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WÜRZBURG
Kann man 460 Millionen Flughäfen wirklich übersehen?
Meine Anregung von vergangener Woche, Fehler in der Zeitung gleich zu melden, ist bislang in der Leserschaft auf wenig Resonanz gestoßen. Das könnte man journalistisch unter einem „Gott sei Dank“ verbuchen, müsste ich nicht auch einen Erfolg melden, der für die Redaktion kein Ruhmesblatt ist.
Anton Sahlender
 |  aktualisiert: 15.07.2013 11:42 Uhr
Darauf ist zu achten – neben Grammatik und Rechtschreibung.
| Darauf ist zu achten – neben Grammatik und Rechtschreibung.

Unter der Überschrift „Auf den Regionalflughäfen wird die Luft dünn“, war am 4.7. (S. 18) ein erstaunlicher Satz zu lesen: „822 Millionen Fluggäste werden derzeit jährlich von den 460 Millionen europäischen Flughäfen abgefertigt.“ – Nur ein Uni-Professor hat mich darauf aufmerksam gemacht.

Ich bin der Sache nachgegangen. Diesen unwahrscheinlichen Satz übermittelte unser Korrespondent so aus Brüssel. Nun muss man aber davon ausgehen, dass verantwortliche Redakteure hier über die unglaubliche Anzahl der europäischen Flughäfen stolpern. Dem war nicht so. Auch beim folgenden Korrekturlesen wurde die Zahl nicht beanstandet.

Warum übersehen also vier kompetente Personen vor der Veröffentlichung die 460 Millionen europäischen Flughäfen, auf denen dann jährlich keine zwei Fluggäste abgefertigt würden? Für das Erkennen muss man doch nicht Professor sein.

Ich mag nicht wieder alleine die Zeitknappheit in einem tagesaktuellen Medium und die Vielfalt anderer Aufgaben ins Feld führen. Zeigen mir doch Gespräche mit Beteiligten, dass in diesem Fall wohl großes Vertrauen in den Korrespondenten, der sich durch seine Korrektheit auszeichnet, eine Rolle spielt. Dann hat sich wohl einer auf den anderen verlassen.

Schön, wenn sich Redakteure gegenseitig vertrauen. Aber auch gefährlich, wie das Beispiel zeigt. Niemand ist unfehlbar. Bekanntlich ist Vertrauen gut, Kontrolle besser. Das heißt, alle Beteiligten müssen ihre Verantwortung stets bewusst und richtig wahrnehmen. Inzwischen wurde die Zahl der europäischen Flughäfen auf 460 korrigiert.

Beim Gegenlesen von Beiträgen soll in der Redaktion eine Checkliste helfen, die hier abgebildet ist. Man erkennt: Rechtschreibung und Grammatik sind längst nicht alles.

 
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Kommentare
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  • Der Beitrag über die millionenfachen Flughäfen regte zum Schmunzeln an. Warum monieren, gibt es doch einen beflissenen Leseranwalt, der alles richtig zu stellen vermag.
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  • antonsah
    ... die Richtigstellung stand trotz oder wegen meiner Beflissenheit und dank des Hinweises aus der Leserschaft bereits am nächsten Tag in der Zeitung. Geschrieben hat sie - wie immer in diesen Fällen - die zuständige Redaktion, nicht ich.
    Anton Sahlender, Leseranwalt
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  • wisi
    Guten Morgen, das kann man so tatsächlich nicht stehen lassen. Meine beiden EMails mit Kritik am Korrekturlesen an die Redaktion wurden gar nicht erst beantwortet. Wenn man das dann mit mehreren Leuten mal gemacht hat, dann schreiben diese auf solche Anfragen erst gar nicht mehr. Schauen Sie einfach mal die Lokalausgabe Karlstadt der letzten vier Wochen durch. Ich bin mir sicher Sie finden dort einen ganzen Haufen offensichtliche Fehler. Das geht mittlerweile teilweise soweit, dass man den Satz dreimal lesen muss, die Satzstellung verändern und sich ein Verb dazu denken muss, damit das einen Sinn ergibt. Oft schaut es so aus, als ob jemand in der Redaktion einen Artikel von extern "verbessern" möchte und dann aber aus Zeitmangel das nur halbherzig tut. In meinen Augen besteht derzeit ganz viel Verbesserungsbedarf. Oft sind das übrigens auch Fehler, die jede einfache Rechtschreibprüfung (inkl. Word...) erkennt. Man kann sich also auch technischer Hilfsmittel bedienen...
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  • lon*wa
    Da hätte man viel zu tun, Fehler in der Zeitung gleich zu melden. Es haben schon, auch in der Vergangenheit; immer wieder Leser diese Problematik angesprochen.
    Geändert hat sich nichts. Meinem subjektiven Empfinden nach, wächst die Anzahl noch.
    Schönes Beispiel von heute 8.7. 2013
    "Kokain in Büstenhaltern versteckt".
    Im Artikel war es dann Heroin. Warum schreibt man nicht einfach Rauschgift, wenn man sich nicht auf die Art der Droge einigen kann. Oder sollte eine Wiederholung vermieden werden? grinsen
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