„Die Frau steht am Herd an der Front!“
Sie erwarb, im Online-Antiquariat fündig geworden, ein weiteres Exemplar: die 18. Auflage, ohne Jahr, mit einem Vorwort von 1938 und Buchsatz in Fraktur. Beim Blättern im blassgelben, leinengebundenen Band mit der gewohnten Titelschrift in Blau fand Regina Frisch viele bekannte Rezepte und eine Gliederung fast wie in dem Band, nach dem sie selbst jahrelang gekocht und gebacken hatte. „Das war das vertraute Bayerische Kochbuch, nur eben eine deutlich ältere Ausgabe“, sagt Frisch. Was freilich anders war als gewohnt: das Vorwort. Das war – stramm im Ton der Zeit – durchweg vom Nationalsozialismus geprägt: „Die Frau steht am Herd an der Front!“
Drei Bayerische Kochbücher gab es im Haushalt der freiberuflichen Informationsdesignerin jetzt – der Beginn einer umfangreichen, fast vollständigen Sammlung. Denn die kochende Wissenschaftlerin war elektrisiert. Das vertraute Kochbuch mit den klaren Arbeitsplänen wurde für sie zum Geschichtsbuch, zum Forschungsobjekt: „Ich wollte wissen, wie es weiterging, was vorher war, was nachher kam.“