„Ich habe meine Existenz in Halle aufgegeben.“ Sie baut sich in Miskolc eine neue auf. Ute Koncsik nimmt die ungarische Staatsbürgerschaft an, gibt als Dozentin Professoren der Universität Deutschunterricht, arbeitet als Simultandolmetscherin auf internationalen Konferenzen und als Übersetzerin. Sie verdient weit mehr als ihr Mann.
Unentgeltlich sind ihre weiteren „Arbeiten“, die nur heimlich stattfinden können. Im Keller ihres Hauses haben sie einen Raum für Religionsunterricht eingerichtet, ihr Mann, Kaplan in Miskolc und Diözesanrichter am Kirchlichen Gericht der Diözese Hajdúdorog, bereitet dort Kinder auf die heilige Kommunion vor. Sie haben zudem einen Chor gegründet und Jugendgruppen ins Leben gerufen. Ein gefährliches Unterfangen im kommunistischen Ungarn.
Natürlich wissen die Koncsiks, dass es eine Stasi-Akte von ihnen gibt. Sie erhalten auch mehrfach Besuch von einem ungarischen Stasi-Oberst, er lädt sie zudem öfter vor. „Mein Mann war aber nicht karrieresüchtig und durch meinen Verdienst auch finanziell nicht beeinflussbar und erpressbar“, sagt Ute Koncsik. Sie hat bereits in der DDR Erfahrung mit der Staatssicherheit gemacht. Ihr Vater galt als US-Spion. „Das war eine Verwechslung.“ Die Verhörmethoden und die Einzelhaft hat ihr Vater nie vergessen.