Robin Hood lebt. Nicht im Sherwood Forest bei Nottingham, sondern in Bad Kissingen. Christian Hänsch orientiert sich an der Figur, die den Reichen nahm und den Armen gab. „Moderner Robin Hood“ hat der Direktkandidat der Partei Die Linke auf seine Wahlplakate drucken lassen.
Die Reminiszenz an die legendäre Figur aus Britannien hat vielleicht ein wenig mit Hänschs Frau zu tun, denn sie ist Britin. Sie beschreibt aber auch einen wesentlichen Aspekt seiner Grundeinstellung. Die Politik, meint er, soll „mehr für die Mehrheit“ tun. Bayern sei ein reiches Bundesland, sagt der 48-Jährige. Hier müsse es niemand schlecht gehen. Der Reichtum sei im Freistaat aber „sehr schlecht verteilt“.
Früher Krankenpfleger
Die klassische Vita eines Direktkandidaten der Linken hat Hänsch als Selbstständiger nicht. Er ist in Bad Kissingen seit sechs Jahren Pächter der Kultkneipe Zoom Eulenspiegel. Er sei aber schon immer „ein sozialer Mensch“ gewesen. Vor seinem Leben als Wirt der Eule, arbeitete er über zwei Jahrzehnte lang als Krankenpfleger. In die Politik sei er eher durch Zufall geraten, ergänzt Hänsch. Vor der vergangenen Bundestagswahl ist er bei der Linkspartei eingetreten, aus Enttäuschung über die Entwicklung von Grünen und SPD, die er früher gewählt habe. Persönliche Ambitionen verfolge er mit der Kandidatur nicht. „Meine Aussichten als Direktkandidat sind verschwindend gering, da bin ich realistisch“, sagt er. Er wolle aber einen Beitrag dazu leisten, dass die Partei über die Fünf-Prozent-Hürde kommt.
Bezug zur beruflichen Herkunft
Hänschs politische Kernthemen, Pflegenotstand, Gesundheits- und Krankenhauspolitik, haben mit seiner beruflichen Herkunft zu tun. Zum Pflegenotstand sagt er, die 13 000 Stellen, die die Bundesregierung schaffen wolle, reichten nicht einmal für Bayern. Privatisierte Krankenhäuser, so ein weiteres Ziel, will er wieder zurück in die Hände der Kommunen bekommen. Die Abrechnung nach Fallpauschalen müsse abgeschafft werden. Nicht nur für die Region wichtig ist aus seiner Sicht, die Kritik an Projekten wie SuedLink nicht einschlafen zu lassen. Der SuedLink sei nicht nötig.
Viele soziale Anliegen
Zu Hänschs sozialen Anliegen zählt auch die Forderungen, eine gesicherte Rente auf den Weg zu bringen. Und auch wenn sich die Frage in der Region noch nicht so scharf stelle, sei auch die Mietpreisbremse ein wichtiges Thema.
Dazu kommen klassische Forderungen in Bezug auf Kinderbetreuung und Bildung. Schulklassen, fordert Hänsch, müssten kleiner werden. Und im Bereich der Kindertagesstätten brauche es mehr Angebote an Ganztagsbetreuung, damit in Familien beide Elternteile arbeiten gehen können.
Versorgung des ländlichen Raumes verbessern
Einiges liege auch bei der Versorgung des ländlichen Raumes im Argen. Vielerorts fehlten Ärzte. Um das durch die oft ungünstige Altersstruktur der niedergelassenen Ärzteschaft verschärfte Problem zu lösen, schlägt Hänsch Ärztehäuser in kommunaler Hand vor.
Das Stichwort Digitalisierung hat der 48-Jährige auch auf der Themenliste stehen. Dabei geht es ihm aber nicht nur um den Aufbau eines leistungsfähigen Netzes. Wichtig seien auch Möglichkeiten der Fortbildung der Menschen in dieser Hinsicht. Das könne dazu beitragen, dass niemand in der dynamischen digitalen Welt den Anschluss verliert.
Was den öffentlichen Nahverkehr angeht, denkt Hänsch selbstbewusst kleiner als etwa die CSU-Politikerin Dorothee Bär. Der Bus- und Bahnverkehr müsse weiter ausgebaut werden. Bärs mit viel Kritik und Häme aufgenommener Gedanke an Flugtaxis sei ja wohl nicht zu bezahlen.
Steckbrief
Christian Hänsch wurde am 15. November 1969 in Bad Brückenau geboren, er ist verheiratet mit einer Britin und hat zwei erwachsene Kinder.
Nach der Mittleren Reife machte er zunächst eine kaufmännische Ausbildung. Zivildienst schloss sich an, danach absolvierte Hänsch noch eine Ausbildung zum Krankenpfleger und übte diesen Beruf im Anschluss in der Region noch 22 Jahre aus.
Seit sechs Jahren ist Christian Hänsch Pächter der Bad Kissinger Kult-Kneipe Zoom Eulenspiegel.
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