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Bad Kissingen
Bad Kissingen: Wenn zwei politische Urgesteine Abschied nehmen
Mehrere Mitglieder wurden im Kreistag verabschiedet. Drei von ihnen scheiden aus dem aktuellen Gremium aus. Darunter sind zwei, die seit den 1990er Jahren Lokalpolitik machten.
Nach 26 Jahren: Johannes Wegner und Monika Horcher (beide Grüne/BfU) sind seit 13. Dezember nicht mehr im Kreistag vertreten.
Foto: Isolde Krapf | Nach 26 Jahren: Johannes Wegner und Monika Horcher (beide Grüne/BfU) sind seit 13. Dezember nicht mehr im Kreistag vertreten.
Isolde Krapf
 |  aktualisiert: 08.02.2024 17:37 Uhr

Ehrungen standen am Montag im Kreistag ganz oben auf der Tagesordnung. Zum einen wurden Jürgen Englert (SPD, Elfershausen), Stefan Lang (FW-CBB, Nüdlingen) und Michaela Wedemann (CSU, Münnerstadt) nachträglich aus dem Vorgänger-Gremium verabschiedet. Sie konnten nach der Kommunalwahl 2020, beim abschließenden Ehrungstermin aller damals ausscheidenden Mitglieder, nicht anwesend sein.

Aber auch dem aktuellen Kreistagsgremium sagen jetzt drei Personen adieu. Christian Hänsch (Bad Kissingen) wurde 2020 zum ersten Mal für die Partei Die Linke in den Kreistag gewählt – und übrigens auch in den Stadtrat Bad Kissingen. 2017 war Hänsch bei der Partei eingetreten und hatte gleich als Direktkandidat für Die Linke bei der Landtagswahl 2018 kandidiert. Die Kernthemen, die er seinerzeit für sich in Anspruch nahm, sind jetzt in der Corona-Pandemie aktueller denn je: der Pflegenotstand sowie die Gesundheits- und Krankenhauspolitik. 

Abschied aus beruflichen Gründen

Der 52-jährige ist von Beruf Krankenpfleger und versucht sich seit 2012 erfolgreich als Gastronom in der Kurstadt. Doch die Corona-Pandemie machte auch ihm, wie anderen Gastronomen, sehr zu schaffen, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Mal waren die Kneipen zu, dann lief es wieder ganz gut.

Ehrungen im Kreistag: Unser Bild zeigt (von links) Johannes Wegner, Michaelea Wedemann, Jürgen Englert, Monika Horcher, Stefan Lang und Landrat Thomas Bold.
Foto: Isolde Krapf | Ehrungen im Kreistag: Unser Bild zeigt (von links) Johannes Wegner, Michaelea Wedemann, Jürgen Englert, Monika Horcher, Stefan Lang und Landrat Thomas Bold.

Für ihn war und ist es, nach eigenen Aussagen, ein Hin und Her, das ihn vor allem auch finanziell fordert. Seit eineinhalb Jahren arbeitet er nun schon wieder in seinem angestammten sozialen Beruf, während er versucht, seine Kneipe weiter zu betreiben. Da falle es schwer, auch noch in zwei Gremien gleichzeitig präsent zu sein, sagt er zu seinem Abschied aus dem Kreistag, bei dem er selbst nicht anwesend sein konnte.

Ausscheiden aus gesundheitlichen Gründen

Mit Monika Horcher (Westheim) und Johannes Wegner (Poppenlauer, beide Grüne/BfU) kehren zwei kommunalpolitische "Profis" dem Gremium nun aus gesundheitlichen den Rücken.  Beide wurden 1996 in den Kreistag gewählt, hatten allerdings jeweils zuvor schon ihre eigenen politischen Wirkungskreise gezogen.

Monika Horcher siedelte aus Marktbreit 1989 in den Landkreis Bad Kissingen über und engagierte sich in den Folgejahren im Verein Müll und Umwelt (MUM) gegen die damals angestrebte Errichtung einer Pyrolyse-Anlage zur Müllverschwelung auf dem Hammelburger Lagerberg.  1995 trat sie bei der Partei B‘90/Die Grünen ein und wurde 1996 in den Kreistag gewählt. 23 Jahre lang war sie Sprecherin des Grünen-Kreisverbands und engagierte sich auch auf Bezirksebene.

Engagement im Hammelburger Stadtrat bleibt

Zweimal kandidierte die studierte Diplom-Ingenieurin, die heute Konrektorin an der Mittelschule ist, für das Amt des Landrats, beziehungsweise der Landrätin (1996 und 2002). Ebenfalls zweimal trat sie als Direktkandidatin von B‘90/Die Grünen bei Landtagswahlen an (1998 und 2003).

Im Kreistag steckte die heute 65-Jährige von 1996 bis 2014 als Fraktionssprecherin die Positionen der grünen Kreispolitik ab. Sechs Jahre lang (2014 bis 2020) war sie Stellvertreterin von Landrat Thomas Bold. Es hat alles seine Zeit, sagt Horcher, die sich in diesen Jahren auf vielen politischen Ebenen sehr aktiv zeigte, im Gespräch mit dieser Redaktion.

Wurden im Kreistag neu vereidigt: Eva Reichert-Nelkenstock (Grüne/BfU) und Gerhard Klamet (Die Linke).
Foto: Isolde Krapf | Wurden im Kreistag neu vereidigt: Eva Reichert-Nelkenstock (Grüne/BfU) und Gerhard Klamet (Die Linke).

Dennoch muss man wissen, wann die Zeit gekommen ist aufzuhören, so die langjährige Frontfrau der Grünen im Landkreis und im Kreistag. So ganz von der Politik ablassen muss Horcher aber noch nicht, denn seit 2020 sitzt sie im Stadtrat von Hammelburg.

Geplanter Bau der A 71 als Initialzündung

Bereits Ende Oktober dieses Jahres teilte Johannes Wegner Landrat Thomas Bold schriftlich mit, dass er sein Kreistagsmandat niedergelegen wird. Schon im März 2021 hatte Volker Partsch den 66-Jährigen als Fraktionsvorsitzenden von den Grünen/BfU abgelöst – eine Funktion, die Wegner seit 2014 bekleidete.

Sozusagen politisch auf den Geschmack gekommen ist der Diplom-Finanzwirt Wegner Anfang der 1990er Jahre, als sich in Poppenlauer eine Ortsgruppe der Bürgerinitiative gründete, die sich kritisch mit dem Bau der neuen Autobahn 71 auseinandersetzte. Wegner wurde erst einer der Ortssprecher und dann stellvertretender Vorsitzender der Initiative.

18 Jahre lang "grüner" Bürgermeister

Als 1996 die Kommunalwahlen anstanden, gründete er im Vorfeld zusammen mit anderen politisch Interessierten aus Maßbach und Poppenlauer die Wählergruppierung "Für Bürger und Umwelt" und kandidierte in der Folge für den Gemeinderat und für das Amt des Bürgermeisters in Maßbach. Auf der gemeinsamen Liste von B‘90/Die Grünen/BfU  strebte er ein Mandat im Kreistag an.

Auch Monika Koch (Grüne/BfU) ist neu im Kreistag und sprach den Eid.
Foto: Isolde Krapf | Auch Monika Koch (Grüne/BfU) ist neu im Kreistag und sprach den Eid.

Bei der Kommunalwahl 1996 wurde dann aber doch wieder Erhard Klement (CSU) zum Chef der Marktgemeinde gewählt. Doch leider starb er einige Monate später. Jetzt standen erneut Wahlen an. Wegner wurde als erster "grüner" Bürgermeister gewählt – und blieb gleich 18 Jahre lang im Amt. Zwölf Jahre war er zudem Vorsitzender der Verwaltungsgemeinschaft Maßbach (2002 bis 2014) sowie 18 Jahre lang Vorsitzender des Abwasserzweckverbands Obere Lauer.

Drei Neue wurden vereidigt

Seit 1996 hatte Wegner ein Mandat im Kreistag und brachte seine Fähigkeiten in verschiedenen Ausschüssen ein, wie beispielsweise im Rechnungsprüfungsausschuss, Geschäftsordnungsausschuss oder im Planungsausschuss des Regionalen Planungsverbands Main-Rhön. "Ich habe gern und mit Herzblut Kommunalpolitik gemacht", sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. "Aber es gibt noch ein Leben nach der Politik."

Wegner und Horcher bekamen von Landrat Thomas Bold in der Sitzung das Goldene Ehrenzeichen des Landkreises überreicht. Bold dankte Beiden für ihr Engagement und bedauerte ihr frühzeitiges Ausscheiden. Jürgen Englert, seit 2008 im Kreistag und eine Zeit lang stellvertretender Landrat, konnte das Landkreis-Ehrenzeichen in Silber mit nach Hause nehmen. Stefan Lang (im Kreistag seit 2014)  und Michaela Wedemann (seit 2015) wurden von Bold mit dem Wappenteller des Landkreises bedacht.

Für Monika Horcher und Johannes Wegner rücken gemäß der Kommunalwahlliste 2020 nun die Landschaftsarchitektin Eva Reichert-Nelkenstock (Platz 10) aus Zeitlofs und Monika Koch, Mitarbeiterin für Öffentlichkeitarbeit (Platz 11) aus Maßbach nach. Für Christian Hänsch (Die Linke) rückt nun laut Liste der DGB-Kreisvorsitzenden Gerhard Klamet nach (Listenplatz 2). Alle drei wurden bei der Sitzung am Montag vereidigt.

 
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