Bei der Besetzung der Stellvertreterposten des Bad Kissinger Landrats nach einer Kommunalwahl ging es in der Vergangenheit gelegentlich auch mal hoch her, denn der Parteien-Proporz stand bei der Auswahl der Personen nicht immer im Mittelpunkt. Von Posten-Gerangel war jedoch am Montag im Kreistag nichts zu spüren, als es darum ging, für den verstorbenen Kreisrat und Landratsstellvertreter Alfred Schrenk (SPD) einen Nachfolger zu finden.
Wie nach einer Kommunalwahl hatte es aber auch jüngst offenbar in allen Parteien und Fraktionen intensive Gespräche über einen potenziellen Bewerber für das vakante Stellvertreter-Amt gegeben.
Vorschlag der SPD
Landrat Thomas Bold ließ in einem Nebensatz anklingen, dass man für die verbleibenden 16 Monate bis zur Kommunalwahl 2020 nicht unbedingt noch einen neuen Stellvertreter hätte benennen müssen. Aber er wusste bereits, dass die SPD-Fraktion einen Vorschlag zu machen hatte. Fraktionschef Wolfgang Görner hielt Jürgen Englert für geeignet, diesen Posten zu übernehmen.
CSU-Fraktionsvorsitzender Siegfried Erhard sprach von „vielen geeigneten Kandidaten“, die für dieses Amt in Frage kämen. „Aber wir haben der SPD zugesagt, wie werden den Kandidaten mittragen.“ Kritik äußerte Erhard aber daran, dass mit Englert nun, neben Monika Horcher (Die Grünen/BfU), ein zweiter Stellvertreter des Landrats aus dem Bereich Hammelburg stammt, während die Region Bad Brückenau nach Schrenks Tod von keinem Stellvertreter repräsentiert wird.
Das genau wollten Die Grünen ändern. Wenn schon jemand neu benannt werden müsse, dann sollte es doch jemand aus der Bad Brückenauer Gegend sein, sagte deren Fraktionssprecher Johannes Wegner und schlug die Bürgermeisterin des Staatsbads, Brigitte Meyerdierks (CSU) vor. Sie habe „große politische Erfahrung“, sei loyal, gehe auf alle Bürger zu und habe keine Vorurteile anderen Parteien gegenüber.
Meyerdierks freute sich über die Wertschätzung ihrer Person. Dennoch sprach sie sich klar und deutlich gegen einen weiteren Kandidaten aus den Reihen der Christsozialen aus. Aus der CSU gebe es mit Emil Müller schon einen Stellvertreter. „Deswegen kandidiere ich nicht.“ Der Altlandkreis Bad Brückenau sollte ihrer Ansicht nach aber einen Landratsstellvertreter haben, sagte Meyerdierks und rief zu den Vertretern der Bad Brückenauer Parteilosen Wählergruppe hinüber: „Aus der PWG wäre doch einer da.“
Auch bei den Parteifreien hatte man sich freilich Gedanken gemacht, sagte deren Sprecher Roland Limpert. Die Region Bad Brückenau abzudecken, sei natürlich wichtig. Dennoch erachtete Roland Limpert es als Gebot der „politischen Fairness“, dass die PWG vor viereinhalb Jahren dem Stellvertreter aus den Reihen der SPD zustimmte.
Kein Kandidat der PWG
Ihm und seinen Kollegen liege es fern, sozusagen über dem Grab eines Kreistagskollgen eine Kampfabstimmung herbeizuführen. Limpert: „Wir wollen die vertrauensvolle Zusammenarbeit im Kreistag nicht gefährden und stellen keinen Kandidaten.“ – Jürgen Englert wurde mehrheitlich (sieben Gegenstimmen) zum neuen Stellvertreter bestimmt.
Für Schrenk rückte im Kreistag die frühere Hammelburger Stadträtin Ursula Müller-Ahammer nach. Die 67-jährige gebürtige Münchnerin arbeitete ab 1990 an der Alois-Lang-Schule als Lehrerin.