Mit Blick auf die steigenden Energiepreise - insbesondere durch den Urkaine-Krieg - fragen sich Hauseigentümerinnen und -eigentümer, ob sie ohne fossile Brennstoffe heizen können. Wie das geht, was gefördert wird und wie lange eine Umstellung dauert, erläutern Fachleute aus Mainfranken.
Welche Möglichkeiten gibt es, ohne Gas und Öl zu heizen?
Alternativen zu Gas- und Ölheizungen gibt es einige. Dazu zählen die Wärmepumpe, die Pelletheizung, die Stromheizung mit erneuerbarer Energiequelle oder ein klassischer Holzofen, lautet der Hinweis von Energieberater Florian Wohlfeil aus Kolitzheim (Lkr. Schweinfurt). Die Solarthermie kann bis zu einem gewissen Grad die Heizung unterstützen und beispielsweise mit einer Wärmepumpe oder einer Holzheizung kombiniert werden.
Wenn ein Heizkraftwerk, das die Fernwärme liefert, mit erneuerbaren Energien betrieben wird, lässt sich auch dieses System als regenerativ werten. Das können Hauseigentümerinnen und -eigentümer jedoch nicht beeinflussen.
Welche Voraussetzungen gelten für eine Umstellung der Heizung?
Auch wenn es Möglichkeiten gibt: Nicht jedes Haus ist für jede davon geeignet. Bei der Wärmepumpe beispielsweise sind die Vorlauftemperatur und die Heizlast entscheidend. Damit eine Wärmepumpe effizient läuft, darf das Heizwasser im Kessel auf maximal 50 Grad erwärmt werden. Optimal sind Temperaturen um die 30 Grad.
Die Heizlast bezeichnet die Wärmezufuhr, die nötig ist, um eine bestimmte Temperatur im Haus aufrechtzuerhalten. Je geringer die Heizlast, umso weniger Energie wird verbraucht. Gerade ältere Häuser haben laut Energieberater Wohlfeil häufig schlecht gedämmte Außenwände und eine entsprechend hohe Heizlast.
"Die Außenwand ist meistens die größte Fläche am Gebäude", erklärt der Experte. "Sie entscheidet darüber, ob wir den Verbrauch herunterfahren können." Zwar könne auch über ein gut gedämmtes Dach etwas erreicht werden. Doch der Effekt sei nicht so groß wie bei den Wänden.
Hinzu kommt: Hauseigentümerinnen und -eigentümer, die auf eine Wärmepumpe umstellen, müssen häufig auch ihre Heizkörper austauschen. Denn mit einer Flächenheizung in Fußboden, Decke oder Wand arbeitet das System am energiesparendsten.
Ist 100-prozentige Unabhängigkeit realistisch?
"100 Prozent Autarkie bedeutet nicht nur Wärme", sagt Wohlfeil. "Man muss sich auch vom Stromnetz abkoppeln und eine Wasserversorgung aufbauen." Das sei zwar in manchen Fällen möglich. Jedoch müsse man dabei auf Komfort verzichten.
Blickt man nur darauf, sich komplett von fossilen Brennstoffen zu lösen, ist die Autarkie einfacher zu erreichen. Das ist nach den Worten von Energieberaterin Anja Wunderlich aus Veitshöchheim bei Würzburg mit einem sehr gut gedämmten Gebäude, Solarthermie, Photovoltaik-Anlage, einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und Holz- oder Pelletofen zu erreichen. Hinzu kommen eine Batterie und ein Speichersystem. Beispiele dafür sind die Sonnenhäuser.
Umstellung der Heizung: Welche Fördermöglichkeiten gibt es?
Der Staat übernehme beim Einbau einer Solarthermieanlage 30 Prozent und bei Wärmepumpen 35 Prozent der Kosten, so das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Auch Erneuerbare Energien-Hybridheizungen sind demnach mit 35 Prozent förderfähig. Bei diesen EE-Hybriden werden verschiedene Wärmeerzeuger kombiniert, beispielsweise eine Wärmepumpe mit einer Solarthermie.
Alle, die zudem ihre alte Ölheizung gegen eine Wärmepumpe oder einen EE-Hybrid austauschen, profitieren von weiteren zehn Prozent Förderung. Hinzu kommen nochmal fünf Prozent, wenn ein individueller Sanierungsfahrplan vorliegt.
Ein Beispiel des Energieberaters Wohlfeil: Stellt jemand von einer Ölheizung auf eine Wärmepumpe um, baut als Unterstützung noch einen Holzofen ein und erneuert ein paar Heizkörper, kostet das etwa 40.000 Euro. Davon würden 45 Prozent (10 Prozent Ausbau Ölheizung plus 35 Prozent Wärmepumpe) bezuschusst werden. Mit Sanierungsfahrplan werde unterm Strich sogar die Hälfte der Kosten gefördert.
Entsteht durch die Sanierung ein Effizienzhaus, gibt es zudem Programme der Förderbank KfW. Dazu zählen Kredite mit besonderen Konditionen sowie Sanierungs- und Bauzuschüsse. Ein Effizienzhaus ist ein Gebäude mit niedrigem Energiebedarf und sehr guter Wärmedämmung.
Wie lange dauert die Umstellung der Heizung?
Wie lange es dauert, das Heizsystem umzustellen, lässt sich pauschal nicht sagen. Denn jedes Haus und jeder Auftrag ist individuell zu betrachten. Doch alle, die sich jetzt für eine Umstellung entscheiden, werden warten müssen: Sowohl bei den Energieberatungen als auch den Handwerksbetrieben sind die Auftragsbücher für die nächsten Monate voll.
Grund dafür sind laut Wohlfeil einerseits die hohe Nachfrage, die seit etwa zwei Jahren herrscht. Andererseits fehlen überall die Fachkräfte. Hinzu komme, dass es an Material mangele. Manche Aufträge stoppten deswegen derzeit. Das mache es zudem für alle schwer, zu planen.