| Überschrift auf der Titelseite der Zeitung: Als Garantie gibt es diese Sicherheit aber trotzdem nicht.
Anton Sahlender
| aktualisiert: 27.04.2023 01:26 Uhr
Mit Überschriften ist es nicht ganz einfach. Am 26. März hieß es auf der Titelseite der Zeitung „Unterfranken ist sicher“. Sogleich fragte ein Leser, „übernimmt der Autor die Regresspflicht für seine vollmundige Behauptung?“ Wohl weil er daran selbst nicht glaubt, bot er alternativ noch ein „Gut gebrüllt, Löwe?“ an.
Das gibt die Statistik nicht her
„Gut gebrüllt“ war diese Überschrift aber auch nicht. Wahrscheinlich nicht einmal aus Sicht der Polizei, obwohl deren aktuelle Kriminalitätsstatistik für Unterfranken sogar bundesweit in Sachen Sicherheit Spitzenwerte ausweist. Aber eine Garantie auf Sicherheit, die gibt auch die Polizei nicht. Die Überschrift ist folglich trügerisch.
Wie kommt diese Überschrift dann in die Zeitung?
Das Seiten-Layout hat halt mal wieder wenig Platz gelassen, um die Aussage zu präzisieren (etwa: „Unterfranken ist vergleichsweise sicher“). Der Aussage-Verkürzung entspringt eine Tatsache, die es nicht gibt und die auch die Statistik nicht hergibt.
Der Text sagt, was Sache ist
Aber Regress könnte nur geltend gemacht werden, wenn eine falsche Nachricht jemanden nachweislich schädigt. Das ist hier nicht der Fall, zumal der Text des Artikels sagt, was Sache ist. Und im Inneren der Zeitung erklärt ein umfangreicher Beitrag („Weniger Opfer durch Kriminelle“) die Statistik der Polizei detailliert. Es genügt nie, nur Überschriften zu lesen.
| Der Artikel sagt, wie es richtig ist. Die Überschrift geht zu weit.
Online macht's einfacher
Einfacher ist es mit den digitalen Überschriften im Online-Angebot auf mainpost.de. Die sind kaum im Umfang beschränkt und lassen sich löschen, wenn sie nicht korrekt sind. Das kann durch Schnelligkeit und den Drang zu Reizworten eintreten. Als am Ostermontag zu lesen gewesen ist, „Ein Missbrauchsbeauftragter als Täter“, wurde das schnell geändert. Und in der gedruckten Zeitung konnte die Erkenntnis aus dem Online-Angebot genutzt werden. Das heißt, der Fehler wurde nicht mehr gemacht.
| Der Standpunkt zu diesem Beitrag führte zu einer kritischen Nachfrage.
Man neigt zu der Frage, woher weiß der Autor das? ..... Doch der weiß das nicht. Denn er hat geschrieben,"hätten sicherlich nichts dagegen". Das „sicherlich" schränkt ein und lässt erkennen, dass der Autor keine Tatsache, aber die Wahrscheinlichkeit zu erkennen glaubt, dass die Menschen nichts gegen weitere Menschen in Not in ihrem Städtchen haben. Sicherlich gibt folglich keine Sicherheit. Journalistisch handelt es sich (unter der Überschirft "Standpunkt") um Meinung, für die sich hier gewiss unmissverständlichere Formulierungen gefunden hätten.
Grundsätzlich füge ich hinzu: Kommentare sind begründete Diskussionsbeiträge eines Autors und nicht Haltung des Mediums.