
Mieter haben selten die Möglichkeit, Photovoltaikmodule auf das Hausdach anzubringen. Für sie, aber auch für alle anderen, gibt es eine Möglichkeit, Solarstrom zum Eigengebrauch zu erzeugen. Das versprechen Balkonsolaranlagen, fachlich "Stecker-Solargeräte" genannt. Sie benötigen fast keinen Platz und können praktisch überall montiert werden. Mit den Balkonsolaranlagen lassen sich nicht nur Stromkosten sparen, sie sind gleichzeitig ein lokaler Beitrag zur Energiewende. Bei der digitalen Veranstaltung "Wie holen wir die Sonne vom Balkon" im Rahmen des Wattbewerbs, an dem die Stadt Schweinfurt teilnimmt, stellte Christian Dürschner, Gutachter für PV-Anlagen, die Steckersolargeräte vor.
Was sind Steckersolargeräte überhaupt?
Steckersolargerät ist der offizielle Begriff für eine Mini-Photovoltaikanlage mit einer Nennleistung von bis zu 600 Watt. Sie bestehen aus einem oder zwei Solarmodulen, einem dazu passenden Modulwechselrichter, einem Anschlusskabel und den erforderlichen Montageteilen.
Wo lassen sich die Stecker-Solargeräte anbringen?
Zum Beispiel an Einfamilienhäusern, Mehrfamilienhäusern, Mietshäusern oder auch an industriell genutzten Gebäuden. Dabei müssen es nicht immer nur das Dach, der Balkon oder die Terrasse sein. Sie können auch im Garten platziert und sogar mit der Sonne gedreht werden. Außerdem kann man die Stecker-Solargeräte als Vordach anbringen, was zusätzlich einen Witterungsschutz bietet. Der Kreativität sind praktisch keine Grenzen gesetzt: Sie können auch als Tischplatte auf dem Balkontisch angebracht werden.
Ich habe keine sonnenreiche Südseite, kann ich trotzdem Photovoltaikanlagen aufstellen?
Unterfranken entwickelt sich immer mehr zum Sonnenland. Und die Steckersolargeräte können schon heute nicht nur auf der Südseite, sondern auch auf der Ost- und Westseite angebracht werden. Sogar auf der Nordseite können sich die Mini-Photovoltaikanlagen lohnen, wenn die Neigung nicht größer als 15 Grad ist. Es kann sinnvoll sein, die beiden Module an zwei unterschiedlichen Seiten anzubringen.
Fördert die Stadt Schweinfurt oder eine Landkreisgemeinde die Anschaffung?
Die Stadt Schweinfurt hat eine kommunale Förderung bisher nicht vorgesehen. Dagegen bezuschusst etwa die Gemeinde Bergrheinfeld seit 1. Juli 2021 Photovoltaikanlagen mit 50 Euro pro angefangener Kilowatt Peak.
Muss ich einen Vertrag mit den Stadtwerken Schweinfurt abschließen?
Nein. Es ist wichtig, dass der örtliche Stromnetzbetreiber über den Betrieb eines Stecker-Solagerätes informiert wird (siehe unten). Er kann die Nutzung allerdings nicht verbieten.
Muss ich meinen Zähler wechseln, wenn ich eine Mini-Photovoltaikanlage anschaffe?
Für die Steckersolargeräte ist Zähler mit Rücklaufsperre erforderlich. Gegebenenfalls ist also ein Zählertausch nötig, sofern nur ein Einrichtungszähler ohne Rücklaufsperre vorhanden ist. Hierzu nimmt man am besten Kontakt mit dem Messstellenbetreiber auf.
Brauche ich einen eigenen Stromkreis?
Nein. Die Solarmodule erzeugen Gleichstrom, ein Wechselrichter macht daraus Wechselstrom. Der kann dann in eine Einspeisesteckdose gegeben werden. Der Strom wird in den Endstromkreis des Hauses oder der Wohnung eingespeist und kann selbst verbraucht werden. Somit lassen sich Stromkosten sparen.
Wofür kann ich den Strom nutzen?
Zuerst wird automatisch der Strom aus der Eigenproduktion verbraucht und nur noch der zusätzlich benötigte Strom aus dem öffentlichen Stromnetz bezogen. Der Strom wird vor allem von Haushaltsgeräten verbraucht, die dauerhaft Strom benötigen, etwa der Kühlschrank oder der Gefrierschrank. Aber auch die Waschmaschine kann den eigens erzeugten Strom nutzen, wenn sie gerade läuft.

Können Mieterinnen und Mieter die Steckersolaranlage einfach anbringen?
Mietpersonen sollten zunächst in den Mietvertrag oder die Hausordnung schauen und mit den Vermietenden sprechen. Sobald das äußere Erscheinungsbild geändert wird, müssen der Vermieter oder die Vermieterin zustimmen. Nutzt man die Anlagen als Balkontischplatte, müssen die Vermietenden nicht zwingend informiert werden.
Muss die Anlage von einer Fachfirma angeschlossen werden?
Nein. Die Mini-PV-Anlagen dürfen mit einer Nennleistung von bis zu 600 Watt ohne komplexe Anmeldung selbst installiert werden. Die Nennleistung der Solarmodule kann sogar höher sein, solange der Wechselrichter seine Ausgangsleistung auf maximal 600 Watt begrenzt. Allerdings muss eine spezielle Energiesteckdose benutzt werden, die gegebenenfalls von einer Fachfirma angebracht werden muss.
Was muss ich rechtlich beachten?
Von der Anlage darf keine Gefährdung ausgehen, die elektrische Sicherheit muss gewährleistet sein, Nachbarn dürfen nicht geblendet werden. Außerdem muss das Steckersolargerät sturmsicher befestigt sein, und möglicherweise muss auf den Denkmalschutz Rücksicht genommen werden.
Des Weiteren muss die Anlage kostenlos beim Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur angemeldet werden. Auch der Netzbetreiber muss informiert werden, hierfür gibt es Musterschreiben im Internet. Das Formular zur Anmeldung bei den Stadtwerken Schweinfurt ist unter diesem Link zu finden: https://www.stadtwerke-sw.de/energie/photovoltaik/einspeisung
Sind die Mini-Photovoltaikanlagen überhaupt wirtschaftlich?
Je nach Standort werden sich die Anschaffungskosten nach viereinhalb bis neuneinhalb Jahren amortisiert haben. Ab diesem Zeitpunkt macht man also einen Gewinn. Die Haltbarkeit der Module wird mit mindestens 20 Jahre angegeben. Auch aus ökologischer Sicht lohnen sich die Anlagen. Nach 20 Jahren Betriebsdauer hat das Stecker-Solargerät rund achtmal mehr Energie produziert, als für die Herstellung benötigt wurde.
Ist es schlimm, wenn mehr Strom produziert wird als ich verbrauche?
Gerade während der Sommerurlaubszeit kann dieser Fall auftreten. Der Strom fließt dann ins öffentliche Stromnetz. Das ist kein Problem. Bei der Anmeldung bei den Stadtwerken Schweinfurt unterschreibt man aber dafür, dass man keine Einspeisung beabsichtigt und für eventuell in das Netz eingespeisten Strom keine Vergütung beansprucht.
Bei großen Anlagen bekommt man 8 Cent/kWh, was schon zu Reingewinn der Stromkonzernen führt.
Bei diesen Kleinanlagen wäre es angebracht, den Zähler einfach rückwärts laufen zu lassen und so den Aufwand der Abrechnung der Einspeisung zu sparen.
Das wäre fair!
So läufts in Holland. Der Zähler läuft einfach rückwärts. Einfach Anlage anschließen, fertig. Keine Steuererklärung, keine Umsatzsteuererklärung, keine MwSt auf Eigenverbauch, keine Einspeiselimit, keine Registrierung, ...
MMn ist eine dezentrale Stromversorgung bei uns politisch nicht gewünscht. Nur so ist die Bürokratisierung rund um die private PV Anlage zu erklären. Hier sollen wohl die Pfründe der wenigen Stromkonzerne geschützt werden. Diese sollen zentralisiert erneuerbaren Strom erzeugen. Dafür gibt es Zuschüsse vom Statt. So bleibt das alte Gefüge erhalten. Aber dazu braucht es Netzausbau, Südlink, etc. Weil nur so der Strom über weite Strecken zum Verbraucher kommt.
Hätte man auf jedem Dach eine PV Anlage, würde das das Netz enorm entlasten, da Strom ortsnah erzeugt und verbraucht wird. Der Netzausbau könnte viel kleiner ausfallen.
die beschriebene spezielle Energiesteckdose ist nicht nötig.
Bitte richtig informieren.
Danke