Energie ist extrem teuer geworden, nicht zuletzt in Folge des Krieges in der Ukraine. Beim Strom bietet sich die Sonne als Alternative an, damit Verbraucherinnen und Verbraucher zumindest teilweise in Sachen Energie unabhängiger sind.
Mittlerweile gibt es auf dem Markt eine Fülle kleiner Solaranlagen, um Strom selbst zu erzeugen. Doch nicht jede Anlage ist für jeden Zweck sinnvoll, sagt Bastian Büttner vom Bayerischen Zentrum für Angewandte Energieforschung (ZAE) in Würzburg. Es komme auf viele Faktoren an.
1. Fest installierte Photovoltaik-Anlagen auf dem eigenen Wohnhaus: Die Art der Nutzung ist entscheidend
In den vergangenen Jahren war mit Sonnenstrom vom eigenen Hausdach immer weniger Geld zu verdienen, weil die Einspeisevergütung des Staates nach und nach sank. Mit dem sogenannten Osterpaket der Bundesregierung will Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) die Vergütung umstellen. In Kraft treten sollen die neuen Regeln im Juli.
Dann wird für Haushalte entscheidend sein, ob der selbst erzeugte Sonnenstrom komplett ins öffentliche Netz fließen soll ("Volleinspeisung") oder zumindest zum Teil direkt im Haushalt verbraucht wird ("Überschusseinspeisung").
Für wen eine feste Anlagen sinnvoll ist: Fest installierte Solarmodule auf dem Dach sind hauptsächlich für Hauseigentümerinnen und -eigentümer eine Alternative, weniger für Mieterinnen und Mieter. Die Module dürfen nur von zugelassenen Fachbetrieben angeschlossen werden.
Was eine feste Anlage bringt: Hat die Photovoltaik-Anlage eine Spitzenleistung von 10 Kilowatt, dann wird es laut ZAE-Experte Büttner im Zuge des Osterpakets 6,93 Cent pro Kilowattstunde bei Überschusseinspeisung geben. Bei Anlagen mit bis zu 40 Kilowatt seien es 6,85 Cent. Bei Volleinspeisung betragen diese Sätze Büttner zufolge zwischen 13,8 Cent (bis 10 Kilowatt) und 11,3 Cent (bis 100 Kilowatt).
Diese Zahlen seien jedoch "nur die halbe Wahrheit", sagt Büttner. Denn wer Solarstrom aus seiner Anlage direkt im Haus verbrauche, verdränge teuren Strom aus dem öffentlichen Netz. Das müsse einberechnet werden. Wer bei seiner Solaranlage zum Beispiel 30 Prozent Eigenverbrauch habe, komme effektiv auf 15,7 Cent. In diesem Fall sei die Überschusseinspeisung also besser als die Volleinspeisung: "Je mehr verbraucht wird, desto wirtschaftlicher wird die Überschusseinspeisung."
Bei einem Jahresverbrauch von 10.000 Kilowattstunden und einem Strompreis von 36 Cent seien bei einer 5-Kilowatt-Anlage 5100 Euro und bei einer 10-Kilowatt-Anlage 15.800 Euro an Profit drin.
Was zu beachten ist: Genau zu kalkulieren sei die Größe der Solaranlage auf dem Dach, sagt Büttner. Die Fixkosten etwa für Planung oder Gerüst am Haus seien – im Verhältnis zur installierten Leistung - bei kleinen Anlagen um bis zu 30 Prozent höher als bei großen.
Kosten: Eine Solaranlage mit 5 Kilowatt Leistung auf 27 Quadratmeter Dachfläche kommt laut dem "Solaranlagenportal" auf knapp 10.000 Euro. Wer sich auf der doppelten Fläche eine 10-Kilowatt-Anlage installieren lässt, muss zahlt etwa 16.000 Euro. Dafür gibt es Unterstützung von der staatlichen Förderbank KfW.
2. Solaranlagen für die Steckdose daheim: Populäre Alternative für "Otto Normalverbraucher"
Steckersolaranlage, Plug-in-Anlage, Balkonkraftwerk - alles Begriffe für die Sonnenstromanlage im Kleinformat, die direkt an eine Steckdose angeschlossen werden kann. Mit ein oder zwei Modulen kann auf dem Balkon oder im Garten Strom für den Eigenbedarf erzeugt werden. Zum Teil in attraktiven Mengen und zu passablen Bedingungen, wie ZAE-Fachmann Büttner sagt.
Für wen das sinnvoll ist: Für Laien, die ohne große Investition und Installation Sonnenstrom für den direkten Verbrauch in der eigenen Wohnung erzeugen wollen. Auch für Mieterinnen und Mieter ist das interessant, wenn sie einen Balkon oder eine Veranda haben. Steckersolaranlagen sind einfach zu montieren und können bei einem Umzug unproblematisch entfernt und mitgenommen werden.
Um Streit zu vermeiden, sollte man Vermieterin oder Vermieter auf jeden Fall fragen, bevor man eine Steckersolaranlage kauft und in der Mietwohnung anschließt, rät Büttner. Grundsätzlich haben Mieterinnen und Mieter jedoch ein Recht auf den Betrieb solcher Anlagen, urteilte das Amtsgericht Stuttgart Ende März 2021 (Aktenzeichen 37 C 2283/20).
Was eine Kleinstanlage bringt: Überschaubare Kosten, wenig Aufwand bei der Installation, gute Leistung – so werden Steckersolaranlagen gerne angepriesen. Sie speisen den erzeugten Strom direkt ins Hausnetz ein, das spart teuren Fremdstrom.
Nach Erkenntnissen von Bastian Büttner sind in Deutschland bereits 200.000 solcher Geräte im Einsatz. Gravierende Un- oder Ausfälle seien ihm nicht bekannt.
Die Nachfrage nach Steckersolaranlagen ist auch in Mainfranken groß: Mitte April sorgte in Schweinfurt eine Sammelbestellung in einer öffentlichen Aktion für Aufsehen. In Würzburg meldet das von Maximilian Braun und Julian Entner gegründete Unternehmen "Main-Stecker Solar" eine beachtliche Nachfrage nach Balkonkraftwerken: Zurzeit lägen über 100 Anfragen vor, heißt es in einer Mitteilung.
Kosten: Steckersolaranlagen kosten laut ZAE-Experte Büttner zwischen 600 und 900 Euro. Mit ihnen ließen sich 120 bis 170 Euro Stromkosten pro Jahr sparen. Je nach Leistung amortisiere sich ein solches Gerät also nach spätestens 7,5 Jahren - so schnell wie bei keiner anderen Art von Solaranlagen.
Was zu beachten ist: Es kann Momente geben, in denen die Steckersolaranlage mehr Strom erzeugt als gerade im Haus verbraucht wird. Die Folge: Der Stromzähler dreht sich "rückwärts". Deshalb sollten alte Zähler durch neue mit einer sogenannten Rücklaufsperre ausgetauscht werden, sagt Büttner. Das sei ab einer Anlagenleistung von 300 Watt peak zu raten, ist in der Regel kostenlos und Sache des jeweiligen Netzbetreibers. Steckersolaranlagen sollten beim örtlichen Stromversorger angemeldet werden.
Wichtig ist auch, dass die Anlage direkt an eine herkömmliche Steckdose angeschlossen werden kann, das ist auf Balkonen oder Terrassen nicht immer gegeben. Unter Umständen muss ein Elektriker hinzugezogen werden.
Zu beachten ist zudem, dass Steckersolaranlagen bei einem Stromausfall nicht funktionieren, weil dann der Wechselrichter der Anlage nicht arbeite, erklärt Büttner. Die beste Wirkung hätten Balkonkraftwerke, die nach Süden, Osten oder Westen ausgerichtet sind. Auch die Neigung zur Sonne sei wichtig.
3. Solartaschen, Solarkoffer und Mini-Solargeräte: Vor allem beim Camping oder zum Aufladen sinnvoll
Am Campingbus Strom erzeugen oder Laptop und Smartphone unabhängig vom Stromnetz aufladen: Das ist der klassische Zweck von tragbaren Solargeräten, die oft einen Akku haben. Sie dienen nicht als dauerhafter Stromlieferant in der Wohnung, sondern eher als Ergänzung für bestimmte Situationen im Alltag.
Was solche Geräte bringen: Neben dem Einsatz im Freien sorgen Solartaschen, Solarkoffer und Minigeräte zum Beispiel dafür, dass man bei einem längeren Stromausfall Geräte wie Smartphones, Tablets, Taschenlampen-Batterien oder andere Kleingeräte aufladen kann. Nach Einschätzung von ZAE-Fachmann Büttner bringen es die mitunter faltbaren Solartaschen oder Solarkoffer bei Sommersonne auf einen täglichen Stromertrag von bis zu 1,2 Kilowattstunden. Damit lasse sich rein rechnerisch ein Smartphone bis zu 80 Mal laden.
Kosten: Laut Büttner kosten Solartaschen und -koffer je nach Leistung zwischen 250 und knapp 600 Euro. Über einen Laderegler können sie zum Beispiel eine Autobatterie laden. Gekoppelt mit sogenannten Powerstations (ab etwa 400 Euro) gibt es für die Verbindung mit Endgeräten meistens USB- und 12-Volt-Anschlüsse sowie einen 230-Volt-Stecker. Einen solarunterstützten Extra-Akku für Smartphones ("Powerbank") gibt es ab etwa 40 Euro.