Wer noch eine alte Ölheizung nutzt, sollte auch aus Klima- und Kostengründen darüber nachdenken, diese auszutauschen. In manchen Fällen ist der Austausch sogar Pflicht. Doch welche Alternativen gibt es? Und wofür kann man staatliche Förderungen beantragen? Energieberater und Heizungsexperten aus der Region beantworten alle wichtigen Fragen zu dem Thema.
Wann müssen alte Ölheizung ausgetauscht werden?
"Egal, ob es sich um eine alte Ölheizung oder ein anderes System handelt: Nach 20, spätestens 25 Jahren sollte man über einen Austausch nachdenken", sagt Andreas Kolb, selbstständiger Gebäudeenergieberater sowie Heizungs- und Installationsmeister aus Reichenberg im Landkreis Würzburg.
Welche Ölheizungen müssen zwingend ausgetauscht werden?
Bei Heizungen, die älter als 30 Jahre sind, ist es oft sogar Pflicht, sie auszutauschen, erklärt Andreas Kolb. Dazu zählen Ölheizungen, die eine Heizleistung von vier bis 400 Kilowatt und einen Konstanttemperatur-Kessel haben. Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) schreibt vor, dass diese ab einem Alter von 30 Jahren ersetzt werden müssen. Von der Pflicht ausgenommen sind Brennwert- und Niedertemperatur-Kessel sowie Heizungen in Ein- und Zweifamilienhäusern, wenn der Eigentümer bereits seit Februar 2002 selbst im Gebäude wohnt.
Wie finde ich heraus, ob meine alte Ölheizung noch genutzt werden darf?
Wer den Kesseltyp seiner Heizung nicht kennt, kann ihn entweder in den Bauunterlagen oder auf dem Typenschild finden. Alternativ kann man auch seinen Schornsteinfeger oder seine Schornsteinfegerin fragen. "Kaminkehrer haben außerdem ein Auge darauf, ob der Kessel noch genutzt werden darf", erklärt Philipp Galozy, Installateur- und Heizungsbaumeister bei Bärmann-Fraas in Schweinfurt.
Warum sollte die Heizung ausgetauscht werden?
Der Austausch der alten Heizung geschieht in der Regel aus zwei Gründen: Effizienzgewinn und Kostenersparnis. Vor allem Konstanttemperatur-Kessel sind alles andere als effizient. "Die heizen einfach immer konstant die gleiche Temperatur durch", erklärt Galozy. Wer von solch einem alten Ölkessel auf eine neue Brennwert-Ölheizung wechselt, profitiert von einem viel effizienteren System. Denn moderne Kessel wandeln den zugeführten Brennstoff nahezu verlustfrei in Wärme um. Das Gleiche gilt für andere Heizungstypen. Wie viel beim Wechsel genau eingespart werden kann, ist abhängig vom genutzten System und den jeweiligen Gegebenheiten des Gebäudes. Laut den Experten sind Einsparungen von zehn bis 25 Prozent durchaus möglich.
Energieberater Kolb fügt außerdem an, dass bei Heizungen ab einem gewissen Alter immer mehr repariert werden muss. "Ab 15 Jahren wird es unwirtschaftlich, eine größere Reparatur durchzuführen", sagt er. Dazu zählen beispielsweise eine neue Regelung oder ein komplett neuer Kessel. Wenn ein halbes Jahr später vielleicht das nächste Teil kaputt gehe, stünden allein die Materialkosten in keinem Verhältnis mehr zu einer Neuanschaffung.
Wärmepumpe oder Pelletheizung: Welche Alternativen gibt es zu der alten Ölheizung?
Die unkomplizierteste Alternative für eine alte Ölheizung ist eine neue Ölheizung. Bis Ende 2025 ist dieser Tausch noch ohne Probleme möglich. Ab 2026 müssen neue Ölheizungen in der Regel Hybridsysteme mit erneuerbaren Energien sein, um weiterhin eingebaut werden zu dürfen – das schreibt das Klimapaket der Bundesregierung vor.
Energieberater Kolb rät trotzdem davon ab, eine reine Ölheizung einzubauen, wenn auch andere Systeme möglich sind. Eine Ölheizung sei einerseits in der Anschaffung immer teurer als eine Gasheizung, zumal Öl - im Gegensatz zu Gas - nicht förderfähig sei. Andererseits könne es in Zukunft schwierig werden, Ersatzteile für Reparaturen zu bekommen, wenn es immer weniger Ölheizungen gibt.
Alternativen zu einer reinen Ölheizung sind Gas- oder Holzheizungen (mit Pellets), Wärmepumpen oder Hybridsysteme. Bei Letzteren kann man beispielsweise Gas oder Öl mit einer Wärmepumpe und/oder Solaranlage kombinieren. Welches System für das Gebäude das beste ist, ist jedoch von verschiedenen Faktoren abhängig. Wann sich eine Pelletheizung lohnt, erfahren Sie hier. Die wichtigsten Vor- und Nachteile von Wärmepumpen finden Sie in diesem Artikel.
Welches Heizsystem kann man in ein altes Bauernhaus einbauen?
"In ein altes Bauernhaus auf dem Land mit Heizkörpern kann ich meistens keine Wärmepumpe einbauen", sagt Kristian Hilpert, Inhaber der Würzburger Firma Hilpert-Heizung-Sanitär. Denn für Wärmepumpen seien Neubauten geeignet, die gut gedämmt sind und eine Flächenheizung (also Fußboden-, Wand- oder Deckenheizung) haben. Das hänge mit der Vorlauftemperatur zusammen, die bei Wärmepumpen viel geringer sei als bei Ölheizungen.
Die Möglichkeiten in einem alten Bauernhaus seien daher: Der Wechsel von Öl auf Holz (Pellets) oder die Kombination aus neuem Brennwert-Ölkessel und einer Solaranlage. "Und wenn Gas in der Straße liegt, kann man auch von Öl auf Gas wechseln", erklärt Hilpert. Auf dem Land sei das jedoch nicht immer der Fall.
Welchen Heizungstausch wird vom Staat gefördert?
Wer seine alte Ölheizung austauschen lassen möchte, sollte sich vorab über die Fördermöglichkeiten informieren. Denn: Anträge muss man einreichen, bevor man einen Heizungsbauer beauftragt. Zuständig für die Fördermittel ist das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Zuschüsse zu einer neuen Ölheizung gibt es, wenn diese mit einem oder mehreren regenerativen Wärmeerzeugern kombiniert wird. Wichtig zu wissen: Es werden nur die Kosten des erneuerbaren Systems gefördert, die Ölheizung selbst bekommt keine Zuschüsse.
Wie hoch ist die staatliche Förderung für Solarthermie, Pellets, Wärmepumpen und Co.?
Die Höhe der Förderung beträgt laut BAFA bei Solarthermie-Anlagen bis zu 30 Prozent der förderfähigen Kosten. Bei Biomasse-Anlagen (Pellets, Hackschnitzel, Holzscheite) und Wärmepumpen sind es bis zu 35 Prozent.
Wer von Öl auf eine Gas-Hybridheizung wechselt, profitiert ebenfalls von bis zu 30 Prozent staatlicher Förderung. Hier werden aber die Kosten der gesamten Anlage, inklusive des Gassystems, zugrunde gelegt. Eine weitere förderfähige Alternative sind EE-Hybridheizungen. Das sind Heizsysteme, die ausschließlich erneuerbare Energien nutzen. Sie werden mit bis zu 35 Prozent der Kosten gefördert.
Wann amortisiert sich eine neue Heizung?
Wie lange es dauert, bis sich eine neue Heizung amortisiert, ist laut Energieberater Kolb schwer zu sagen. Die Dauer hänge unter anderem davon ab, ob man zusätzlich zum Heizsystem noch einen Kachelofen oder Ähnliches nutze. Ebenso spielen weitere individuelle Heizgewohnheiten und Umstände eine Rolle.