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Bad Kissingen
Meinung zum Gradierbau in Bad Kissingen: Gute Ansätze des Freistaats, aber es bleibt ein fader Beigeschmack
Die Planungen für den Ersatzneubau am Gradierwerk in Bad Kissingen sorgen für Diskussionen. Ein Beigeschmack bleibt dabei, findet unser Autor.
Der Gradierbau in Bad Kissingen.
Foto: Isolde Krapf (Archiv) | Der Gradierbau in Bad Kissingen.
Benedikt Borst
 |  aktualisiert: 30.08.2024 02:38 Uhr

Im September beginnt der Abriss und Wiederaufbau des 1993 errichteten Gradierbaus in Bad Kissingen. Allerdings wird der Bau deutlich kleiner, was der Welterbestadt nicht guttun dürfte.

Dass der 1993/1994 neu errichte Gradierbau umfassend saniert und bereits nach 30 Jahren wieder aufgebaut werden müsste, deutet sich seit einigen Jahren an. Jetzt besteht Gewissheit: Im September beginnt der Abriss, bis 2026 soll der Neubau für drei Millionen Euro stehen. Die Pläne kommen aber nicht überall gut an.

Warum? Weil der Gradierbau im Vergleich zu den Dimensionen, die er historisch einmal hatte, erneut verkleinert wird. Während die Anlage in den 1990er-Jahren in ihrer Länge halbiert wurde, soll er jetzt um ein Geschoss reduziert werden. Und das als zwar nicht unter Denkmalschutz stehendes, aber für das Unesco-Welterbe bedeutsames Gebäude. Die Unzufriedenheit hängt sicher mit schwierigen Entwicklungen und Fehlern zusammen, die an der Unteren und Oberen Saline gemacht wurden und die sich der Freistaat anlasten lassen muss.

Der Freistaat als wichtiger Partner und Förderer Bad Kissingens

Grundsätzlich ist Bayern der wichtigste Partner Bad Kissingens. Ohne die Bautätigkeit der bayerischen Könige wäre die Stadt im 19. Jahrhundert nie zum Weltbad aufgestiegen und dürfte sich heute nicht Welterbe nennen. Diese Unterstützung geht fort bis heute: Allein in den vergangenen rund zehn Jahren hat der Freistaat einen dreistelligen Millionenbetrag investiert, um das Luitpoldbad, das Kurhausbad und den Neumannflügel nach langem Leerstand zu sanieren und neu zu nutzen.

So rosig ist die Lage an der Unteren Saline nicht. Da ist die Saline selbst: Die ehemalige Salzgewinnungsstätte wurde in ihrer heutigen Form Ende des 18. Jahrhunderts errichtet, seit 1968 wird dort kein Salz mehr gewonnen. Danach wurde sie vom staatlichen Bäderbetrieb genutzt, heute steht das Areal seit Jahrzehnten leer und ist baufällig. Zwar hat der Freistaat die Dächer für mehr als eine Million Euro instandgesetzt, die Frage, was mit dem denkmalgeschützten Komplex geschehen soll, bleibt aber offen.

Immenser Schaden ist dem Areal zu Beginn der 1960er-Jahre entstanden. An der Saline ließ Bayern ab 1841 das erste große, öffentliche Badehaus der Stadt entstehen – das Königliche Salinenbad. Dieses wurde im 19. Jahrhundert mehrfach erweitert und umgebaut, bis es am Ende auf die Bedürfnisse der hohen Kurgäste zugeschnitten war. Es verlor jedoch aufgrund der abgelegenen Lage an Bedeutung und wurde 1964 gesprengt, um Platz für die heute ebenfalls abgerissene Heinz-Kalk-Klinik zu schaffen.

Ohne Sprengung gäbe es einen weiteren Welterbebau

Aus heutiger Sicht eine Fehlentscheidung. Ohne die Sprengung des Salinenbades wäre die Stadt vielleicht um einen Welterbebau reicher. Es ist nicht so, als ob der Freistaat die Saline vernachlässigt hätte. Der Runde Brunnen wurde bis 2018 neu gefasst und das Gelände neu angelegt. Die Freipumpe wurde zuvor saniert und läuft für Schauvorführungen.

Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Freistaat sich an der Saline in den 1990er-Jahren finanziell einen schlanken Fuß gemacht hat. Die staatliche Bäderverwaltung OHG kämpfte mit jährlichen hohen Defiziten, wurde privatisiert und ging 1999 in der heutigen Staatsbad GmbH auf. In dieses Bild passt, dass der Freistaat die Obere Saline für einen Symbolpreis an die Stadt verkauft hat, die seitdem in dem Gebäude immerhin erfolgreich das Museum betreibt. In dieses Bild passt auch, dass der Gradierbau, der bei einem Sturm beschädigt wurde, 1993/1994 ohne Südflügel wieder aufgebaut wurde. Jetzt also wird der Bau erneut kleiner.

In den Plänen finden sich dennoch viele gute Ansätze, etwa die Barrierefreiheit, das Zugänglich machen des Wasserturms, Ausstellungsflächen sowie größere Ruhebereiche mit Liegeflächen, wie es sie früher gab. Angesichts der prachtvollen Historie bleibt jedoch für den Moment ein fader Beigeschmack.

 
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