lebensgefühl.“ Unter seinem Vorsitz hatten die Stadtoberhäupter in der Generalversammlung am Donnerstag die üblichen Regularien abgearbeitet, die für den 2023 nach österreichischem Recht eingetragenen Verein erforderlich sind. Dazu gehören das Jahresbudget für 2024 mit Ausblick auf das Jahr 2025 ebenso wie ein Aktionsplan über künftige Aufgaben und Tätigkeiten. Weitere Tagesordnungspunkte waren der Eintrag des Vereinsnamens und seines Logos als offizielle Marke – ebenfalls nach österreichischem Recht – sowie ein angestrebtes Lobbying und Fundraising, wozu Rahmenbedingungen festgelegt wurden, um EU-Fördermittel zu bekommen.
Ein wichtiges Projekt gilt der Jugend, für das die beantragten EU-Mittel bereits genehmigt sind. Ziel ist es, Jugendliche nicht nur für den Welterbe-Titel zu sensibilisieren, sondern sie aktiv in die Pflege des heimatlichen Welterbes einzubinden.
Jeder Ort etwas Besonderes
Generalsekretärin Chiara Ronchini erläuterte noch einmal die Idee der gemeinschaftlichen Titel-Bewerbung: Jeder Ort habe etwas Spezielles, das er in das gemeinsame Kurphänomen des 18. und 19. Jahrhunderts einbringt. Gleichzeitig hätten die elf Kurorte aber auch Gemeinsames wie eine vergleichbare historische Entwicklung, ähnliche Architektur und medizinische Infrastruktur. Dies sei auch ein Grund, ergänzte Badens Bürgermeister Szirucsek , weshalb viele hohe Persönlichkeiten aus Adel und Großbürgertum der damaligen Zeit alle diese Kurorte gleichermaßen aufgesucht hätten.
Stadtentwicklung im Welterbe
Aufgabe des Workshops mit den Stadtplanern war die Herausforderung bei der künftigen Entwicklung einer Welterbe-Stadt zum Beispiel bei Baumaßnahmen. Alles innerhalb des Welterbe-Areals muss den Richtlinien von ICOMOS entsprechen, dem Internationalen Rat für Denkmalpflege mit Hauptsitz in Paris, in Deutschland vertreten durch das Deutsche Nationalkomitee von ICOMOS in Mainz. „Dies gilt zum Beispiel aktuell bei den Plänen für das Hotel am Kurgarten“, erklärte Oberbürgermeister Vogel. Außerdem wurden im Workshop Maßnahmen zur Bewahrung der Infrastruktur und denkmalgeschützter Bauten beraten.
Jeder hilft jedem
„Das ist ein Geben und Nehmen unter den Mitgliedsorten“, ergänzten im Gespräch mit dieser Zeitung Bad Kissingens Site-Managerin Anna Maria Boll und Kulturreferent Peter Weidisch. Sie meinen: „So können wir zum Beispiel unsere Erfahrungen mit der Bewältigung des Hochwassers rund um unsere historischen Gebäude weitergeben und erfahren von unseren Partnern deren Lösungen bei anderen Problemen.“
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