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Maßbach
Maßbachs Bürgermeister kandidiert 2014 nicht wieder
Johannes Wegner leitet seit bald 17 Jahren die Geschicke der Marktgemeinde Maßbach (Landkreis Bad Kissingen). Aus gesundheitlichen Gründen wird er sich nicht mehr zur Kommunalwahl 2014 stellen.
Drei Dinge braucht der Bürgermeister: Tee, Wasser, Apfel. Johannes Wegner muss auf die Gesundheit achten und wird dies auch tun.  Foto: Malz       -  Drei Dinge braucht der Bürgermeister: Tee, Wasser, Apfel. Johannes Wegner muss auf die Gesundheit achten und wird dies auch tun.  Foto: Malz
| Drei Dinge braucht der Bürgermeister: Tee, Wasser, Apfel. Johannes Wegner muss auf die Gesundheit achten und wird dies auch tun. Foto: Malz
Thomas Malz
 |  aktualisiert: 21.08.2022 07:25 Uhr
Johannes Wegner wirkt nach seiner fast sechswöchigen Krankheit entspannt: "Ich habe die Kommunalpolitik immer gerne gemacht und ich mache sie gerne", sagt er. Deshalb hat er auch noch nicht endgültig entschieden, ob er noch einmal für die Grünen im Kreistag kandidiert.

Sein Entschluss bezüglich der Kandidatur als Bürgermeister für den Verein "Für Bürger und Umwelt" allerdings steht fest: "Ich kann es aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr machen, auch wenn ich es wollte." Johannes Wegner zitiert den ehemaligen Bremer Bürgermeister Henning Scherf, der einmal gesagt hat, dass er nicht mit den Füßen zuerst aus dem Rathaus getragen werden will. "Das will ich auch nicht", sagt das Gemeindeoberhaupt. Und: "Ich bin froh, dass es Schutzengel gibt, die mir zur Seite standen." Das meint er ganz ernst. "Ohne diese Schutzengel säßen wir nicht hier zusammen."

Natürlich hätte Johannes Wegner mit der Bekanntgabe seiner Entscheidung noch warten können, die Wahlen sind ja erst im März nächsten Jahres. "Jetzt habe ich die Entscheidung getroffen und jetzt werde ich es auch sagen", hat er festgelegt. Das schaffe Klarheit. "Ab 1. Mai 2014 werde ich definitiv kein Bürgermeister mehr sein."

Der ehemalige "Superminister" der Bundesregierung Wolfgang Clement (SPD) hat einmal bei einem Besuch in Maßbach sinngemäß gesagt, dass Johannes Wegner ein grüner Bürgermeister in einer roten Hochburg (Maßbach) in einem schwarzen Landkreis (Bad Kissingen) sei. Sicherlich ein Kuriosum, aber da war er schon ein paar Jahre Bürgermeister.

Noch viel kurioser war es, als er im Oktober 1996 sein Amt antrat. Da gehörte er zu den ersten "grünen" Bürgermeistern in Bayern, auch wenn er nicht der erste war.

Schmunzelnd erzählt Johannes Wegner von einem Bürgermeister-Seminar nach der Wahl, den er zusammen mit anderen "Neulingen" absolvierte. Sie wurden in Paare aufgeteilt, und jeder musste seinem Gegenüber erzählen, was an ihm besonders ist, oder natürlich an ihr. Die Bürgermeisterin, die Johannes Wegner gegenüber saß, erzählte, dass sie eine "grüne" Bürgermeisterin ist. Mit der Besonderheit war es in diesem Moment für sie vorbei. Dabei war Johannes Wegner damals noch gar kein Mitglied der Partei, saß aber seit Mai 1996 für die Grünen im Kreistag. Bürgermeister war er immer für den Verein "Für Bürger und Umwelt". Inzwischen ist er auch schon etliche Jahren Mitglied bei den Bündnisgrünen.


Amt sofort angetreten

Der gebürtige Rannunger, der 1983 nach Poppenlauer gezogen ist, hatte sich bereits im März 1996 zur Wahl gestellt. Damals setzte sich der langjährige Bürgermeister Erhard Klement gegen ihn und Erhard Ledermann durch. Doch dann starb Erhard Klement im Sommer des gleichen Jahres. Im September mussten die Maßbacher noch einmal wählen, die Stichwahl folgte am Sonntag, 6. Oktober. "Am 7. Oktober habe ich am Vormittag meinen Schreibtisch im Finanzamt ausgeräumt", erinnert sich Johannes Wegner noch heute. Am Nachmittag schaute er dann im Maßbacher Rathaus vorbei, wo er am nächsten Morgen pünktlich zum offiziellen Dienst erschien.

Viel Wasser ist seither die Lauer hinunter geflossen, mal gemächlich, mal als reißender Strom. Ähnlich läuft es ja auch in der Kommunalpolitik. Auf die Frage, was seine wichtigsten Projekte waren, nennt er unter anderem die Sanierung der Grundschule in Poppenlauer, die Sanierung des Rathauses, die Dorferneuerung Weichtungen und das Erhard-Klemet-Haus, das sein Vorgänger in die Wege geleitet hatte.

Dann kommt er auf die Städtebauförderung zu sprechen, mit deren Hilfe der Platz zwischen Rathaus und Kirche und der Marktplatz hergerichtet wird. "Die Innenorte müssen attraktiv gestaltet werden", meint der Bürgermeister. Dazu zählen für ihn vor allem auch Einkaufsmöglichkeiten.

Komplett in seine Amtszeit gefallen ist der Bau der Autobahn 71. Johannes Wegner gehörte zu der Initiative, die sich ganz offen gegen den Bau aussprachen. Als sie dann doch gebaut wurde, konnte er zumindest erreichen, dass riesige Mengen Erdreich nicht durch Poppenlauer transportiert wurden, sondern heute als so genannte Seitendeponie neben der Autobahn einen zusätzlichen Lärmschutz bieten. Und weil die A 71 nun schon einmal da ist, wünscht sich Johannes Wegner, dass sich das Gewerbegebiet in Poppenlauer direkt an der Autobahn möglichst bald füllen möge.


Kita für beide Konfessionen

Als einen ganz wichtigen Punkt sieht der Bürgermeister den den Umbau des evangelischen Kindergarten in Poppenlauer zu einer gemeinsamen kommunalen Kindertagesstätte. Der Nachwuchs solle das Gefühl haben: "Wir sind alle Kinder aus Poppenlauer." "Kirche und Kommune werden weiter partnerschaftlich und vertrauensvoll zusammen arbeiten", ist sich Wegner sicher.

Die Kirche werde auch weiterhin die Möglichkeit haben, christliche Grundwerte zu vermitteln. Dass dies gelungen ist, zählt zu den schönsten Erlebnissen in seiner Amtszeit. Und natürlich die zahlreichen Treffen mit den Freunden aus Frankreich. "Auch wenn das anstrengend ist wenn man - wie ich - der Sprache nicht mächtig ist."

Noch einmal kommt er zum Kindergarten in Poppenlauer zurück, diesmal auf die Frage nach seinen negativsten Erlebnissen. Denn vor der Bau hatte es ein Bürgerentscheid gegeben. Die Initiatoren wollten einen Neubau neben der Grundschule. "Das hat viel Kraft und Nerven gekostet, das ging an die Substanz", sagt er.

Dann wäre noch der Trubel um die Umgehungsstraße auf dem ehemaligen Bahndamm vor einigen Jahren. Nachdem der Flächennutzungsplan geändert werden sollte, hatte Wegner plötzlich eine Demonstration mit aufgebrachten Bürgern vorm Haus. Dabei gab es gar keine konkrete Planung und die gibt es auch heute noch nicht.

Johannes Wegner rechnet die Kosten vor und kann sich nicht vorstellen, dass die Umgehungsstraße jemals gebaut wird. Drei Bürgerentscheide hat es in seiner Amtszeit gegeben. Bei der geplanten Markt- und Parkhalle zwischen Rathaus und Kirche in Maßbach setzten sich die Initiatoren durch. Die Halle wurde nicht gebaut. Das sei zwar enttäuschend für ihn gewesen, aber das müsse er akzeptieren. Die beiden anderen Bürgerbegehren (Mobilfunk und Kindertagesstätte Poppenlauer) kamen nicht durch.


Wünsche für den Nachfolger

Wenn Johannes Wegner am 30. April 2014 sein Amtszimmer verlässt, wird er fast 18 Jahre Bürgermeister der Marktgemeinde Maßbach gewesen sein. Seinem Nachfolger - egal wer das sein wird - wünscht er, ihm möge es gelingen, dass sich der Markt Maßbach weiterhin positiv entwickeln kann. Aber das sei nicht nur Sache des Bürgermeisters, sondern des gesamten Marktgemeinderates.

"Wichtig ist, dass sich die Menschen wohl fühlen", sagt der Bürgermeister. "Wir leben hier in einem ländlichen Bereich mit all seinen Problemen." Deshalb: "Als Bürgermeister braucht man eine glückliche Hand." Johannes Wegner wird sich mehr der Familie widmen (er ist verheiratet und hat einen erwachsenen Sohn). Und natürlich auf seine Gesundheit achten. Schutzengel soll man schließlich nicht überstrapazieren.
 
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