„Zu den unzertrennlichen Gefährten des Kriegsgottes gehört von alters her eine hohläugige Gestalt, der Hunger“, schreibt der Würzburger Oberbürgermeister Hans Löffler 1925 rückblickend. Im Ersten Weltkrieg ist er als städtischer Polizeireferent auch für die Versorgung der Bürger mit Lebensmitteln verantwortlich. Notgedrungen wird Löffler nicht nur zum Großeinkäufer; er muss auch Lagerstätten finden – zum Beispiel in den Gewölben unter der Residenz – und für den möglichst gerechten Verkauf sorgen.
Diese kaum lösbare Aufgabe belastet ihn dermaßen, dass er am 3. Juni 1915 in seinem Tagebuch bedauert, dass er, da „unabkömmlich“, nicht einberufen werden kann. Dies wäre, so schreibt er, „in mancher Hinsicht eine Erleichterung und innerlich eine Erlösung“.
Hilflos muss Löffler zuschauen, wie er trotz größter Anstrengungen nicht alle Bürger satt bekommt. In Berlin notiert der Arzt Alfred Grotejahn am 17. März 1916 über die Folgen der Unterernährung in sein Tagebuch: „Die Berliner Bevölkerung bekommt Woche für Woche mehr ein mongolisches Aussehen. Die Backenknochen treten hervor und die entfettete Haut legt sich in Falten.“