Die Kriegsherren in Berlin hatten sich gründlich verrechnet. Sie haben – wie 1870/71 beim Krieg gegen Frankreich – mit einem schnellen Sieg gerechnet und nicht bedacht, welche verheerenden Auswirkungen es hat, wenn die Gegner sich erfolgreich wehren und aufgrund einer Blockade so potente Lieferanten wie Kanada und Argentinien für Getreide- und Fleischlieferungen jahrelang ausfallen.
Mit dem Kriegseintritt Italiens im Jahr 1915 sind auch Erzeugnisse wie Zitronen und Orangen aus den Geschäften verschwunden. Dann sorgt Trockenheit im selben Jahr noch zusätzlich für einen Mangel an heimischem Gemüse und Kartoffeln; als 1916 die Getreideernte nur mäßig ausfällt, werden Brot- und Mehl knapp.
Der Hunger grassiert.
Die Ausgabe von Lebensmittelmarken kann keine wirkliche Abhilfe schaffen. Meist kommt das Rationierungssystem erst in Gang, wenn die Güter bereits so knapp sind, dass auch Marken keine ausreichende Versorgung der Bürger mehr gewährleisten. Vor Geschäften und städtischen Verteilungsstellen bilden sich lange Schlangen – und nicht immer ist garantiert, dass alle, die anstehen, auch etwas erhalten. Zudem reichen die ausgegebenen Marken oft nicht einmal zum Stillen des größten Hungers aus.