Am meisten empörte den Autor, dass überhaupt eine öffentliche Lesung des Textes stattfinden durfte und dass Tilla Durieux der „merkwürdigen Friedenspropaganda mit allem Glanze ihrer schauspielerischen Begabung zum vollen Erfolg“ verhelfen konnte.
Leonhard Frank, der die erste Novelle wie in Trance geschrieben hatte, fügte fünf weitete hinzu. Ihm, der sich dem Kriegseinsatz entzogen hatte und der nie an der Front war, gelang es, die schauerliche Wirklichkeit des Krieges zwölf Jahre vor Remarques Roman „Im Wesen nichts Neues“ plastisch und illusionslos zu beschreiben.
Schockierende Sprache, deutliche Sprache: Mord
Franks Sprache war für Ästheten schockierend. In der Novelle „Der Kriegskrüppel“ amputiert ein Staatsarzt am laufenden Band Gliedmaßen. „Die abgesägten Hände, Arme, Füße, Beine schwimmen in Blut, Watte und Eiter in einem meterhohen, zwei Meter breiten fahrbaren Kübel, der bei der Türe in der Ecke steht und jeden Abend ausgeleert wird“, heißt es in dem Text. Der übermüdete Arzt denkt, was die Verstümmelten vor Schmerz nicht mehr denken können. „Für was, für wen leiden diese Millionen ihre Schmerzen? Warum müssen Millionen Menschenbeine, Millionen Arme abgesägt werden? Und für was wird gekämpft und ermordet?“