Endre József Koncsik ist ein eher zurückhaltender Mann. Ihn bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Wenn jedoch die Erinnerungen an die Ereignisse vor 60 Jahren lebendig werden, dann ist es mit dem inneren Gleichgewicht vorbei. Seine Augen werden groß, er gestikuliert, spricht immer schneller. Der Priester und langjährige Kirchenrichter der Diözese Würzburg, übrigens der einzige verheiratete Priester im Bistum, wird wieder zum 14-Jährigen.
Bilder und Emotionen kommen hoch. Endre Koncsik befindet sich wieder in der Wohnung in Buda, dem westlich der Donau gelegenen Teil der ungarischen Hauptstadt Budapest. Er hört die Schüsse knallen und die Panzer durch die Straßenzüge donnern. Er spürt die Bedrohung, erlebt erneut die zerstörerische Wirkung, als ein Geschoss in der Wohnung landet.
Die Druckwelle wirft ihn, seine Mutter und seine beiden Schwestern auf den Boden. „Wir hatten Glück, weil das Geschoss nur zum Teil explodiert ist“, erzählt der Geistliche. Als „furchtbar“ beschreibt der heute 74-Jährige das traumatische Erlebnis vom 4. November 1956, „ein Krieg kann nicht schlimmer sein“.