Selbst die Deutsche Nationalbibliothek in Frankfurt und Leipzig hat nicht alle Ausgaben in ihrem Bestand, die Sammlung der 55-jährigen Philologin aus Theilheim aber wuchs: Frisch fand alte Ausgaben, ältere Ausgaben, zerlesene und abgegriffene Bände, Bücher mit Eselsohren, Fettflecken, Teigspritzern und handgeschriebenen Notizen zu Zutatenmenge oder Backzeit. Und Einkaufszetteln drin oder auch schon mal einem Telegramm: „Vater gestorben, Beerdigung 14 Uhr“.
Keine Rezepte vom Feind: Das Kochbuch als Zeitzeuge
Irgendwann fehlte Regina Frisch nur noch die neunte Ausgabe. Für sie ist das „Bayerische Kochbuch“ ein verlässlicher Zeitzeuge, der vom Kaiserreich bis heute Kulturgeschichte, Gesellschaftsgeschichte erzählt. Die Sprachwissenschaftlerin erfasste Band für Band, wertete die Register von Äpfel im Schlafrock bis Zwiebelsuppe aus. Die Gerichte veränderten sich tatsächlich kaum, die Sprache aber durchaus. Im Ersten Weltkrieg wurde aus dem Kartoffelpüree der Brei, die Sauce wurde Soße. Statt Albertbiskuit buk man Albertkeks. Und das Boeuf a la mode, kurz Böfflamott, kam jetzt als „Soßfleisch“ auf den Tisch.